Mensch und Hund gegen die Diskriminierung und für eine Gleichbehandlung aller Hunde in Hamburg! Foto: Denise Lemke

Beim diesjährigen SoKa Run machten Tierschutzvereine und -aktive, darunter auch wir, erneut auf die Ungerechtigkeiten des Hamburgischen Hundegesetzes aufmerksam. In unserer Stadt werden seit mehr als 20 Jahren Hunde aufgrund ihrer Rasse als unwiderlegbar gefährlich eingestuft und dürfen de facto nicht in Hamburg leben. Unsere Forderung: Die Rasseliste muss abgeschafft werden!

„Wir demonstrieren gemeinsam gegen die Diskriminierung der Hunde, die wissenschaftlich nicht begründbar und moralisch nicht vertretbar ist“, betont die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhardt. Sie ist selbst Halterin einer Bullterrier-Hündin, die aufgrund ihrer Rasse in Hamburg als unwiderlegbar gefährlich gilt. Dieses Schicksal trifft American Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier sowie Mischlinge dieser Rassen. Als Hunde der Kategorie 1 dürfen sie hier nur mit einer Sonder-Erlaubnis leben. In der Praxis ist das aber nahezu unmöglich und hat gravierende Folgen für unsere Tierheimschützlinge. Unser Alfi starb nach 4,5 Jahren bei uns im Tierheim, unsere Gina fand erst nach neun Jahren endlich ihren Menschen. Allein diese beiden Fälle zeigen, wie sehr das Gesetz die Vermittlung der Tiere erschwert.

Unsere tierärztliche Leitung Dr. Urte Inkmann erläuterte, warum das Hundegesetz jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt. Foto: Denise Lemke
"Erst kennenlernen, dann urteilen." - gemeinsam gingen wir mit weiteren Organisationen und Aktiven für das Recht der Hunde auf die Straße. Foto: Denise Lemke

Auf der Bühne des SoKa Run machte unsere tierärztliche Leitung Dr. Urte Inkmann als Rednerin deutlich: „Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die Gefährlichkeit einzelner Rassen. Hunde sollten daher nach ihrem Verhalten und nicht ihrer Rasse beurteilt werden. Die Verantwortung trägt immer der Mensch, aktuell werden jedoch die Tiere bestraft.“ Selbst bei einer erteilten Genehmigung und mit bestandenem Wesenstest müsste ein Hund der Kategorie 1 in Hamburg immer einen Maulkorb tragen und an einer kurzen Leine geführt werden, Freilauf ist nicht einmal auf Freilaufflächen möglich, eine Leinenbefreiung gibt es nicht. Und auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kann allein aufgrund der Rassezugehörigkeit eingeschränkt werden. Hinzu kommt, dass die Haltung der Listis mit einer Steuer von 600 Euro jährlich zu Buche schlägt, während die Haltung anderer Rassen nur 90 Euro im Jahr kostet. In den Nachbarländern Hamburgs werden Hunde schon lange nur aufgrund ihres Verhaltens beurteilt. Die Verantwortung bleibt bei uns Menschen, weshalb der HTV eine Eignungsprüfung vor der Hundeanschaffung weiter für sinnvoll hält. 

Unserer 1. Vorsitzenden Janet Bernhardt liegt die Abschaffung der Rasseliste sehr am Herzen. Sie nahm gemeinsam mit ihrer Bullterrier-Hündin am SoKa Run teil.

Die Rassen Bullmastiff, Dogo Argentino, Dogue de Bordeaux, Fila Brasileiro, Kangal, Kaukasischer Owtscharka, Mastiff, Mastin Español, Mastino Napoletano, Rottweiler, Tosa Inu und entsprechende Mischlinge gelten in Hamburg ebenfalls als gefährlich (Kategorie 3). Freistellungen sind möglich, wenn der Hund einen Wesenstest bestanden hat.

Der HTV fordert: Mindestens alle Hunde der Kategorie 1 mit erfolgreichem Wesenstest sollten in Hamburg leben dürfen – mit den gleichen Rechten und Pflichten wie andere Rassen auch. Wir danken dem Verein Kategorie 1 - Leben mit Listenhund für die erneute Organisation des SoKa Run sowie allen Teilnehmenden und unserem Partner Hunde-Lobby e.V. für die Unterstützung!

Bildergalerie: Unser gemeinsamer Protest in Bildern!