Die Hunde werden fürsorglich in Empfang genommen

26. August 2014

In der Nacht von letzten Samstag auf Sonntag ist wieder ein Transport mit Hunden aus der Auffangstation Bucov in Ploiesti im Tierheim des HTV angekommen. Neben den sechs Hunden, die nun alsbald über unser Tierheim ein Zuhause suchen, konnten wir noch acht Gasthunde* aufnehmen.

Die Transporte werden stets zuverlässig von unserem Kooperationspartner ProDogRomania e.V. organisiert und wie auch bei den letzten Malen von dem jungen rumänischen Tierarzt Dr. Popescu und einem weiteren Fahrer durchgeführt. Den Transporter auf das Gelände des HTV fahren zu sehen, ist für mich immer ein ganz besonderer Moment und wird es auch immer sein. Aber dieser erste Transport aus Ploiesti - nachdem ich nun vor Ort war und die Bedingungen kenne - war für mich fast surreal. Gegen alle Wahrscheinlichkeiten und gegen alle Widrigkeiten sind diese Hunde gerettet. Aber genau das muss Tierschutz aus meiner Sicht auch sein: die Veränderung der angeblich unabänderlichen Realitäten für die Tiere, der Sand im Getriebe jeglicher Tötungsmaschinerie, das Beispiel, dass ein einzelnes Tierleben es wert ist, dass man sich dafür mit aller Kraft einsetzt.

Eingesetzt haben sich in der Nacht auch drei ehrenamtliche Helferinnen, die die Hunde sicher in den Quarantänebereich gebracht, den Transporter mit unseren Spenden beladen und bei der Erstversorgung der Hunde geholfen haben. Die regelmäßige Versorgung und Betreuung der Hunde bis zu ihrer Vermittlung übernehmen die Beschäftigten des HTV mit sachkundiger und liebevoller Hand.

Das erste Mal ein eigenes Körbchen mit Decke

Wenn wir die Hunde aus dem Transporter holen, sind sie ganz ruhig, manche starr vor Schreck, viele zittern. Woher sollen sie auch wissen, wohin sie diese stundenlange Reise geführt hat und was sie jetzt erwartet? Weil wir wissen, dass es die Reise in ein gutes sicheres Leben ist, muten wir ihnen diese Anstrengung zu. Als alle Hunde gefüttert und alle Arbeiten von uns erledigt waren, konnten wir sehen, dass alle Hunde in ihren mit Decken ausgelegten Körben lagen. Für viele von ihnen sicher das erste Mal, ein eigener Korb, eine eigene Decke. Wir fuhren alle recht erschöpft, aber auch sehr glücklich nach Hause.

Unsere Hunde werden gründlich eingangsuntersucht und einige Zeit beobachtet, bevor sie in den Vermittlungsbereich wechseln können.

Michel, dem ich seinen Namen gegeben habe und der für diesen Transport aus Ploiesti ausgesucht war, ist nicht mehr aufgefunden worden. Seinen Platz hat Balto eingenommen, ein junger Rüde, der viel einstecken musste von den anderen Hunden, der unterernährt ist und dessen starke Hautkrankheit jetzt behandelt wird. Bald hat das quälende und auszehrende Jucken ein Ende für ihn und er kann wieder ruhig werden und auch an Gewicht zunehmen.

Nick und Annie

Dann sind da noch die beiden Kleinen, Florian (aus der Pflegestelle von Jeni), und Utas (aus der Pflegestelle von Lady Octavia); Annie, eine kleine rothaarige Hündin, die mir stets so hinterherschrie, dass ich nicht anders konnte, als ihr einen Namen zu geben und sie auf die Ausreiseliste zu setzen; Nick, ein bildschöner junger Rüde mit einem deutlichen Staupetick. Er hat die Gehirnstaupe zwar überlebt, was schon an ein Wunder grenzt, aber eben eine neurologische Störung zurückbehalten. Er zuckt ständig mit seiner Schnauze und einem Vorderlauf, aber das nimmt ihm kein bisschen seiner großen Lebensfreude. Und dann ist da noch die zurückhaltende bildschöne Lila. Der blinde Archie, der nun Anton heißt und einer der Gasthunde war, lebt nun bei mir. Sicher werde ich demnächst mal über meine Erfahrungen mit einem gehandicapten Hund berichten, vielleicht macht das ja jemandem Mut, sich auch für einen gehandicapten Hund aus unserem Tierheim zu entscheiden.

Überhaupt jetzt geht es wieder darum, zuverlässige und liebevolle Zuhause zu finden für alle unsere Tierheimschützlinge, damit andere ihren Platz einnehmen können.

Nachtrag zu meinen Reiseberichten:

Am Sonntag wurde mein kleines schwarzes Mädchen Namenlos eingeschläfert, die Staupe war stärker als sie. Es tröstet mich sehr, dass sie in den letzten Wochen ihres Lebens Fürsorge kennengelernt hat.
Roma, die Streunerhündin meines letzten Abends in Baile Herculane ist kastriert worden. Sie war tragend. Mit dem nächsten Transport aus Baile Herculane - hoffentlich noch in diesem Jahr - werden wir sie nach Hamburg holen. Ich hoffe, sie erlebt ihren Ausreisetag.

Sandra Gulla

Fotos im Text und in der Bildergalerie: Andrea Klick

Weitere Bilder zur Ankunft in unserer Bildergalerie

Hier geht es zu dem Vorbericht und den Reiseberichten Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5.

*Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.