Der amtierende HTV-Vorstand freut sich über das Vertrauen der Mitglieder und über ein positives Vereinsergebnis.

Pressemitteilung

Gleich zwei Geschäftsjahre mussten die Mitglieder des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) am vergangenen Sonnabend (23.10.2021) im Bürgerhaus Wilhelmsburg abschließen. Coronabedingt war die Versammlung im vergangen Jahr ausgefallen. Die HTV-Mitglieder waren auch aufgefordert, über die Kooptation vier neuer Vorstandsmitglieder abzustimmen. 

Keine Entlastung für abgewählten Vorstand

Mit ausreichend Abstand und unter Berücksichtigung der weiteren Corona-Bestimmungen nahmen von den aktuell 4.756 Mitgliedern des HTV knapp 140 an der Mitgliederversammlung teil. Die im vergangenen Jahr neu gewählte 1. Vorsitzende Janet Bernhardt führte souverän durch die Versammlung, die trotz der angelaufenen Tagesordnungspunkte straff und gut organisiert verlief. Mit einer Schweigeminute wurden die verstorbenen Mitglieder und Testatoren der beiden vergangenen Jahre geehrt.

Um die Veranstaltung in Pandemiezeiten kurz zu halten, waren den Mitgliedern die Geschäftsberichte 2019 und 2020 sowie die Berichte der Rechnungsprüfer vorab zugeschickt worden. Trotz Anmeldung war der bis April 2020 amtierende BGB-Vorstand nicht erschienen, daher mussten Fragen zum Geschäftsbericht 2019, wie etwa zu außergewöhnlich hohen Gerichts- und Anwaltskosten von rund einer viertel Million Euro, unbeantwortet bleiben. Bei der Aussprache erfuhren die Mitglieder, dass zahlreiche Dokumente, wie beispielsweise zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Stadt Hamburg, nicht systematisch abgelegt, sondern teilweise in den Geschäftsräumen des HTV überhaupt nicht mehr auffindbar oder lediglich als Kopie vorhanden waren. Protokolle der Sitzungen des ehemaligen BGB-Vorstandes fehlen gänzlich. Diese Art und Weise der Geschäftsführung rügten die anwesenden Mitglieder und verweigerten mit großer Mehrheit dem vorherigen Vorstand die Entlastung.

In diesem Jahr lief die Versammlung ruhig und gesittet ab – kritischen Fragen wurde Raum gegeben. Auf die Forderung eines Mitgliedes, den ehemaligen BGB-Vorstand aus dem HTV auszuschließen, betonte der jetzige Vorstand, man habe die Ära der vorschnellen Vereinsausschlüsse von unbequemen Mitgliedern mit Amtsantritt beendet.

Eine aus den Reihen der Mitglieder geforderte Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ab 2022 fand bei der Versammlung keine Zustimmung. 

Geschäftsbericht 2020 

Mit den Projekten Sanierung des alten Katzenhauses und des Hundehauses sowie der angestrebten Flächenerweiterung des Tierheims stehen dem HTV finanziell und organisatorisch herausfordernde Zeiten bevor, schilderte die 2. Vorsitzende Dr. Gabriele Waniorek-Goerke. Der Vorstand habe es daher seit Amtsantritt als vorrangige Aufgabe angesehen, sowohl die Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde, als auch die Verhandlungen mit der Stadt Hamburg über die Flächenerweiterung auf eine vertrauensvolle Basis zu stellen – sowie es die HTV-Satzung auch vorsieht.

Die 1. Vorsitzende Janet Bernhardt berichtete über aktuelle Tierschutzprojekte des HTV wie die bundesweite Kampagne „Süße Ware, schneller Tod“ gegen illegalen Welpenhandel, die Forderung nach einer Katzenschutzverordnung und dem Kampf für eine Novellierung des Hamburger Hundegesetzes, die unter anderem die Abschaffung der Rasseliste vorsieht. 

Die Tierzahlen sind im vergangenen Geschäftsjahr zwar gestiegen – allerdings nahmen in der Pandemiezeit auch die Tiervermittlungen stark zu. 

Positives Vereinsergebnis 

Schatzmeister Edgar Kiesel und Steuerberater Marco Siebert erläuterten der Versammlung einige Punkte des Finanzberichtes für das Geschäftsjahr 2020. Sie betonten, dass das Vereinsergebnis immer sehr stark von den Nachlässen abhängt, die dem HTV vermacht werden. So erklärte sich auch das sehr hohe Plus im Geschäftsjahr 2019. In diesem Jahr fielen die Erbschaften um 1,5 Millionen Euro geringer aus – daher war auch das Vereinsergebnis von 645.604 Euro Überschuss zwar positiv, aber deutlich niedriger als im Vorjahr. Trotz der Kosten von knapp 6 Millionen Euro im Jahr, hat der HTV durch vorhandene Rücklagen aktuell noch Planungssicherheit.

Edgar Kiesel war im vergangenen Jahr als Schatzmeister kooptiert worden, nachdem sein Vorgänger das Amt niedergelegt hatte. Den Mitgliedern schilderte Kiesel, wie schwer der Start ohne eine Übergabe durch den Vorgänger war – und dankte den Beschäftigten der Verwaltung, die ihn bei seinen Aufgaben unterstützen. Im Safe habe er Goldmünzen und Schmuck im Wert von mehreren zehntausend Euro vorgefunden, die eigentlich im Bankschließfach lagern müssten. Zudem waren etliche Mitgliedsanträge auf Anordnung des vorherigen Vorstandes nicht bearbeitet worden. 

Neue Vorstandsmitglieder bestätigt – amtierender Vorstand entlastet 

Mit einem überwältigenden Votum bestätigte die Mitgliederversammlung die Kooptation der neuen Vorstandsmitglieder Dr. Gabriele Waniorek-Goerke (2. Vorsitzende), Edgar Kiesel (Schatzmeister), Katharina Woytalewicz (Beisitzerin) und Oliver Schwarz (Beisitzer).

Dem amtierenden Vorstand sprachen die Mitglieder das Vertrauen aus: Mit lediglich 16 Enthaltungen und ohne Gegenstimmen wurde der Vorstand für das Geschäftsjahr 2020 entlastet. Als Rechnungsprüfer für die kommenden drei Jahre wurden Friedrich Engelke und Andreas Petersen gewählt – sie folgen auf Dr. Jürgen Hohmann, der diese Aufgabe bis zum Geschäftsjahr 2020 übernommen hatte.

Präsident des Dachverbandes schickt Grußbotschaft

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes e. V. schickte einen Gruß, da er an der Versammlung nicht teilnehmen konnte. Dafür hatte er dem HTV bereits in der vergangenen Woche einen Besuch abgestattet. Hier seine Botschaft im Wortlaut: 

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, liebe Janet,

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tierschützerinnen und Tierschützer in Hamburg,

Moin Moin,

leider kann ich heute nicht bei der Mitgliederversammlung in Hamburg dabei sein. Ich bedaure das sehr, auch als langjähriges Mitglied des HTV. Ich hatte aber am vergangenen Donnerstag die Chance, das Tierheim Süderstraße zu besuchen und mich mit dem Vorstand auszutauschen.  

Der HTV steht vor besonderen Herausforderungen. Das betrifft zuallererst die bauliche Situation im Tierheim, davon konnte ich mich vor Ort überzeugen. Das wird ein Kraftakt, finanziell und politisch. Es muss jetzt darum gehen, der Stadtspitze klarzumachen, dass dringender Handlungsbedarf gegeben ist. Dem Vorstand des HTV habe ich die volle Unterstützung und Solidarität seines Dachverbandes zugesagt. Es muss darum gehen, den Bestand des Tierheims als für die Stadt - und das Land Hamburg - notwendige Institution langfristig abzusichern. Dabei geht es im Kern um das Wohl der uns anvertrauten Mitgeschöpfe, aber auch um Fragen des Arbeitsschutzes für die haupt- und ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen. Es ist für eine Stadt wie Hamburg peinlich, sich bei der Zukunftssicherung des Tierheims so wenig engagiert zu zeigen und die Tierschützer und Tierschützerinnen weiter im Ungewissen zu lassen. Schon der Respekt vor dem Ehrenamt gebietet es, sich zu kümmern.

Und natürlich bleiben dazu die tierschützerischen Herausforderungen. Die immer noch existierende - Hund und Halter - diskriminierende Hundeverordnung ist nur ein Beispiel. Der Kampf für eine nachhaltig wirkende Katzenschutzverordnung und für einen respektvollen Umgang mit Wildtieren und im Besonderen den Stadttauben sind weitere Beispiele. Die Liste könnte ich fortführen, will es aber bei diesem Grußwort bei den Schlagworten belassen.

Liebe Tierschützerinnen und Tierschützer, ich bin froh, das der jetzige Vorstand des HTV es geschafft hat, Ruhe und Stabilität in den Verein zu bringen. Das ist eine großartige Leistung. Mir ist daher nicht bange um die Zukunft des Tierschutzes in Hamburg und des Vereins. Auch das wurde mir bei meinem Besuch und in den Gesprächen deutlich. Gemeinsam mit uns als Dachverband Deutscher Tierschutzbund sind wir eine laute, starke und solidarische Stimme für das Wohl der Tiere. Aus Bundessicht ist das gerade jetzt wichtig, mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen. Zugleich aber ist der Tierschutz föderal, das heißt das bei allen Entscheidungen hat auch der Bundesrat ein Mitspracherecht hat. Insofern ist das Engagement auf Landesebene mindestens genauso bedeutend. Es lohnt sich also, auf allen Ebenen gemeinsam und solidarisch zu kämpfen. Bedanken möchte ich mich auch für das Engagement im Länderrat des Deutschen Tierschutzbundes. Das stärkt unsere Gemeinschaft enorm, danke. 

Jetzt heißt es „Rüm Hart - Klaar Kimming“ für den Tierschutz im Norden. Der Versammlung wünsche ich einen guten Verlauf. 

Mit tierschützerischen Grüßen
Thomas Schröder

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