Pressemitteilung vom 25. August 2023

Bereits vor und während der Sommerferien bereitete dem Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) die immer weiter ansteigende Zahl an Fundtieren Sorgen – nun ist zwar das Ende der Ferien erreicht, aber die Situation im Tierheim bleibt heikel, weil dort Platz fehlt. Zwischenzeitlich musste sogar ein Aufnahmestopp für Hunde und Katzen verhängt werden. Daher bleibt die Zahl der ausgesetzten Tiere zwar unter der von 2022 – ist dennoch für die Tierschützer*innen erschreckend hoch.

Während der Sommerferien, im Zeitraum vom 13. 07. bis 23. 08 2023, wurden insgesamt 190 mutmaßlich ausgesetzte Tiere im Tierheim Süderstraße aufgenommen – im Jahr 2022 waren es 212.

„Mit steigenden Fundtierzahlen kurz vor und während der Sommerferien haben wir jedes Jahr alle Hände voll zu tun – in diesem Jahr war die Situation besonders schlimm, weil wir aus Kapazitätsgründen einen einwöchigen Aufnahmestopp für alle Hunde und Katzen verhängen mussten. Schon im vergangenen Jahr vermuteten wir, dass die Zahl der Aussetzungen so hoch sei, weil das Reisen ohne Einschränkungen wieder möglich war. Offensichtlich haben sich auch dieses Jahr Menschen ihrer tierischen Familienmitglieder anonym entledigt, weil ihnen diese bei der Urlaubsplanung im Wege waren“, erklärt die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhardt.

Seit Ferienbeginn wurden 7 Hunde, 89 Katzen, 20 Kaninchen, 3 Meerschweinchen, 2 Ratten, 1 Bartagame, 28 exotische Vögel, 25 Tauben, 3 Enten, 10 Schildkröten, 1 Schlange und 1 Frettchen gefunden, im Tierheim aufgenommen und nicht wieder abgeholt. Es werden jedes Jahr vergleichsweise wenige Hunde ausgesetzt, da in Hamburg eine Chip-Pflicht besteht. Für 29 der Ferienopfer kam die Hilfe leider zu spät, da sie teilweise in einem so schlechten Zustand aufgefunden wurden, dass sie bereits vor oder nach der Ankunft im HTV verstarben oder erlöst werden mussten – teilweise auch in externen Tierarztpraxen, zu denen sie zuvor von den Finder*innen oder mit dem mobilen Tierrettungsdienst des HTV gebracht wurden.

Einige der diesjährigen Ferienopfer:

Dieser Magyar-Vizsla-Rüde, der im HTV den Namen Willi bekam, wurde am 29.07.2023 im Hamburger Stadtpark in Barmbek/Winterhude gefunden. Er trug ein braunes Lederhalsband und war mit einer Flexileine angebunden. Zwar hatte er einen Chip, dieser war jedoch nicht registriert – was bedeutet, dass bei Registrierstellen keine Halterdaten hinterlegt sind. Die Tierheimmitarbeitenden schätzen sein Alter auf anderthalb Jahre.
Diese weibliche Boa constrictor, die im HTV Laura heißt, wurde am 16.07.2023 im Niendorfer Gehege in eine Decke eingewickelt gefunden und von der Finderin ins Tierheim gebracht. Das erwachsene Tier ist circa 2,10 m lang.
Die beiden Pfirsichköpfchen (Bildmitte), vom HTV Peach & Melba genannt, wurden am 21.07.2023 in einer Voliere in der Stiftstraße in St. Georg gefunden und in das Tierheim Süderstraße gebracht. Der orangene Vogel trägt einen Metallring am rechten Bein, der blaue Vogel trägt einen Aluminiumring am linken Bein. Halter*innen konnten nicht ermittelt werden.
Zwei dieser Rotwangen-Schmuckschildkröten wurden am 16.08.2023 in Bergedorf an der Bille in einer Box gefunden und zum HTV gebracht. Sven Bernhardt, Leiter der Kleintierhäuser des HTV, geht davon aus, dass es sich bei der Box um ihre ursprüngliche „Einkaufstragebox“ handeln könnte. Sie sind beide noch sehr jung. Im HTV bekamen sie die Namen Oppenheimer & Barbie und entwickeln sich gut.
Diese beiden Kaninchen wurden am 03.08.2023 in einer Transportbox in der Elsastraße in Winterhude gefunden und in den HTV gebracht. Sie waren beide sehr verdreckt und kotverschmiert. Inzwischen wurden sie kastriert und leben mit ihren neuen HTV-Namen Sam & Dean im Tierheim.
Diese Katzenmutter (im HTV Charlotte genannt) und ihre sechs Welpen wurden am 03.08.2023 in einer Transportbox in Schnelsen gefunden und von einem HTV-Rettungsfahrer zum Tierheim gebracht. Die Mutter ist circa 2018 geboren und nicht gechippt - ihre Kleinen sind circa neun Wochen alt. Charlotte und ihre Kätzchen sind inzwischen wohlauf und werden im HTV bis zu ihrer Vermittlung betreut.
Diese beiden Meerschweinchen wurden am 19.08.2023 im Greifenberg Park in Rahlstedt gefunden und in das Tierheim Süderstraße gebracht. Sie sind ausgewachsen, ein Tier ist männlich und eines weiblich. Im Tierheim heißen sie Bonnie & Clyde und erfreuen sich jetzt bester Gesundheit.
Diese weibliche schwarze Katze wurde am 30.07.2023 schwer verletzt im Volkspark in Bahrenfeld in einer Decke gefunden und ins Tierheim in der Süderstraße gebracht. Sie wurde circa 2015 geboren, ein Chip konnte nicht gefunden werden. Ihre Hinterläufe waren gelähmt und viele Organe so erheblich geschädigt, dass sie nur noch von ihren Leiden erlöst werden konnte.
Dieser Yorkshire-Terrier-Rüde wurde am 05.08.2023 in der Mergellstraße in Harburg gefunden. Am Fundort trug er ein Lederhalsband mit Strass – war aber nicht gechippt. Schweren Herzens musste der HTV von dem Rüden Abschied nehmen, da er offensichtlich schon seit Längerem in keiner tierärztlichen Praxis vorgestellt wurde, obwohl er massive gesundheitliche Probleme hatte – unter anderem Knochenschwund und sehr schlechte Blutwerte. Der niedliche Opi konnte und wollte auch nicht mehr essen.

Das Aussetzen eines Tieres ist verboten!

In allen oben genannten Fällen von ausgesetzten Tieren bittet der HTV die Hamburger Bevölkerung um Hinweise, die zur Ermittlung der Halter*innen führen können. Gemäß § 3 Abs. 3 Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es verboten, ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen. Das Aussetzen ist eine Ordnungswidrigkeit und kann gemäß § 18 Abs.1 Nr.4 TierSchG mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Im Einzelfall, wenn das Tier durch die Aussetzung zu Tode kommt oder erhebliches Leiden entstand, handelt es sich um eine Straftat gem. § 17 TierSchG. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.