Hamburg ist multikulti. Und so ist der HTV auch!

„Wir sind für alle Tiere da!“ Das ist für den HTV nicht nur eine leere Phrase, sondern gelebte Maxime. Und damit meinen wir nicht nur, dass wir verschiedene Haustierrassen bei uns im Tierheim aufnehmen. Auch einheimische Wildtiere jeglicher Art und Exoten unterschiedlicher Herkunft finden bei uns Obdach. Ausgrenzung hat bei uns keine Chance.

Wer sich bei uns im Tierheim umschaut, bekommt schnell das Gefühl, eher in einer Art von Tierpark als im Tierheim zu sein. Da flutschen Wasserschildkröten in den Teich, wenn unser menschlicher Besuch als großer Schatten ihnen die Sonne nimmt. Bunte Sittiche lachen wie Ziegen. Hähne krakeelen nach Lust und Laune. Die Tiere auf unserer Koppel mitsamt Pferdestall wirken immer wieder wie eine Neubesetzung der Bremer Stadtmusikanten. Und in unseren Exotenstationen züngelt und zirpt, platscht und planscht es in allen Ecken. An anderer Stelle mauzen uns türkische Katzen frech an und toben Hunde - die das Gesetz der Straßen Griechenlands und der Schluchten Gran Canarias kennen - mit ihrer neuen Gang im Auslauf. Ganz schön multikulti geht es ab bei uns!

Wollen Sie wissen, wer alles so in einem deutschen Tierheim lebt? Dann kommen Sie uns doch einfach zu den Öffnungszeiten mal besuchen! Vergessen Sie aber nicht Ihre Sprachführer und einen Atlas. Wir lassen im Folgenden aber gerne auch ein paar unserer ausländischen Schützlinge zu Wort kommen und fragen: „Hallo, wo kommst Du denn so her?“

Mei Ling, eine Dreikielschildkröte: N?h?o! Das heißt Hallo auf Chinesisch. Mein Name ist Mei Ling und ich stamme ursprünglich aus dem sagenumwobenen China. Hamburg ist zwar auch sehr schön, aber die Bäche sind mir hier zu kalt und einige meiner gepanzerten Freunde haben ein mir unangenehmes Auftreten, wie es in Amerika schick zu sein scheint. Sei`s drum! Es ist wohlig warm hier, ich kann rhythmische Wasserakrobatik machen und meine Leibgerichte dinieren.
 

Sam, eine Boa constrictor: Buenos dias! Ich bin der Sam aus dem Schlafsack. Glaubt Ihr nicht? Na ja, ich wurde an einem Hamburger See ausgesetzt – im Dezember! Das hatte nun so gar nichts mit dem Tropen-Feeling Mittelamerikas zu tun, das sich eine Boa wünscht. Da musste ich mir erst einmal einen warmen Unterschlupf suchen. Ich liebe nämlich das feuchtwarme Klima meiner Heimat abgöttisch. Ob man mich daher auch Abgottschlange nennt? Nein – aber das ist eine andere Geschichte.


Napfi, ein Gelbhaubenkakadu: Hi Folks! Wer mich nicht kennt, nennt mich Herr Cacatua galerita. Aber Freunde dürfen Napfi zu mir sagen. Und als Australier ist es mir auch lieber, wenn wir uns bei Vor- oder Spitznamen nennen. Meine Heimat ist seit Jahrhunderten geprägt von Einwanderungen. Da können ja ruhig mal ein paar von uns Vögeln die Geschichte andersrum erzählen. Aber es könnte echt ein bisschen wärmer hier sein.

Cookie, ein Graupapagei: Mbote! Das ist ein kongolesischer Gruß und damit ein Wort aus meiner afrikanischen Heimat. Aber ich glaube, da kann ich lange warten, bis mich hier jemand so anspricht. Also gebe ich mir fleißig Mühe, neue Wörter zu erlernen und mich den Gegebenheiten und Sitten hier anzupassen. Gar nicht so leicht – vor allem, wenn man alleine dasteht. Zum Glück habe ich den Kurti an meiner Seite, der manchmal liebevoll an mir herumknabbert. Ob man mich deswegen Cookie nennt?


Mia, eine Drahthaar-Hündin: Merhaba, ich heiße Mia! Ich bin gebürtige Türkin und lebte in einem Tierheim, bevor mich meine Menschenmama adoptierte und mit nach Deutschland nahm. Doch leider verschlechterte sich ihr Umfeld so sehr, dass sie mich schweren Herzens hierherbringen musste. Aber ich kann sie und alle beruhigen: Hier geht es mir viel besser als in der Türkei – und ich bin unendlich dankbar und froh, hier so viel Liebe und Schutz zu erfahren. Ich nehme auch niemandem etwas weg. Ehrlich!


Tommi, ein Junghund: Priwét! Gerne stelle ich mich einmal kurz vor. Viel kann ich auch gar nicht sagen. Man nennt mich Tommi und ich komme aus einem russischsprachigen Gebiet, dass sehr viele Autostunden entfernt liegt. Ich hatte vor kurzem meinen ersten Geburtstag und bin sehr froh, den hier in Sicherheit verbracht zu haben. Viele tolle Freunde auf vier und zwei Beinen habe ich hier schon kennengelernt und ihnen ist es ganz egal, wo ich geboren wurde.


Pablo, ein Chinchilla: Hola amigos! Ich will Euch ja nicht zu nahetreten. Und ihr macht auch echt einen tollen Job. Aber der Süllberg ist nicht die Anden und Hamburg nicht Santiago. Es ist so, wie es ist, und wenn der Berg nicht zum Chinchilla kommt, dann ist es eben die Anbauschrankwand. Hauptsache klettern, klettern, klettern – und kuscheln! Das würde ich ja liebend gerne mit der wunderschönen Nachbarin Bella Donna tun. Doch die ist für mich unerreichbar – da muss mein WG-Kumpel Nosferatu herhalten.


Willem, ein Weißbüschelaffe: Bom dia! Warum ich Euch auf Portugiesisch begrüße? Das ist meine Sehnsucht nach Brasilien und dem Regenwald. Zugegeben, Willem hört sich eher nach holländischem Königshaus als Copacabana an. Und das Temperament meiner Heimat habe ich auch nicht eingepackt. Aber ein Affe bleibt ein Affe und ein paar Baumstämme werden niemals zum Urwald. Aber der HTV gibt sein Bestes, auch für mich ein Heim für Tiere mit Vorbildfunktion zu sein.


Schnappi, ein Piranha: Schni, schna… ach, lassen wir das. Ich höre eh nicht auf meinen Namen. Aber ein wenig Humor auf meine Kosten kann mir nicht schaden. Der Ruf eilt uns Piranhas ja voraus. Unter dem Namen Tupí-Guraní oder Sägesalmler würde es bestimmt weniger Vorurteile gegen mich geben. Aber ich muss halt das Beste aus meiner Situation machen. Den Amazonas kann ich mir ja leider eh abschminken. Ich bin mal gespannt, welchen adäquaten Ersatz die Tierschützerinnen und Tierschützer für mich finden. Ich lass` ja mit mir reden!


Fiete, ein Jungkater: Ahoj! In meiner Heimat, der Slowakei, hieß ich noch anders. Aber so schön es dort auch ist, ich habe keine guten Erinnerungen an meine frühe Kindheit. Ich habe meine Mama kaum gekannt und wie ich nach Hamburg verschleppt wurde, habe ich verdrängt. Ich bin heilfroh, dass ich in diesem Tierheim gelandet bin. Denn ich musste auf der Straße in der Kälte und ohne Liebe ausharren, der feste Griff eines Mannes ließ mich nicht gehen. Schließlich kamen uniformierte Menschen, die mich endlich einmal anlächelten.

So könnten wir noch viele weitere Tiere zu Wort kommen lassen, die im Ausland geboren wurden oder ihre Wurzeln dort haben. Und so unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, so anders sie teilweise sein mögen: Sie alle haben unseren Schutz verdient und bekommen die bestmögliche Fürsorge, medizinische Betreuung und Unterbringung, die uns möglich ist. Das macht unser zweitgrößtes Tierheim Deutschlands und die größte Wildtierstation des Nordens auch oft zur ersten Anlaufstelle für exotische Tiere. Denn nicht viele Tierheime können logistisch, personell und finanziell diesen Aufwand stemmen und dieser Verantwortung gerecht werden. Denn gerade die Vermittlung der Gefahrtiere gestaltet sich äußerst schwierig, was sowohl die behördlichen als auch die artspezifischen (also auch unsere!) Ansprüche anbelangt.

Die Freude ist unseren Rumis ins Gesicht geschrieben.
Daneben macht der aktive Auslandstierschutz, den wir seit April 2014 in einer vertrauensvollen und professionellen Kooperation mit ProDogRomania betreiben, einen fast schon verschwindend geringen Teil aus. Nur 8,59 % aller Hunde und 0,88 % aller Tiere, die wir vergangenes Jahr bei uns im Tierheim aufnahmen, sind gezielt aus zwei rumänischen Lagern zu uns geholt worden. Umso irritierter sind wir, dass es immer wieder Menschen gibt, die sich an den paar Rumis ihr Mütchen kühlen müssen. Wir haben nicht nur die moralische Überzeugung, Tierschutz nicht an der Staats- oder gar Stadtgrenze enden zu lassen, wir haben auch die Möglichkeit und von sehr vielen Unterstützerinnen und Unterstützern den sprichwörtlichen Auftrag, in real existierenden Rahmenbedingungen Leben zu retten. Hamburg ist multikulti und weltoffen. Und so sind wir auch!