Janina Gödecke trägt Gasthund Kawasaki.

1. Dezember 2014

An der Ankunftszeit der Hundetransporte aus Rumänien ist nur eines berechenbar, und zwar, dass sie unberechenbar ist. Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) ist regelmäßig die letzte Station auf der langen Reise der Hunde in eine neue Zukunft. Neben der genauen Abfahrtszeit nach dem Einpacken der Hunde sind auch die Verzögerungen auf der Strecke nur eingeschränkt planbar.

So kamen am vergangenen Donnerstag unsere elf Hunde aus Baile Herculane erst deutlich nach Ende der Öffnungszeit im Tierheim an. Spontan mussten freiwillige Helfer für das Ausladen der Tiere und ihre Erstversorgung gefunden werden. Und tatsächlich standen vier ehrenamtlich aktive Mitglieder rechtzeitig auf dem Tierheimgelände, um die Hunde gegen 21.40 Uhr in Empfang zu nehmen. Herzlichen Dank für diesen tollen Einsatz!

Neben acht Gasthunden*, die bereits am Sonntag auf ihre Pflegestellen oder in ihre endgültigen Zuhause weitergereist sind, kamen Eske, Speedy und Sparky an, die nun bald über den Hamburger Tierschutzverein ein fürsorgliches Zuhause suchen.

Neben dem freundlichen, jungen Speedy und dem erwachsenen, ruhigen Sparky, die sicher schnell ein passendes Zuhause finden werden, ist dieses Mal Eske als Sorgentier von uns aufgenommen worden.

Eske ist eine etwa sieben Jahre alte schwarze Hündin, die sich in Baile Herculane aus Langeweile ordentlich Kummerspeck angegessen hat und zudem durch eine deutliche Behinderung an einem Vorderlauf gezeichnet ist. Aber sie ist eine Seele von Hund. Alle, die sie – wie auch ich – in Rumänien kennengelernt haben, waren hingerissen von Eske. Sie ist so nett, lieb und verständnisvoll. Und so hat es nicht nur Anna Langhammer, 2. Vorsitzende unserer Kooperationsorganisation ProDogRomania, und mir das Herz gewärmt, dass Eske nun eine Chance auf ein gutes Leben hat. Viele Entbehrungen kennt Eske schon, ab jetzt soll sie sorgenfrei und behütet leben können. Sicher ist dafür unser Tierheim schon ein guter Ort, aber bald soll auch Eske ein eigenes Zuhause haben.

Immer wenn mir in diesen Tagen der eisige Ostwind ins Gesicht bläst, erfreue ich mich einmal mehr an all den geretteten rumänischen Hunden, die in diesem Jahr ihren Weg in unser Tierheim finden durften. Die allermeisten von ihnen haben jetzt ihre warmen Körbchen, Betten und Sofas in ihren neuen Familien. Mit dem letzten Transport in diesem Jahr, der uns am kommenden Nikolauswochenende aus Ploiesti erreichen wird, haben wir in diesem Jahr 82 Hunde aus Rumänien aufnehmen können.

Und wenn ich sehe, wie meine drei Hunde nach einem frostigen Winterspaziergang freudig nach drinnen stürmen und sich nach einem leckeren Mahl auf ihre kuscheligen Lieblingsplätze trollen, denke ich an all die Hunde, denen ich das auch so sehr wünsche und die nun in Ploiesti und anderswo sehen müssen, wie sie den dort noch viel härteren Winter in ihren Hütten überstehen. Der erste Schnee ist in Ploiesti bereits gefallen, was den Kampf ums Überleben noch härter macht.

Weitere aktuelle Bilder sehen Sie hier.

Im nächsten Jahr werden wir weiter helfen und dafür danke ich von Herzen unseren Beschäftigten im HTV, die bei diesem Projekt „mitgezogen“ haben, den aktiven Mitgliedern, die mit angepackt haben, wenn die Transporte ankamen oder die als Gassigeherinnen und Gassigeher den rumänischen Hunden bei ihren Schritten ins neue Leben helfen, den Spenderinnen und Spendern und nicht zuletzt den Adoptanten, die sich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden haben und die weder Rasse, Herkunftsnachweis noch Stammbaum brauchen, um ihr Herz zu verschenken.

Ihre Sandra Gulla

2. Vorsitzende des HTV und Projektkoordinatorin Auslandstierschutz Rumänien

*Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.

Hier geht es zur Bildergalerie.