Lula hat eine Pflegestelle bei Detlef Siggelkow.

29. Juni 2015

Von der Ankunft von neun rumänischen Hunden aus dem Hundelager Bukov berichtet dieses Mal unser Mitglied Detlef Siggelkow, der selbst im Mai in Ploiesti war und dort gemeinsam mit drei anderen Tierschützern an verschiedenen Baumaßnahmen für die Hunde mitgewirkt hat.

Am 22. Mai dieses Jahres durfte ich in Bucov miterleben, wie die Hunde aus ihren Zwingern geholt wurden, jeder von ihnen ein Halsband bekam und sie dann im Transporter ihren Platz für die lange Fahrt über Österreich nach Deutschland einnahmen. Erstaunt hatte mich damals, wie ruhig die Hunde waren, kein Gebelle oder gar Gejaule, sie lagen still auf ihren Plätzen. Man hatte das Gefühl, sie wussten, nun wird alles gut. Man mag denken, wie schrecklich so eine lange Fahrt in so einer kleinen Box sein muss, aber es ist die Fahrt hinaus und fort von diesem Ort, an dem schon erfahrene Auslandstierschützer in Tränen ausbrachen. Es ist fast alles besser als dort zu bleiben.

Nun durfte ich dabei sein, als die Hunde aus Ploiesti hier beim HTV ankamen und für sie der Start in ein neues sicheres und glücklicheres Leben begann. Neben den sieben Hunden, die der HTV aufnimmt, sollten auch meine beiden – Kia und Atilla – an Bord sein und die beiden hatten die Erlaubnis, für 48 Stunden zu Gast* beim HTV zu sein, um gesundheitlich durchgecheckt zu werden. Was für ein Gefühl, wenn man selbst vor Ort war und den Hunden sein Versprechen gab, sie da rauszuholen, und sie nun hier persönlich bei ihrer Ankunft in die Arme schließen zu dürfen.

Atilla, der mir während der Arbeiten in seinem Zwinger nicht von der Seite wich, jede erdenkliche Situation ausnutzte, um seinen Kopf in meinen Schoß zu legen, er, der am letzten Tag am Gitter seines Zwingers stand und mir nachschaute und dessen Augen zu sagen schienen: Wo willst Du hin? Du wolltest mich doch mitnehmen? Ich hab doch dein Wort!

Und dann Kia, die wir bei unserem Aufenthalt vor Ort verletzt aus einem Zwinger geholt, zum Tierarzt Dr. Popescu in die Klinik brachten und wegen der wir danach im ständigen Kontakt zu der rumänischen Tierschützerin Aniela Ghita standen, um ihren Gesundheitszustand zu erfahren. Immer wieder die Angst, schaffen es die beiden oder kommt eine von diesen viel zu häufig gesendeten Trauer-Mails. Kurz vor der Abreise erreichte uns eine der nicht so guten Nachrichten. Kia kann nicht reisen. Aniela bat uns, stattdessen Lula zu nehmen, ebenfalls eine Hündin, die in Ploiesti zerbissen auf der Straße aufgefunden wurde, deren Gesundheitszustand aber die lange Reise nach Hamburg zuließ. Wir sagten zu. Erste Erleichterung stellte sich am Freitagnachmittag ein, als ich die Nachricht von Aniela erhielt. “Ok your Doggis are save“. Noch ein paar Stunden und die Tage der Ungewissheit sind vorüber.

Als dann der von allen Helfern sehnlich erwartete Transporter um 3:40 Uhr am Sonntagmorgen durch das HTV-Tor fuhr, erhöhte sich mein Puls auf den eines Marathonläufers. Nach der herzlichen Begrüßung von Dr. Popescu und seinem Begleiter öffnete sich die Schiebetür des weißen VW Crafter und da waren sie, all die, die es geschafft hatten, Ploiesti endlich zu verlassen. Meine Blicke suchten Atilla und Lula. Was dann in mir vorging, kann ich nicht in Worte fassen, man muss solch einen Moment selber erleben. Ein unvergesslicher Morgen!

Medea ist recht entspannt.

Einige Hunde schauten etwas ängstlich aus ihren Käfigen heraus, wer kann es ihnen verdenken. Dann begann das Entladen. Alle Hunde wurden sehr organisiert, einzeln nacheinander aus dem Transporter gehoben. Sandra Gulla sah sich jeden Hund genau an und kontrollierte die dazugehörigen Papiere, bevor wir sie in ihr vorerst neues Zuhause brachten. Als alle Neuankömmlinge sicher untergebracht waren, beluden wir die freien Plätze des Transporters mit den zahlreichen Futterspenden, die so sehr in Rumänien benötigt werden. Gegen 5 Uhr verabschiedeten wir uns von Dr. Popescu und dem zweiten Fahrer. Anschließend wurden die ersten Mahlzeiten auf Hamburger Boden zubereitet, die alle Hunde mit Genuss verspeisten, und dann gab es die von den meisten Hunden ersehnten Streicheleinheiten. Selbst die schüchternen tauten nun auf. Wir verabschiedeten uns mit der Gewissheit, dass diese freundlichen, lieben Hunde bald ein zuverlässiges Zuhause finden werden. Ich war begeistert von der professionellen Arbeit aller HTV-Beteiligten.

Eine Tierschutzarbeit, die auf keinen Fall ihr Ende finden darf, sei der Weg auch noch so steinig, die armen Seelen dort haben nur uns Tierschützerinnen und Tierschützer.

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(Fotos: HTV-Vorstandsmitglied Katharine Krause)

*Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.