Nicole Genge freut sich mit Homer.

18. August 2015

In der Nacht von Samstag auf Sonntag konnte unsere 2. Vorsitzende Sandra Gulla gemeinsam mit ehrenamtlich aktiven Mitgliedern des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) zwölf Hunde aus dem Hundelager Bucov in Ploiesti, Rumänien in unserem Tierheim sicher in Empfang nehmen. Sandra Gulla berichtet von der Ankunft, zu der es auch eine Bildergalerie gibt.

Liebe Leserinnen und Leser,

ganz eindeutig ist die Ankunft von Hunden aus Rumänien der allerschönste Moment unseres Auslandstierschutzengagements. Und diese erste Ankunft nach meinem Aufenthalt im Hundelager ist dann noch besonders bewegend für mich, aber ich spüre auch immer, wie berührt und glücklich meine nächtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer bei dieser Arbeit sind. Ich bin sehr dankbar, dass es so viele HTV-Aktive gibt, die bereit sind, sich berühren zu lassen und dann aktiv mit anpacken, auch für die rumänischen Hunde. Stellvertretend für alle die mitgeholfen haben und die, die noch mithelfen werden, bedanke ich mich bei Gabi Bargel, Nicole Genge, Charlotte Pockrand und Jennifer Wilke, den Helferinnen dieser Ankunft.

Wir haben gemeinsam gesorgt und uns gefreut für: die beiden Gasthunde* Jomba und Janne, die gemeinsam heute auf ihre Pflegestelle umziehen und die sich auch gleich recht sympathisch waren. Unsere allerliebsten Wünsche begleiten Euch und Eure Fostermami.

Auch Neil hat einen Staupetick ...
... er hat nun Tics Platz in der Pflegestelle bei Jeni.
Unsere HTV-Hunde sind nun: Gretel, Karl, Friedel, Homer, Yemina, Vino, Margo, Rosel, Tuva und Tic. Leider nicht mitreisen konnten Paula und Liviu. Wir hoffen, sie können dann im September ihre Chance nutzen. Alle Hunde habe ich ja in meinem letzten Reisebericht schon ein wenig vorgestellt. Der behinderte Tic kam von der Fostermami Jeni und sie und Aniela haben gleich ihr Versprechen an mich umgesetzt, dass sobald Tic ausreist, ein anderer Hund mit Staupetick aus dem Hundelager zu Jeni umziehen kann. Neil hat den Platz von Tic bei Jeni eingenommen und ist jetzt in Sicherheit auf dieser tollen Pflegestelle.

Sehr erschrocken und traurig gemacht hat mich der Zustand von Tuva. Noch vor zwei Wochen war ihre Hauterkrankung deutlich besser, ihr Kopf war von Haarflaum bewachsen und sie hatte nur noch kleine offene Stellen. Und jetzt ist sie wieder ein Bild des Elends. Besonders traurig macht mich der Gedanke, dass ihr meine Abreise vielleicht auch nochmal zugesetzt hat. Tuva ist sehr menschenbezogen und ich war in den zwei Wochen meines Aufenthaltes im Lager jeden Tag kurz bei ihr und anders als ich wusste sie nicht, dass wir uns bald wiedersehen und sowieso alles für sie so unfassbar besser werden wird. Mir zeigt es, wie hart das Leben für die Hunde im Lager ist und wie schmal der Grat ist, auf dem sie dort wandeln. Die Hunde im Lager gehen an Hauterkrankungen nach langem Siechtum erbärmlich ein. Eine Behandlung ist unter den dortigen Bedingungen extrem aufwendig und greift – wie wir an Tuva sehen können – kaum. Der Stress und die Rahmenbedingungen sind für kranke Hunde verheerend. Ich bin sicher, wir werden jetzt bei Tuva wöchentliche Fortschritte sehen und endlich werden körperlicher Schmerz und seelisches Leid ein Ende für die junge Hündin haben. Wir haben mittlerweile sehr gute Erfahrungen mit unseren Haut-Pflegefellchen und beraten auch andere gerne, wenn Sie erwägen einen solchen Pflegehund aufzunehmen.

Bei aller Freude über die, die es geschafft haben, muss ich dann auch an die denken, die es nicht geschafft haben oder nicht schaffen werden. Mittlerweile habe ich ein Ritual, wenn ich zu den nächtlichen Ankünften fahre und danach nach Hause. Da meine eigenen Hunde ja nicht mit im Auto sitzen, kann ich sehr laut die mein Leben begleitenden Toten Hosen hören und immer ist es das Lied „Alles wird vorübergehen“, das für mich in diesen Nächten hilfreich ist. Dann kann ich an mein kleines beiges Hundemädchen denken, bei dem leider der Tod das von mir gegebene Versprechen an sie eingelöst hat. Sie ist am Tag nach meiner Abreise verstorben. Elena und „Boulevard“, wie Mihaela und ich die ältere Hündin nennen, die wir auf der Fahrt zum Flughafen aufnehmen konnten, kämpfen täglich weiter um ihr bisschen Leben. Wahrscheinlich hat die junge Elena noch nie einen sorgenfreien, vielleicht nicht mal einen schmerzfreien Tag erlebt und doch hängt sie so sehr an ihrem Leben. Das berührt mich immer wieder zutiefst und zeigt mir auf der anderen Seite, wie falsch es ist, Tieren ihr Leben für triviale menschliche Bedürfnisse zu nehmen.

Schauen Sie sich die wunderbaren Bilder von der Ankunft an, die Jennifer Wilke gemacht hat und berichten Sie bitte auch anderen davon, welche wunderbaren Geschöpfe im Tierschutz auf ein liebevolles und zuverlässiges Zuhause warten. Wer Tiere liebt, adoptiert sie im Tierschutz!

Ihre Sandra Gulla

Hier geht es weiter zu den Bildern.


* Das sind Hunde, die bereits ein Zuhause gefunden haben, deren Ankunft aber nach den europäischen Transportbedingungen in einem Tierheim oder einer ähnlichen Einrichtung erfolgen muss, das über eine TRACES-Registrierung verfügt (TRAde Control and Expert System, ein von der EU eingeführtes Datenbanksystem, mit dem der gesamte Tierverkehr innerhalb der EU sowie aus der und in die EU erfasst wird). Zudem haben die Amtsveterinäre, die für die Transporte von ProDogRomania e.V. in Deutschland zuständig sind, zur Auflage gemacht, dass die Hunde mindestens 48 Stunden in unserem Tierheim verbleiben, damit ggf. eine Kontrolle der Hunde durch die örtlichen Amtsveterinäre möglich ist. So ist die Aufnahme von Gasthunden keine große Sache für uns, für den Weg dieser Hunde in ein sicheres Zuhause aber unerlässliche Voraussetzung.