Calico hat es geschafft!

30. November 2015

In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnten wir 16 Hunde aus dem Hundelager Bucov in Rumänien in unsere Obhut nehmen. Vier von ihnen sind Gasthunde*, die anderen zwölf Geretteten suchen demnächst über den Hamburger Tierschutzverein (HTV) ein liebevolles und zuverlässiges Zuhause. Damit haben seit Projektstart im April vergangenen Jahres 200 rumänische Hunde ein vorübergehendes Zuhause im Tierheim Süderstraße gefunden.

Hierzu berichtet unsere 2. Vorsitzende und Projektkoordinatorin Auslandstierschutz Rumänien Sandra Gulla:

Wieder liegt eine Ankunftsnacht hinter mir und die Freude über die Hunde, die diesmal ihrem elendigen Leben im Lager Bucov in Ploiesti entfliehen konnten, wärmt mich noch durch und durch. Ich habe immer daran geglaubt, dass es gut ist, im Tierschutz über den Tellerrand zu schauen (natürlich auch auf den Teller) und dass unser Rumänienprojekt hilfreich ist. Aber tatsächlich habe ich zu Beginn nicht zu hoffen gewagt, dass wir als Hamburger Tierschutzverein in der Lage sind, so viel zu bewegen. Neben den 200 HTV-Hunden konnten wir bereits Dutzenden Gasthunden bei ihrem Weg in ihre Pflegestellen oder Familien behilflich sein. Nur ganz wenige der bisher zur Vermittlung aufgenommenen Hunde sind längerfristig bei uns im Tierheim geblieben und für sie alle ist unser Tierheim ein guter Ort mit Pflege, gutem Essen und Beschäftigung, nicht zuletzt durch engagierte Gassigeherinnen und Gassigeher. Das Projekt erfährt immer mehr finanzielle Unterstützung, so konnten alle Ausreisetickets dieses Transportes durch direkte Spenden gedeckt werden. Und eine Entwicklung, die mich auch besonders begeistert ist, dass sich immer mehr HTVlerinnen und HTVler ehrenamtlich auf den Weg nach Rumänien machen, um direkt zu unterstützen. Bereits zweimal waren Reisetrupps in Baile Herculane, fürs Frühjahr sind Einsätze sowohl in Baile als auch in Ploiesti in der Planung. Die Rumäniengruppe, die sich im HTV etabliert hat, koordiniert und organisiert die Arbeitseinsätze und unterstützt das Projekt nach Kräften. Und so bin ich fest überzeugt, dass wir in der Lage sind, noch ganz oft dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und eigentlich dem Tod und der Verelendung anheimgestellten Hunden ein zweites Leben zu ermöglichen.
Welche Hunde diesmal die Chance bekommen konnten, können Sie auf den wundervollen Bildern unseres Mitglieds Petra Esch sehen, die mir neben weiteren vier HTVlerinnen bei der Ankunft der Hunde geholfen hat. HTV-Mitglieder, die auch mal bei einer Ankunft helfen möchten, können sich über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. in eine Unterstützungsliste eintragen lassen.

Zu einigen unserer Neuankömmlinge möchte ich Ihnen noch ein wenig berichten. Mit Pepe haben wir zum wiederholten Male einen Hundesenior aufgenommen. Er muss nun keinen kalten Winter, mit ständigem Kampf um genug Futter und einen geschützten Hüttenplatz, mehr ertragen. Er kann jetzt seine in die Jahre gekommenen Glieder im sauberen Körbchen im Warmen ausstrecken, um seine Hautproblem können wir uns kümmern und für anregende Spaziergänge wird sicher auch gesorgt werden und vielleicht findet er auch ganz schnell ein verständiges Zuhause. Sicher war das Leben bisher hart für Pepe, aber jetzt haben wir die Chance für ein bisschen Ausgleich zu sorgen.

Wir haben Liz und Enrico aufgenommen, beide Langzeitinsassen im Hundelager und beide haben mich bei der Ankunft völlig verblüfft. Liz ist eine ganz aufgeschlossene, dabei unaufdringliche, fast zärtliche Hündin und Enrico hat sich nach dem ersten Schritt auf Hamburger Boden nur noch gefreut über jeden und alles.

Clodette hat das Ausreiseticket und den Transportplatz von Firia nutzen können. Firia lebt mittlerweile frei auf dem Gelände des Lagers und war nicht einzufangen. Hoffen wir, dass sie einigermaßen über den Winter kommt und sollten die rumänischen Tierschützerinnen sie doch nochmal einfangen können, steht selbstverständlich unsere Aufnahmezusage für sie.

Und dann Beka und Vincent. Beide Hunde habe ich im Sommer in Rumänien kennengelernt. Sie lebten dort schon lange zusammen in einem kleinen Zwinger im Lager. Beka war auch schon lange mit Bild und Beschreibung in der Fotogalerie unseres Kooperationspartners ProDogRomania e.?V., doch niemand interessierte sich für sie. Vincent hatte nicht mal das, denn die Chancen, die die Tierschützerin Mihaela Teodoru für ihren großen, kräftigen Schützling sah, waren weniger als gar keine. Ein halbes Jahr habe ich nun gehofft, dass sich doch jemand für Beka findet und für Vincent habe ich aktiv einen Aufnahmeplatz gesucht. Grundsätzlich bemühe ich mich bei der Auswahl der Hunde für den HTV sehr auf deren potentiell gute Vermittlungschancen zu achten. Aber Beka und Vincent haben mich nicht mehr losgelassen und die Idee, dass sie gemeinsam ausreisen könnten und gemeinsam beginnen könnten, sich im neuen Leben zurechtzufinden und dann vielleicht doch auf diesem Weg in ihre Zuhause finden könnten, ließ sich aus meinem Herzen und Kopf nicht mehr verbannen. Ich denke, Sie werden mich verstehen, wenn Sie die Bilder unserer Wiedersehensfreude betrachten. Jetzt gibt es ganz viele Bilder von den beiden, auch das soll schon ein Ausgleich sein und ihre Chancen auf eine Vermittlung verbessern. Und bitte behalten Sie eines im Kopf, wenn Sie die Bilder betrachten: Ich habe in den zwei Wochen im Sommer im Hundelager Bucov vielleicht alles in allem drei Stunden mit Beka und Vincent verbracht. Es ist also nicht schwer, zu beiden eine Bindung aufzubauen, wenngleich für Hunde wie für uns gilt, wer uns in großem Elend beigestanden hat, den vergessen wir nicht. Ich konnte Beka und Vincent aber auch nicht „vergessen“ und jetzt sind sie hier und ich wünsche mir sehr, dass sie andere Herzen so erobern wie meines.

Hier geht es zur Bildergalerie.
(Fotos: Petra Esch)

* Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.