Vincent kam Ende November 2015 zu uns.

16. Februar 2018

Unsere 1. Vorsitzende Sandra Gulla erinnert sich an ihre persönliche Geschichte mit dem Rüden: Vincent habe ich im Sommer 2015 im Hundelager Bucov kennengelernt und mich ziemlich schnell ziemlich heftig in ihn verliebt. Gegen alle Vernunft. Aber so ist das beim Verlieben.

Vincent, der da noch keinen Namen hatte, hat aber auch alles dafür getan. Ich durfte in seinen kleinen Zwinger, seine Hütte sauber machen, sein Futter anfassen, ich durfte seine verklebten Augen reinigen, seine Pfoten anfassen, ihn durchknuddeln. Draußen im Lager ging er locker neben mir an der Leine, als ob wir schon ewig zusammengehören würden, ließ sich nicht provozieren, ignorierte alle, hatte nur Augen für mich und das in einem Lager mit rund 2.000 Hunden und der entsprechenden Geräuschkulisse. Vincent achtete auf mich, ging behutsam mit mir um. Er machte einfach alles richtig.

Und ich musste ihn zurücklassen, denn wer braucht schon so einen stattlichen rumänischen Rüden, der auch noch am Ende seiner besten Jahre steht. Und natürlich war mir klar, dass so ein Kerl auch Führung braucht. Ich habe schon ältere Rüden bei mir zuhause aufgenommen, die zuvor selbst über ihr Leben entscheiden konnten und mussten, weil sie sich ohne menschliche Obhut durchschlugen. Ich hatte also nicht so viele Illusionen, was das Kooperationsverhalten von Vincent angehen würde, wenn es mal nicht nach seinen Vorstellungen laufen würde. Nicht eine Minute, auch nicht als ich Vincent viel besser kennengelernt hatte, habe ich ihn für gefährlich oder unberechenbar oder sonst so etwas gehalten.

Ein halbes Jahr habe ich durchgehalten, dann habe ich meine Vorstandskollegen gefragt, ob sie mir zu Weihnachten eine „unvernünftige“ Entscheidung schenken würden. Sie haben mir beigestanden und so kam Vincent, der nun schon länger diesen Namen trug, Ende November 2015 zu uns ins Tierheim. Unsere Wiedersehensfreude war riesig.

Er hat sich im Tierheim sehr wohl gefühlt. Ich danke von Herzen allen Tierpflegern und Gassigehern, die sich um ihn gekümmert haben, was immer auch hieß, ihm gewachsen sein zu müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie anstrengend er vielleicht auch war. Aber ich habe nie große Klagen gehört, vielleicht weil auch alle schlau genug waren zu wissen, dass bei einer Verliebten doch nix richtig ankommt.

Nachdem meine große Hündin Irmi verstorben war und damit ein Platz in meiner eigenen kleinen Hundegruppe frei war, habe ich diesen Platz Vincent angeboten. Vincent bei mir zu Hause zu haben war wunderbar. Ich hab mir so gewünscht, dass es klappt und habe mich auch angestrengt, keine Fehler zu machen. Er verstand sich mit meinem Rüden und akzeptierte auch meine zwei kleinen Hündinnen als achtenswerte Mitglieder unserer Wohngemeinschaft. Ich konnte hervorragend schlafen, wenn er schnarchend in seiner Molle neben meinem Bett lag und er freute sich wie Bolle, wenn ich morgens aufwachte, ließ mich bis dahin aber völlig in Ruhe. Doch meine Katzen waren bereits motiviert durch seinen Anblick schon mal ausgezogen und verbrachten die meiste Zeit draußen im Garten. Ich richtete ihnen einen vorübergehenden Futterplatz im Gartenhäuschen ein. Dort und im Keller fanden sie gute Schlafplätze. Ich dachte, das gibt sich, und tatsächlich zogen sie auch wieder ein, aber das passte Vincent nicht. Seine Attacken waren nicht spielerisch, sondern ich war mir leider sicher, er würde meine Katzen töten, wenn er sie bekommt. Er ließ keinen Zweifel an seinen Absichten. Und ich musste stets ganz genau bei mir sein und alle im Auge haben. Auch mit mir begann er die ein oder andere „Diskussion“. Der Futterschrank in der Küche musste nach seiner Ansicht bewacht werden, es dauerte zwei Tage eh‘ wir geklärt hatten, dass das meine Aufgabe ist. Aber mein Leben erschien ihm dann doch zu anstrengend. Zu gerne hätte ich ihn ja auf dem Sofa liegen lassen, wenn ich ins Tierheim fuhr, aber da waren ja die Katzen, die ich nicht dauernd aussperren wollte.

Und so kam es, dass es trotz allem guten Willen – ganz klar auch bei Vincent – nicht passte und ich ihn schon am fünften Tag wieder mit ins Tierheim nahm, um ihn dann auch dort zu lassen. Ein bisschen hat er mir das Herz gebrochen.

Ich danke so sehr allen, die es ermöglicht haben, dass auch so ein Kerl wie Vincent seinen Platz in unserem Tierheim gefunden hat und ein würdevolles Leben bis zu seinem letzten Atemzug führen durfte. Für Vincent war unser Tierheim sicher der beste aller Orte und ich weiß, er hat das auch genauso empfunden.  In der letzten Nacht ist er friedlich für immer eingeschlafen. Ich werde ihn nie vergessen!

Sandra Gulla

1. Vorsitzende

 

In Erinnerung an Vincent finden Sie hier seinen Steckbrief:

Rasse: Mischling

Geschlecht: männlich, kastriert
Farbe: schwarz mit braunen Abzeichen
Schulterhöhe: 56 cm
Gewicht: 53 kg
Geburtsdatum: 2011
Im Tierheim seit: 28.11.2015
 

• ist Menschen gegenüber freundlich und aufgeschlossen
• ist gut verträglich mit Hündinnen und Rüden
• hat noch nicht viel von dem gelernt, was wir von Hunden bei einem städtischen Leben erwarten
• sollte nicht in einen Haushalt mit Katzen

Vincent ist ein toller Hund, der seinem Menschen wenn nötig bis vor die Tore der Hölle folgt und noch einen Schritt weiter. Er ist gut leinenführig und verschmust. ABER: Vincent ist ein stattlicher und kräftiger Rüde, der absolut ernstgenommen werden MUSS. Er ist ein Hund, der es gewohnt ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidungen waren in seiner Lebenswelt gut und richtig, denn sie haben ihm das Überleben in Rumänien in einem Hundelager gesichert. Vincent folgt nicht, wenn das Folgen für ihn keinen Sinn macht und er verweigert sich notfalls auch mit aktiver Gegenwehr. Vincent ist ein Kerl, der, wenn er merkt, dass er sich frei entfalten kann, das auch tut. Die erste Vermittlung scheiterte daran, dass Vincent die vielen Besucher im Haushalt immer weniger akzeptierte.

Bei ihm hilft es nicht dazustehen und zu überlegen, was denn in der Vergangenheit oder im Training schiefgelaufen ist, weshalb er einem nun knurrend entgegenkommt. Vincent braucht Menschen, am besten einen allein, der bereit ist, die entstehenden Konflikte mit ihm gemeinsam zu lösen und ihm zu zeigen, dass er mit Aggression nicht weiterkommt. Hierzu gehört auch der angemessene Einsatz eines Maulkorbes, den Vincent gut trägt. Dazu braucht es vertiefte Erfahrungen im Umgang mit Hunden und eine ehrlich selbstbewusste Führungsperson, die keine unnötigen Konfliktsituationen herbeiführt und auftretende Konflikte angemessen löst.

Aber wenn Vincent erst einmal jemanden gefunden hat, an dem er sich orientieren darf, ist er ein wirklich toller großer und verschmuster Hund. Mit dem Alleinbleiben hat er aufgrund seiner Selbstständigkeit keine Probleme. Natürlich ist allen klar, dass ein Hund mit 56 cm Schulterhöhe und 53 Kilo nicht gerade in eine Dreizimmerwohnung im fünften Stock gehört. Solche Hunde brauchen Platz! Sicherlich finden sich für ihn Haus oder Hof und konfliktfähige Menschen. 13.10.2017 (msp/gu)ü

Dieser Hund wurde mit Unterstützung vonaus Rumänien nach Deutschland geholt, um den Tötungen dort zu entgehen und ein behütetes Leben in Sicherheit führen zu können.

 

Und hier sehen Sie Bilder von Vincents Ankunft in Hamburg am 28.11.2015: