Leider musste unser „Großer“ Herdenschutzhund-Mischling Tosun Mitte Januar mit knapp dreizehneinhalb Jahren gehen. Tosun kam als Sicherstellung in unsere Obhut – und als klar war, dass er so schnell kein neues Zuhause finden würde, bekam er sein eigenes Refugium auf unserem Tierheimgelände. Für seine Lieblingstierpflegerin Conny Stoll war der Abschied von Tosun einer der schwersten Tage ihrer Karriere. Sie erinnert sich mit dem folgenden Text an den tollen Kerl, den sie in seinen zehn Jahre lange betreut hat. Und auch unsere 1. Vorsitzende Janet Bernhardt erinnert an Tosun, den sie in ihrer Zeit als Tierpflegerin im HTV noch kennengelernt hat.

Tosuns liebste Tierpflegerin Conny Stoll

„Ich weiß gar nicht wo beziehungsweise wie ich anfangen soll. Nicht, weil mir nichts einfällt, im Gegenteil: Ich erinnere mich an so vieles, wenn ich an unsere gemeinsamen Jahre zurückdenke.

Am 08.01.2023 warst du unglaubliche zehn Jahre in unserer Obhut, so lange wie kein anderer Hund zuvor – und am 12.01.2023 mussten wir dich im Kreise einiger enger Bezugspersonen gehen lassen. 

Die letzten zwei Jahre kamen altersbedingte Gebrechen: Das Aufstehen fiel dir zum Ende hin schwer, auch das Laufen wurde mühsam, Hören und Sehen sehr schwach. Du hast letztendlich gezeigt, dass deine Zeit auf Erden zu Ende geht.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als du damals aus dem Sicherstellungsbereich in unsere „Abteilung“ umgezogen bist. Endlich hattest du Platz und Freiheit im Auslauf mit großer dazugehöriger Wiese im Außenbereich. 

Beheizte vier Wände fandest du furchtbar, es war dir viel zu warm, du fühltest dich eingeengt und für die Beziehung zu den Pfleger:innen war es nicht förderlich. Als Herdenschutzhund (Kangal/Germanischer Bärenhund) hast du mich so viel gelehrt und mir gezeigt, welche Eigenschaften eben diese Rassen mitbringen können. Du warst nie der Hund, der schwanzwedelnd auf den Hinterbeinen hüpfend um einen herumtänzelt, nach Aufmerksamkeit, einem Bällchen oder Streicheleinheiten bettelt. Auch nicht derjenige, der beim ersten Pfiff alles stehen und liegen ließ. Nein, eher warst du ein eigenständiger, selbstbewusster Rüde, dem Futter, sein Territorium und eigene Unversehrtheit wichtig waren. Es gab Grenzen und ich habe gelernt, die eines Herdenschützers zu akzeptieren und nicht zu überschreiten. Dein Vertrauen musste ich mir, ohne Ansprüche zu stellen, über längere Zeit erarbeiten und doch war so viel möglich. 

Ich hätte dir so sehr ein eigenes Zuhause gewünscht - mit Menschen, die deine Bedürfnisse verstanden und akzeptiert hätten. Jedoch weiß ich auch, dass das Tierheim für dich dein Zuhause war. Nach zwei gescheiterten Vermittlungen kamst du immer freudig zu uns zurück nach dem Motto: ‚He, da bin ich wieder – zuhause!‘ Wir Menschen waren traurig, dass die Vermittlung nicht geklappt hatte – du nicht. 

Du warst ein so toller Kerl, so wie du warst, und so bleibst du in Erinnerung.
Dein Platz ist und bleibt im HTV – da, wo du dich so wohlgefühlt hast!“

Unser Großer: Tosun lebte ganze zehn Jahre bei uns im Tierheim.

Unsere 1. Vorsitzende Janet Bernhardt:  

"Es kommt mir wie gestern vor, als ich zum ersten Mal in die großen, wachen Augen eines jungen Kangal-Mischlings namens Tosun sah. 

Da ich jahrelang selbst Herdenschutzhunde-Halterin war, weiß ich um die Besonderheiten dieser Rassen: ihre Ursprünglichkeit, ihre Selbständigkeit, ihren wachen Blick für alles und jeden. Diese Hunde suchen sich ihre Leute aus und die, die sie lieben, dürfen alles und werden unabdingbar beschützt. Und genau diese Eigenschaften führten dazu, dass Tosun nie ein Zuhause außerhalb des Tierheims fand.

Tosun liebte es, bei Wind und Wetter draußen zu leben – und so wurde ein Auslauf mit angeschlossener Wiese zu seinem eigenen, kleinen Reich bei uns im Tierheim. Mitten auf der Wiese liegend und den Blick übers Gelände schweifend, so sah man ihn immer.

Zehn Jahre lang liebevoll umsorgt von seiner Lieblingstierpflegerin Conny Stoll und täglich unterwegs mit seinem Gassigeher - so zogen die Jahre ins Land. Der stolze Herdenschützer wurde grau um die Nase. Nach fast zehn Jahren im Tierheim hat sich Tosun zur letzten Ruhe niedergelegt und wir alle vermissen ihn.

Ich möchte ihn aber nicht mit dem Gedanken in Erinnerung behalten, dass er fast sein ganzes Leben im Tierheim verbracht hat - ich möchte ihn genauso in Erinnerung behalten, wie ich ihn zuletzt gesehen habe: Der große Bär, auf der Wiese liegend wie ein Löwe, der seinen wachen Blick übers Gelände schweifen lässt, die Nase im Wind in seinem eigenen kleinen Reich."

So kannten wir unseren Tosun: ein großer Bär auf der Wiese liegend, die Nase im Wind.
Mit seinem Gassigeher hat Tosun viel erlebt. :-)

 

Hier finden Sie noch Tosuns Video aus seinem Steckbrief - für die liebevoller Erinnerung:

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