Casi leidet unter seinen geschwollenen Beinen.

26. Mai 2016

Am Mittwochmorgen mussten wir uns erst einmal von Sandra und Björn verabschieden. Es gab einige Tränen und wir haben uns kräftig gedrückt. Danach musste der Alltag im Tierheim aber gleich weitergehen, denn die Hunde müssen versorgt und geherzt werden, das hat oberste Priorität.

Für viele von uns wird Donnerstag schon der letzte Tag im Shelter sein. Danach bleiben bis Sonntag nur noch Inka, Thomas, Katerina und Michel vor Ort. Für die Abreisenden wird es emotional immer schwieriger, je näher der Abschied rückt, denn man weiß, man muss die liebgewonnenen Hundeseelen zurück lassen.

In den vergangenen Tagen haben wir mit 13 Leuten tatkräftig den Tierheimalltag unterstützt. Diesen müssen, wenn wir nicht mehr da sind, wieder eine handvoll Leute alleine wuppen. Man hat die letzten Tage gesehen, wie viele Reinigungsarbeiten und Baumaßnahmen wir verrichtet und was wir an Streicheleinheiten verteilt haben, und kann sich vorstellen, dass eine handvoll Menschen lediglich und nur mit Mühe überhaupt die Grundversorgung gewährleisten kann.

Tiffany
ist am Mittwoch in einen anderen Zwinger umgezogen, da sie in ihrer letzten Gruppe gemobbt wurde. Sie durfte dort den Innenbereich nicht nutzen und musste bei Wind und Regen draußen bleiben. Mit ihrem neuen Mitbewohner Pumpkin scheint sie bisher sehr gut auszukommen. Und auch Charles hat den Zwinger gewechselt. Er zeigte sich in seiner bisherigen Gruppe unfreundlich gegenüber den anderen Bewohnern. Nun wohnt er mit der freundlichen Hündin Mel zusammen und die beiden wirken sehr harmonisch.

Die am Dienstag angereiste Hundemama mit den drei Tage alten Welpen lebt sich dank Katerinas liebevoller Betreuung gut ein und verliert langsam ihre Scheu.

Heute wurden noch viele pflegerische Maßnahmen vorgenommen. Nick und Inka haben unter anderem auch Krallen geschnitten. Nicht immer war dies eine einfache Aufgabe, so dass zur Sicherheit auch einmal ein Maulkorb angelegt werden musste.

Casi der am Montag in die Tierklinik gereist ist, ist einer der Sorgenfellchen, von dem man nur schweren Herzens Abschied nimmt. In der Tierklinik konnte zum wiederholten Mal keine Ursache für seine geschwollenen Beine festgestellt werden, denn Casi wurde dort bereits im Januar vorgestellt. Klar ist, er hat Schmerzen und bekommt jetzt Schmerzmittel, aber er hat körperlich, seitdem er in das Tierheim gekommen ist, stark abgebaut. Casi muss dringend ausreisen und gründlich untersucht und medizinisch versorgt werden.

Opa Taavi, auch ein Kandidat für den man sich so sehnlich ein warmes, ruhiges Plätzchen für seinen Lebensabend wünscht, wurde von Annika am Mittwoch mit einem Kauknochen versorgt. Für den Opa eine schöne Beschäftigung in seinem tristen Alltag.

Die am Dienstag begonnenen Bauarbeiten in Form von Sichtschutz sind fast fertiggestellt. Dass diese unheimlich wichtig sind, kann man an Desio erkennen. Er wurde von seinem Nachbarn bei einer Streiterei durch den Zwingerzaun gezogen und schwer am Kopf verletzt. Sein rechtes Ohr wurde zur Hälfte abgerissen und die Haut vom Nacken bis zum Hinterkopf abgezogen. Am Nacken hat er immer noch eine offene Stelle. Die eingezogenen Spanplatten verhindern hoffentlich solch schwere Unfälle in Zukunft.

Roco wird nach wie vor jeden Tag in die Hundegruppe gebracht und bleibt dort so lange bis sich die Lage entspannt hat. Er und die Gruppe nähern sich langsam an, wobei es jedoch immer noch zu ritualisierten Auseinandersetzungen kommt. Die Gruppe in dem Auslauf arbeitet dabei als Team zusammen und verteidigt ihr Revier aggressiv gegen andere Hunde und zum Teil auch gegen Menschen. Roco zeigt sich bei alledem sehr souverän und weiß mit der Situation gut umzugehen, da er ein selbstbewusster Rüde ist. Die Gruppe in die Roco integriert werden soll, besteht ausschließlich aus Langzeitinsassen, die das Tierheim vermutlich nie verlassen werden. Um Rocos Bewegungsdrang gerecht zu werden, versuchen wir weiterhin die Vergesellschaftung täglich voranzubringen.

Ab Donnerstag rückt versierte Unterstützung an. Anna, die Vorsitzende von ProDogRomania e.V. wird vor Ort sein und kann sich dann auch ein Bild von Roco und der Gruppe machen. Wir freuen uns, Anna ab morgen zur Seite zu haben.

Die zwei Welpen, die wir aufgrund ihres Gesundheitszustandes im Vet-Raum separieren mussten, durften heute, abgetrennt von den anderen, draußen toben. Die zwei haben ihren Ausflug sehr genossen und wurden dabei auch noch von Inka und Charlotte beschmust.

Der Höhepunkt des Tages war für alle, dass ein Transporter das Tierheim verlassen und sich Richtung Deutschland aufgemacht hat. An Bord 26 Hunde die in verschiedenen deutschen Tierheimen bereits sehnlich erwartet werden. Es ist toll zu sehen, wie viele Tierheime den Auslandstierschutz unterstützen. Gigi, fester Mitarbeiter des Tierheims, hat den Transport liebevoll vorbereitet. Er hat die Transportkisten mit Unterlagen ausgelegt, so dass die lange Reise von den Fellnasen gut überstanden wird. Beim Verladen wurden die Hunde behutsam aus ihren Zwingern geholt und in den Transporter getragen. Die Freude darüber, dass diese 26 Hunde in ein neues Leben starten können, war bei allen groß, so dass auch ein paar Freudentränen flossen. Gleichzeitig ist es schwer zu sehen, wie viele Hunde im Tierheim verbleiben und wie viele immer wieder dazu kommen.

Am Donnerstag werden wir alle wieder richtig reinhauen. Für die Abreisenden ist es die letzte Gelegenheit die restlichen Punkte auf unserer To Do Liste abzuarbeiten. Der Abschied wird so schwer fallen.

Hier gibt es die Bildergalerie zum Bericht.



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