Sandra Gulla freut sich für Gasthündin Cherie, die einen Pflegeplatz gefunden hat.

12. Januar 2015

Der erste Transport mit rumänischen Hunden im Jahr 2015 erreichte in der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins (HTV). Es konnten sieben Gasthunde* und sechs HTV-Hunde aufgenommen werden.

2014 hat der HTV seit April insgesamt 82 rumänische Hunde übernommen und auch fast alle bereits in liebevolle Zuhause vermittelt. Für 2015 haben wir uns vorgenommen, jeden Monat einen Transport aus Baile Herculane und einen Transport aus Ploiesti in Hamburg willkommen zu heißen. So können regelmäßig Gasthunde durch unseren Kooperationspartner ProDogRomania e.V. in den norddeutschen Raum gebracht werden und wir nehmen stets nach unseren Möglichkeiten eigene rumänische Hunde zur Vermittlung auf. Von der ersten Ankunft aus Ploiesti berichten einige der ehrenamtlichen Helferinnen:

Petra Esch, die eine sehr kurze aber unvergessene Nacht erleben durfte, schreibt:
Als die Mail kam, dass ich im Team bin, war die Aufregung erst einmal groß. Es war mein erster Einsatz und ich wusste nicht so genau, was auf mich zukommt. Sicher hatte Sandra Gulla in ihrem Vortrag (Im Anschluss an ihre Tierschutzreise nach Rumänien hielt die 2. HTV-Vorsitzende eine Vortrag darüber im Tierheim; Anm. d. Red.) viele Eindrücke sehr gut beschrieben, aber selbst dabei zu sein, ist dann doch etwas ganz anderes. Die Aufregung hielt die ganze Zeit, von der ersten Mail mit der Bekanntgabe, dass der Transporter losgefahren ist, bis zur nächsten Mail mit der wahrscheinlichen Ankunftszeit. Als ich mich dann um 23:15 Uhr angezogen und fertig gemacht habe, wurde ich wieder ganz ruhig, habe ich zumindest so empfunden. Die Freude auf die Ankunft der geretteten Hunde war dann doch größer als die Aufregung.
Die Ankunft der Hunde war der erste Schritt. Endlich zu sehen, wie die Hunde auf uns reagieren und wie sie sich verhalten, nahm die letzte noch verbliebende Ungewissheit. Ich kann nur sagen, dass es ganz tolle Hunde sind: Cuba, der mich gleich schwanzwedelnd und Gesicht schleckend begrüßte, oder Lucky, mit dem mich etwas ganz Besonderes verbindet. Es ist unglaublich, wie viel Vertrauen diese Hunde uns fremden Menschen entgegenbrachten. Die anschließende Fütterung und Beschmusung war für mich der absolute Höhepunkt der Nacht. Man konnte die anderen Hunde etwas näher kennenlernen, wenn man es in der Kürze der Zeit so nennen kann. Zu sehen, wie sie sich in die liebevoll vorbereiteten Körbchen legten oder auch gleich anfingen zu fressen, ja sogar schon vereinzelt zur Ruhe kamen und schliefen, obwohl es doch alles neu für sie war und sie überhaupt nicht wussten, was nun mit ihnen passiert, war wunderbar zu sehen. Man merkte aber doch, dass die Unsicherheit uns gegenüber bei den meisten sehr schnell nachließ und sie sogar schon Streicheleinheiten einforderten. Es gab den, wie ich finde, witzigen Cuba, der sich gleich in alle Herzen gewedelt hat, aber auch die sehr zurückhaltende Maisha, die sicher etwas länger brauchen wird, um anzukommen. Aber wenn ihre Wunden erst einmal anfangen zu verheilen, bin ich mir sicher, dass es eine sehr dankbare Hündin sein wird. Ein Riesen-Überraschungspaket war Florence, die wie wild und völlig unbeeindruckt von dem, was um sie herum passierte, mit Paul spielte und auf mich wie eine glückliche Hündin wirkte. Es sind alles sehr tolle Hunde, die hoffentlich genauso tolle Menschen finden werden, die es zu schätzen wissen, so einen Hund zu bekommen. Ich drücke allen ganz fest die Daumen für eine glückliche Vermittlung!
Nach dieser Erfahrung kann ich für mich ganz klar sagen, dass ich dieses Erlebnis unbedingt und gerne wiederholen möchte. Vielen Dank dafür.

Nicole Genge:
Nun war es wieder so weit: Es sind weitere Hunde aus Rumänien angekommen und ich hatte das Glück, zum zweiten Mal mithelfen zu dürfen.
Der Moment, wenn der Transporter auf das Gelände fährt, ist immer wieder aufregend.
Menschen und Tiere sind gut angekommen. Nach der Ankunft werden uns nach und nach die Hunde zugereicht. Die Übergabe der Hunde an uns Helfer erfolgt ruhig und routiniert.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie ruhig die Tiere dabei sind. Da die wenigsten leinenführig sind, werden sie in ihre Unterkunft getragen. Nachdem alle Hunde untergebracht und die Futterspenden im Transporter verstaut waren, ging es an die Fütterung der Neuankömmlinge. Das ist immer wieder toll!
Nur zwei größere ängstliche Gasthunde – sie wurden zusammen untergebracht – hielten sich im Außenbereich ihrer Unterkunft auf und wollten auch nicht wieder reinkommen, als die Futternäpfe hingestellt wurden. Das war schon ein wenig traurig, hatten sie doch sicherlich genau solchen Hunger, wie alle anderen auch. Also musste mit einem Trick gearbeitet werden: Sandra Gulla betrat von der Rückseite den Außenbereich und nachdem die Hunde daraufhin wieder in den Innenraum kamen, wurde die Klappe zum Außenbereich geschlossen – und dann fraßen sie endlich. Danach lagen beide völlig erschöpft in je einem Körbchen und schliefen ganz fest.
Sowohl auf dem Nachhauseweg als auch noch Tage später, bleibt immer das schöne Gefühl zurück zu wissen, dass wieder arme Hundeseelen den Weg in ein neues Leben angetreten haben, in dem sie die Fürsorge und Liebe der Menschen kennenlernen und ein hundegerechtes Leben führen dürfen.

Claudia Lehnert:
Es war wieder ein schönes Erlebnis zu sehen, wie die rumänischen Hunde in ein neues Leben starten. Neues Jahr, neues Glück!
Als Fotografin der Ankünfte stehe ich zwar in der Beobachter- und weniger in der Helferposition, aber diese Aufgabe finde ich deshalb so toll, weil ich nicht nur den Hund sehe, sondern auch den Ehrenamtlichen, der den Hund mit seinen Armen in Empfang nimmt. Es ist rührend zu beobachten, wie sich Menschen und (die meisten) Hunde aufeinander freuen. Die einen haben feuchte Augen und die anderen eine feuchte Zunge ;-)
Einige Hunde verstanden zwar überhaupt nicht, was der ganze Trubel soll, aber auch sie tauten spätestens nach dem Füttern und unzähligen Streicheleinheiten auf.
Ich bin immer wieder gerne dabei, um zu versuchen, diese Momente festzuhalten.

*Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.

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