Diese vier Hunde kuscheln im warmen trockenen Nest.

26. Oktober 2016

Zurück in Deutschland blickt HTV-Mitglied Detlef Siggelkow noch einmal auf den Einsatz des Bautrupps in Bucov. Schon jetzt ist für alle klar, dass sie im nächsten Jahr wieder dort helfen werden.

Nun sitze ich wieder zu Hause, die Normalität des Alltags holt mich langsam wieder ein und doch gehen mir die erlebten Eindrücke vom Hundelager Bucov nicht aus dem Kopf. Noch im Hotelzimmer in Bukarest kurz vorm Abflug wurde ich gefragt, wie ich die Eindrücke der Arbeitswoche verarbeite, meine Antwort kam spontan: „Ich kann damit umgehen, kranke, verletzte oder tote Hunde zu sehen, das ist so in einem rumänischen Hundelager dieser Größe, darauf kann ich mich einstellen, das Schwerste für mich aber sind die Blicke, der Ausdruck in ihren Gesichtern, die Augen, die einen fragen: „Hilfst Du mir? Warum tut Ihr mir das an? Was habe ich falsch gemacht? Was habe ich Euch getan? Mein Leben auf der Straße war nicht perfekt, aber ok, bitte lasst mich dorthin zurück.“

Klar, hat man bei jedem Besuch an diesem Ort ein, zwei oder drei Hunde, die einem besonders auffallen. Ich bin mir bis heute nicht sicher: Suche ich sie mir aus oder suchen sie mich aus oder wer stellt diese Verbindung her? Es gibt immer die Hunde, die man besonders in sein Herz schließt, zu denen man täglich in den Zwinger geht, ihnen ihre so ersehnten Streicheleinheiten gibt und dafür mit unbeschreiblicher Gegenliebe überhäuft wird. Jeden Morgen stehen sie an ihren Zwingertüren und warten, warten, dass man zu ihnen kommt. Doch dann ist er da, der von mir so gehasste Abreisetag, der letzte Tag im Hundelager. Ein letzter Besuch und die Blicke, die einen verfolgen, bis man außer Sichtweite ist. Man steigt ins Auto mit der Ungewissheit, wie es seinem Herzenshund ergehen wird, aber eins weiß man genau: Er wird morgen wieder an seiner Zwingertür stehen und warten und man wird nicht wiederkommen und er wird auch übermorgen an seiner Zwingertür stehen und warten ... man muss aushalten, sie auch zu enttäuschen!

Kurzfristig hatte sich der Bautrupp entschlossen, eine Herbstreise ins Hundelager Bucov anzutreten, um den Hunden den Winter etwas zu erleichtern. Der Plan war, die über ProDogRomania gespendeten 40 Hundehütten nach Dringlichkeit zielgerichtet zu verteilen, die vorhandenen Hundehütten zu reparieren und in jede Hütte sollte das für den Winter überlebensnotwendige Stroh eingebracht werden. Bei unseren vorigen Arbeitseinsätzen mussten wir immer wieder feststellen, dass das Stroh nicht richtig abgedeckt wird, und es dem Regen ausgesetzt ist und somit schimmelig wird und nicht mehr verwendet werden kann. Also der Entschluss, es muss auch ein Strohschuppen gebaut werden.

Wie das alles in fünf Tagen schaffen? Die ersten Zweifel kamen auf. Ein mir sehr nahstehender Mensch zerschlägt diese Zweifel immer wieder schnell mit den Worten: Vorstellung schafft Wirklichkeit!

An diesem Ort gilt die Devise: nicht reden, nicht zu viel denken – machen. Also wurde am Ankunftsabend eine Einsatzbesprechung angesetzt und die Bildung von Gruppen beschlossen.

Bau des Strohunterstands.
Die erste Gruppe mit Tom und Stefan wird mit dem Bau des Strohschuppens beginnen. Die zweite Gruppe mit Rene, Alfons und mir wird anfangen, die Hütten zu verteilen. Die dritte Gruppe mit Daniela, Sylvia und Mischa (die beiden Frauen haben sich kurzfristig unserem Bautrupp angeschlossen) werden eine Dringlichkeitsliste für Reparaturarbeiten erstellen, die dann systematisch abgearbeitet wird. Sabine, die zum Hundeerfassen angereist war, bot an, sie dabei zu unterstützen. Sabine ist zum sechsten Mal in Bucov und eine sehr erfahrene Tierschützerin, sodass wir ihr Angebot sehr gern angenommen haben.

Wer schon einmal in Bucov war, weiß, dass eine solche Zielsetzung meist durch unvorhergesehene Ereignisse erschwert wird, und es eine gehörige Portion Disziplin benötigt, um das Geplante umzusetzen. Doch das war jedem klar.

Und mit Verlaub (immer der Beginn einer Ansprache von meinem Freund Alfons) darf ich meinen Hut vor allen Bautrupp-Mitgliedern ziehen und verneige mich tief vor Euch – Chapeau! Alle sind täglich über ihre Grenzen gegangen und somit wurde nicht nur der Strohschuppen gebaut, die Hütten verteilt, die alten Hütten repariert und das Stroh eingebracht, sondern es konnte auch noch mit zwei Ständerwerken für die so notwendigen Überdachungen begonnen werden, und die Zurufe für die nicht geplanten Reparaturen wurden zwischendurch auch mit abgearbeitet.

Der Bautrupp bedankt sich bei allen Unterstützern.
Besonders gefreut hat mich, dass wir die Vorsitzende von ProDogRomania, Anna, persönlich kennenlernen durften und wir uns vor Ort austauschen konnten.
Es ist noch so unendlich viel zu tun und kein Ende in Sicht. Wir haben den Hunden unser Versprechen gegeben, dass wir wiederkommen und das Versprechen werden wir halten. Haltet durch, übersteht den Winter, verzeiht uns – mehr ging nicht! Ein Riesen-Dank an alle Unterstützer, die dazu beigetragen haben, dass wir diese Reise antreten konnten.

Der gesamte Bautrupp nimmt Euch in der Bildergalerie mit auf unsere Reise.



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