Susa freut sich über die Streicheleinheiten von Charlotte Pockrand.

13. Juni 2017

Unsere Hilfe in Rumänien geht weiter. Lesen Sie hier den ersten Bericht des Baile-Herculane-Teams. Die HTV-Beschäftigten Nancy Müller und Nick Martens, Gassigeherin Gabi Bargel und Vorstandsmitglied Charlotte Pockrand werden gemeinsam mit anderen Tierschützern helfen, das Tierheim von ProDogRomania. e. V. „sommerklar“ zu machen.


Tag 1 – Anreise mit Hindernissen

Unsere Reise nach Baile Herculane in das Tierheim unseres Kooperationspartners ProDog Romania e.V. startete am Samstag um 9 Uhr am Hamburger Flughafen. Nancy, Gabi, Karen, Nick und Charlotte starteten von dort Richtung München, um von dort weiter nach Timisoara in Rumänien zu fliegen. Inka und Thomas aus dem Tierheim Rüsselsheim stießen in München, gerade noch rechtzeitig, da ihre Maschine aus Frankfurt Verspätung hatte, zu uns. In Timisoara gelandet trafen wir auf Mitstreiter David, der im Tierheim im Baile uns und seine Freundin Lisa, eine Tiermedizinstudentin aus Hannover, die in Baile gerade im Rahmen ihres praktischen Jahres mitarbeitet, unterstützt.

Nächste Hürde: Mietwagen. Nachdem alles vielversprechend damit begann, dass ein Mitarbeiter der Mietwagenfirma mit Namensschildern auf uns am Ausgang des Flughafens Timisoara wartete, dauerte die Übernahme der Autos fast eine Stunde. Die Wagen waren nur zu einem Viertel vollgetankt. Der Herr von der Autovermietung entschuldigte sich damit, dass er schon den ganzen Tag arbeite und nicht dazu gekommen sei, die Wagen zu tanken. Nach weiteren Diskussionen über eine teure, aber angeblich absolut notwendige Zusatzversicherung und Kratzer an den Mietwagen, konnte es endlich losgehen Richtung Baile Herculane.

Leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass am Tag unserer Ankunft am Flughafen Timisoara eine Flugshow stattfand. Wir bewegten uns also nur im Schneckentempo vom Flughafen weg, da hunderte von Menschen zu Fuß und in Autos alle Straßen rund um den Flughafen blockierten, um die Show zu sehen. Nach einer weiteren Stunde hatten wir dann den Flughafen hinter uns gelassen und einen Supermarkt erreicht, in dem wir uns erstmal mit Getränken und Essen eindeckten. Es war inzwischen etwa 20 Uhr als wir endlich und ohne weitere Zwischenstopps die 170 km lange Fahrt nach Baile antreten konnten.

Gegen 23 Uhr erreichten wir endlich unsere Unterkunft und bezogen unsere Zimmer. Für einen Rundgang im Tierheim war es leider schon zu spät. Und so fielen alle erschöpft in die Betten, um am nächsten Tag durchzustarten.
 

Tag 2 – Der frühe Vogel sammelt den Kot ein

Am Sonntagmorgen um 7:30 Uhr war unsere Truppe startklar zum ersten Arbeitstag im Shelter. Da das Tierheim von der Unterkunft fußläufig zu erreichen ist, war das Shelter um 7:40 Uhr in Sichtweite. Bevor wir einen Fuß auf das Gelände setzen konnten, wurden wir von der freundlichen Hundedame, die vor dem Tierheim lebt, freudig begrüßt. Schnüffeln, schwanzwedeln, auf den Boden schmeißen, kraulen lassen.

Nachdem wir Tierheimleiter Mishu begrüßt hatten, verschafften wir uns einen Überblick über das Gelände. Wir waren überwältigt von den vielen Hunden, insbesondere Junghunden und Welpen, die wir in den Zwingern und Ausläufen vorfanden. Seit unserem letzten Besuch wurden neue Zwinger geschaffen, um die Vielzahl an Hunden unterbringen zu können.

Auf unserem Rundgang trafen wir auch alte Bekannte wie Fuchur oder Savio. So ein Wiedersehen ist immer schön und traurig zugleich. Schön, weil einem bei diesen wunderbaren, liebenswerten Vierbeinern das Herz aufgeht, und traurig, weil sie noch immer im Zwinger sitzen und nicht in ein liebevolles Zuhause ausreisen konnten. Im Tierheim trafen wir dann auch Sabine, eine weitere Helferin aus Hamburg, die bereits zwei Tage vor uns angekommen war.

Routiniert machten wir uns an die Arbeit. Da nahezu alle Reisenden bereits mindestens einmal vorher in Baile gewesen sind, konnten wir uns lange Besprechungen sparen. Wir begannen damit, die Zwinger vom Kot zu befreien und stellten fest, dass die Grube zur Entsorgung des Hundekots, die regelmäßig abgepumpt wird, randvoll war. Der Abholer hat sich einige Rippen gebrochen und konnte deshalb nicht arbeiten. Alle hoffen darauf, dass er Dienstag wieder im Einsatz ist. Solange wird eben draufgeschaufelt. Die Luke der Grube lässt sich dadurch zwar nicht mehr schließen, aber irgendwo müssen die Eimer voller Kot ja nun mal geleert werden.

Im Anschluss wurden Wassernäpfe aufgefüllt. Bei fast 30 Grad Celsius ist den Hunden warm und ausreichend Wasser ist sehr wichtig. Wir begannen auch mit unseren alljährlichen Hochdruckreinigungs-, Abwasch- und Aufräumarbeiten.

Am Nachmittag wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt, als wir eine ängstliche Hündin, die verletzt war und verängstigt auf dem Tierheimgelände lief, einzufangen versuchten, um ihre Wunden behandeln zu können. Inka und Nick bewältigten die Einfangaktion ruhig und souverän. Lisa konnte die Hündin dann gemeinsam mit Nick in Augenschein nehmen. Dabei stellten wir fest, dass die scheue Hündin schwere Bissverletzungen hat und sogar Muskeln gerissen sind. Wir entschieden uns dazu, sie auf die Krankenstation zu bringen.

Wir lernten am Sonntag auch Wheeli kennen. Der kleine Kerl kann seine Hinterläufe nicht bewegen als Folge eines Autounfalls. Trotz seiner Einschränkungen ist er aber lebensfroh, lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen und flitzt sowohl mit, als auch ohne Rollstuhl durch die Gegend. Wheeli wird bald nach einem Stopp auf einer Pflegestelle zum Hamburger Tierschutzverein ausreisen.


Tag 3 – 36 Grad und es wird noch heißer

Ok, es waren nicht wirklich 36 Grad Celsius am Montag, aber 30, bei denen sowohl uns, als auch den Fellnasen die Sonne auf den Kopf knallte. Deshalb hat sich Thomas mit dem rumänischen Tierheimhandwerker Gogu zusammengetan und Sonnenschutzdächer angebracht. Die Hunde nehmen den Schatten dankbar an.

Inka ist mit Mishu mittags in die Tierklinik nach Craiova gefahren, wo vier der Tierheimhunde behandelt werden. Unter anderem fuhr die von uns am Sonntag eingefangene scheue Hündin mit, damit ihre Wunden dort versorgt werden. Die Halswunde mit den gerissenen Muskeln konnte leider nicht mehr genäht werden, da sie schon zu alt war. Die Hündin wurde aber mit Salbe und Antibiotikum versorgt.

Nick und Inka machten sich fleißig und unermüdlich weiter ans Hochdruckreinigen und konnten bereits viele Zwinger gründlich putzen. Diese Arbeit kann von den wenigen Tierheimmitarbeitern und bei der Menge der Hunde, die versorgt werden müssen, sonst nicht geleistet werden. Deshalb steht die Grundreinigung der Zwinger jedes Jahr ganz oben auf unserer Prioritätenliste.

Nancy und Charlotte befreiten Hunde von ihrem dicken Fell. Es ist ganz wunderbar zu sehen, wie die Hunde das Bürsten genießen und sich befreit fühlen, wenn sie die dicken Fellplacken loswerden. Danach wurde der Medizinraum durch Nancy und Charlotte aufgeräumt. Alle Medikamente und das medizinische Material wurden sortiert und teilweise in Boxen sortiert, die Nancy am Vormittag extra besorgt hatte.

So viele Welpen!

Gemeinsam mit der Tierärztin Andrea hat Tiermedizinstudentin Lisa heute die Sorgenfelle in der Krankenstation behandelt. Es wurden Infusionen gelegt und Medikamente gegeben. Viele der Sorgenfelle in der Krankenstation leiden an Staupe, einer ansteckenden Virusinfektion, die in Rumänien leider weit verbreitet ist. Die Hunde leiden an Fieber, Durchfall, Erbrechen und sind sehr erschöpft. Die Symptome der Erkrankung werden auf der Krankenstation behandelt und man versucht, es den Hunden so erträglich wie möglich zu machen.

Am Nachmittag wurden sieben neue etwa drei bis vier Wochen alte Welpen ins Tierheim gebracht. Bei der Menge an Welpen, die sich bereits im Tierheim befinden, fühlt man sich immer kurz ein wenig hilflos. Wohin noch mit den Neuankömmlingen? Und werden es diese Welpen, bei der hohen Welpensterblichkeit hier, schaffen? Wir konnten für die sieben Kleinen ein schönes Schattenplätzchen finden. Bisher sind sie munter und neugierig.
 

Wollen Sie uns ein wenig auf der Reise begleiten? Dann schauen Sie in unsere Bildergalerie!



< Zum Auftaktbericht.
| Zum folgenden Bericht. >