Thomas, Inka, Katerina und Michel haben sich schweren Herzens auf die Heimreise gemacht.

30. Mai 2016

Sonntag war unser letzter Tag in Baile Herculane. Eigentlich war es kein Arbeitstag, denn schon um 9.30 Uhr mussten wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Wir waren vor der Abreise natürlich noch im Tierheim.

An diesem Tag haben wir uns aber nicht in der Pension getroffen, um zusammen ins Tierheim zu gehen. Jeder von uns hatte noch ein paar Sachen, die er schaffen wollte und so ging jeder so früh hin, wie er wollte, um alles erledigen können. Sachen, die man noch auf dem Herzen hatte. Wir haben noch schnell die Hunde mit Nassfutter oder Leckereien versorgt, die mager oder schwach sind, Hunde um die man sich intensiver kümmern sollte. Natürlich auch Mütter und Welpen. Wir haben noch ein paar Streicheleinheiten verteilt, uns verabschiedet, ein paar nette Worte zu unseren vierbeinigen Lieblingen gesagt, Tränen vergossen. Manchen Hunden, die uns besonders ans Herz gewachsen sind, haben wir versprochen, dass wir uns bemühen werden, sie dort rauszuholen, damit sie ein schöneres Leben haben können. So ein Leben, das sie alle verdienen. Alle.

Wir wissen nicht, wie viel Hunde wir in Baile Herculane kennengelernt haben, es müssten so zwischen 300 bis 400 Hundeseelen sein. Was wir aber mit Sicherheit sagen können: Wir haben keinen einzigen Hund gesehen, der aggressiv wäre. Es waren überwiegend Hunde, die sich riesig gefreut haben, als man in ihre Nähe kam und nach Aufmerksamkeit gerufen haben, die einen stürmisch begrüßt und jede Berührung genossen haben. Auch Hunde, die ganz ruhig in ihren viel zu kleinen Zwingern standen und uns nur mit ihren Blicken angefleht haben. Blicken, die alles sagten und die einem das Herz immer wieder gebrochen haben. Und wir haben auch Hunde kennengelernt, die ängstlich sind und in unserer Anwesenheit auf Abstand gingen und alles vorsichtig aus der Entfernung beobachtet haben oder sich in ihren Hütten versteckt haben. Aber die ganze Woche über haben wir uns nie in einem von den Zwingern unsicher gefühlt.

Was wir aber häufig gesehen haben waren abgemagerte Hunde, die zu schüchtern sind, um sich ans Futter zu trauen oder sich bei ihren „Mitbewohnern“ durchsetzen zu können. Hunde, die dringend gebürstet werden mussten oder so verfilzt sind, dass man ihr Fell gar abschneiden musste. Viel zu viele Welpen ohne Mutter, die sich irgendwie durchschlagen müssen. Kranke Hunde, die in dortigen Bedingungen nicht gesund werden. Hunde, die im Dreck und Kot leben müssen, weil sie einfach zu viele sind und ihre Gehege schon zwei Stunden nach der Reinigung wieder verschmutzt sind. Es gibt kein Gassigehen, keine Wiesen, sie verlassen ihre Zwinger nie. Aber das, was den Hunden am meisten fehlt, ist ein regelmäßiger Sozialkontakt. Aufmerksamkeit. Worte, die Michel im Auto sagte, haben es gut zusammengefasst: „Ich habe noch nie erlebt, dass ein Hund eine Streicheleinheit dem Dosenfutter vorzieht.“ Und genau so ist das. Es ist fast unglaublich, wie freundlich die Hunde gegenüber Menschen sind, trotz des elenden Lebens.

Es war eine anstrengende Woche. Harte körperliche Arbeit, fast täglich in der prallenden Sonne. Viele emotionale Momente, von Trauer, Frust, Verzweiflung, bis zur Freude und Rührung. Erfolge und Misserfolge. Abwechslungsreiche Tage, die man nicht planen kann, denn es gibt immer etwas Unerwartetes und wenn man schon denkt, dass alles gut läuft, kommt wieder etwas dazwischen, was man dringender erledigen muss. Wir haben traumhafte Hunde und tolle Menschen kennengelernt, dann wieder Momente erlebt, wo wir am verzweifeln waren. Aber jede Minute war es wert. Wir konnten in der Woche einige Sachen bewegen und haben es geschafft, dank des Einsatzes vor Ort, die Lebensbedingungen der Hunde ein wenig zu verbessern. Ihnen den grauen Alltag im Tierheim ein kleines Stück schöner zu machen. Und obwohl wir schon in Deutschland sind, sind wir in Gedanken trotzdem immer noch bei ihnen.

Für jeden von uns war der Abschiedsschmerz groß. So beschreibt es Inka: „Mir fiel es schwer, die Hunde zurück zu lassen. Verabschiedet habe ich mich bei allen. Dreien konnte ich sagen „Wir sehen uns bald, halte durch!“ und den vielen anderen habe ich versprochen alles dafür zu tun, so viele wie möglich da rauszuholen und auch wiederzukommen, um ihnen das Leben dort leichter zu machen.“

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