Die Vögel mussten in einem dunklen Lagerraum in einem verdreckten Käfig hausen.

Dem illegalen Handel und dessen verheerenden Folgen fallen auch immer wieder freiheitsliebende Vögel zum Opfer. Sie müssen in dreckigen, viel zu kleinen Käfigen hausen - kein Freiflug, wenig bis kein Futter. Für neun Kanarienvögel kam die Rettung gerade rechtzeitig, sie wurden in einem Lagerraum in St. Georg gefunden.

Im Dunkeln sich selbst überlassen

Es war ein glücklicher Zufall, dass die Tiere befreit werden konnten. Die Polizei durchsuchte ein Geschäft wegen des Verdachts, dass dort illegal Elektrogeräte und Plagiate verkauft werden. Dabei fiel den Polizisten ein viel zu kleiner Käfig mit mehreren Vögeln auf - dieser stand in einem dunklen Lagerraum auf dem Boden und enthielt kaum Futter und Wasser. Der Käfig war verdreckt und die Vögel hatten auffallend lange Krallen. Der Ladenbetreiber behauptete, die Tiere erst am Vortag gekauft zu haben und sie in seine Wohnung umsiedeln zu wollen. Diese Aussage erschien den Beamten wenig glaubhaft - die Tiere wurden behördlich sichergestellt und in unsere Obhut gebracht.

Jetzt sind die neun frei zur Vermittlung und suchen ein artgemäßes und verantwortungsbewusstes Zuhause.

Vögel brauchen Platz und Gesellschaft

Die reine Käfighaltung bedeutet puren Stress für die Tiere.
Bei uns erholen sich die Piepmätze gut und warten auf ein Zuhause, das zu ihren Bedürfnissen passt.

"Die Kanarienvögel wurden im Dunkeln gehalten, was ihnen die Nahrungsaufnahme erschwert und dazu führen kann, dass sie unter Mangelerscheinungen leiden. Der zu kleine Käfig verursachte bei den Tieren massiven Stress - einige von ihnen sind immer noch schnell verunsichert”, erläutert unsere Tierpflegerin und Vogel-Expertin Kerstin Schulz. “Leider erleben wir immer wieder, dass Vögel auch in privater Haltung im Käfig leben müssen - viel zu wenig Platz, kein Freiflug und im allerschlimmsten Fall auch noch alleine. Dabei brauchen die Tiere dringend viel Bewegung und die Gesellschaft von Artgenoss*innen.” Erfreulicherweise ging es den neun Kanarienvögeln verhältnismäßig gut - sie zeigen sich bis heute munter und sind nun auch behördlich frei zur Vermittlung. Für eine möglichst artgemäße Haltung muss mindestens ein Partnertier im Zuhause vorhanden sein, idealerweise aber eine Gruppe. Freiflug in einer entsprechend großen Voliere oder einem eigenen Zimmer ist für die Tiere unerlässlich ebenso wie UV-Licht und angenehme Temperaturen von 20 bis 22 Grad.

Melden Sie jeden Verdacht auf Tierschutzverstöße!

Nur mit Glück konnten unsere Kanarienvögel gerettet werden. Viele andere Tiere haben dieses Glück nicht und sind dringend auf die Mithilfe der Hamburger*innen angewiesen.

"Wir erhalten häufig Meldung, dass Vögel in unzumutbaren und tierquälerischen Zuständen gehalten und oft für den Verkauf auf Online-Plattformen vermehrt werden”, bestätigt unsere Tierschutzberaterin Nicole Hartmann. Sie betont: “Der Handel mit den Tieren ist nicht so bekannt wie beispielsweise jener mit Welpen - die Vögel leiden jedoch genauso und verdienen ein artgemäßes Leben. Darum bitten wir alle Hamburger*innen, sich bei dem geringsten Verdacht auf Tierqual bei uns oder der Polizei zu melden.” Unsere Tierschutzberatung ist wochentags zwischen 10.00 und 14.00 telefonisch unter 040 - 21 11 06 25 sowie per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. erreichbar. Wenn Sie ein herrenloses Tier entdecken, dem Sie selbst nicht helfen können, rufen Sie bitte unser Nottelefon an unter 040 - 22 22 77 oder wenden Sie sich umgehend an die Feuerwehr oder Polizei.

Der Handel boomt - mit traurigen Folgen

Das Geschäft mit exotischen Vögeln boomt, was wir daran merken, dass unsere Kapazitäten, aber auch die anderer Auffangstationen, nahezu erschöpft sind - doch täglich kommen neue in Not Geratene. Prachtvolle Tiere wie Kanarienvögel, Graupapageien und andere Arten werden allzu schnell an- und wieder abgeschafft - sie haben besondere Ansprüche an ihren Lebensraum - ihre Versorgung kostet Geld und Zeit. Bitte sehen Sie daher von einer voreiligen Anschaffung ab und insbesondere vom Kauf bei Online-Portalen wie eBay Kleinanzeigen. Dort wird das Tierleid nicht selten dazu genutzt, potentielle Kund*innen vom Kauf zu überzeugen oder es werden gar betrügerisch Tiere angeboten, die es gar nicht (mehr) gibt. Bei uns im Tierheim warten derweil viele gefiederte Schützlinge auf ihre zweite Chance.

Hier lernen Sie unsere tapferen Kanarien-Kumpels kennen.