Nashornbulle Tsavo im "Circus Krone".

18. Oktober 2018

Die 1. Vorsitzende des HTV, Sandra Gulla, hat im Rahmen unseres Zirkusprotestes erläutert, warum Wildtiere nicht in die Manege gehören, weshalb Zirkusunternehmen wie auch die Verbraucher in der Pflicht sind, umzudenken und was die Alternativen zu einer tierleidfreien Vorstellung im Zirkus sind. Hier ihre Aussagen im Zusammenhang:

Das Unternehmen „Circus Krone“ wirbt auf seinen Plakaten damit, dass wir „alles vergessen sollen, was wir über Zirkusse wissen“… Nein, das können wir nicht. Und im Interesse der Tiere wollen wir das auch gar nicht.
Wenn mir das Sitzen auf einem liegenden Elefanten als Ausdruck eines besonders innigen Mensch-Tier-Verhältnisses verkauft werden soll, fühle ich mich, gelinde gesagt, veräppelt. Auch zeigen die Vorführungen keine Liebe zwischen Mensch und Tier. „Liebe ist das Kind der Freiheit, niemals der Beherrschung“, wie Erich Fromm es so treffend formulierte. Wir lehnen die Haltung von Wildtieren im Zirkus grundsätzlich ab.

In Europa haben sich bereits etliche Länder für ein Wildtierverbot in fahrenden Unternehmen, sogenannten Zirkussen, entschieden. In Deutschland versuchen sich immer mehr Kommunen gegen die Darbietung von Wildtieren in fahrenden Unternehmen zu wehren und wollen ihre öffentlichen Flächen dafür nicht mehr zur Verfügung stellen. Die sich auf Traditionen berufende Unterhaltung auf Kosten der Tiere hat längst ausgedient, wie repräsentative Erhebungen beweisen.

Einer Forsa-Umfrage zufolge sind 82 Prozent der Deutschen für ein Wildtierverbot im Zirkus. Warum ist das wohl so? Weil die ganz überwiegende Mehrheit in Deutschland die Haltungsbedingungen der Wildtiere und deren Vorführungen in der Manege ablehnt.
In deutschen Zirkusunternehmen werden so gut wie keine Menschenaffen mehr ausgestellt und das sicher nicht nur, weil die Leitlinien des Bundesministeriums die Forderung enthalten keine Menschenaffen in Zirkussen zu halten.  Sondern sicher auch weil Zirkusunternehmen mitbekommen haben, dass die Nutzung unserer nächsten Verwandten für ein Unterhaltungsgeschäft nicht mehr dem sittlichen, moralischen Gefühl der Mehrheit der Menschen entspricht.

Aber wir als Tierschützer wollen nicht nur, dass sich Affen nicht mehr „zum Affen machen“ lassen müssen. Was ja bedauerlicherweise in unserem Sprachgebrauch dafür steht: sich lächerlich zu machen, sich zum Gespött zu machen, sich bloßzustellen herabgewürdigt zu werden. Und was meinen Sie, wo dieser Sprachgebrauch seine Wurzeln hat?  Wir wollen, dass sich auch Nashörner, Elefanten, Giraffen oder Großkatzen nicht mehr „zum Affen machen“ lassen müssen. Aus unserer Sicht verletzt die gewerbliche Nutzung der Tiere zur Unterhaltung deren Würde. Sie werden zum Objekt des Vergnügens der Zuschauer. Mit einer Achtung als Subjekt mit eigener Willensentschließung und einem Mindestmaß an Selbstbestimmung ist die Haltung von Tieren in Zirkussen nicht überein zu bringen.

„Liebe ist das Kind der Freiheit, niemals der Beherrschung.“ Beherrschung, genau das ist die Dressur von Wildtieren. Damit nicht domestizierte Tiere wie Elefanten ihre Vorführung ableisten, müssen sie im direkten menschlichen Kontakt – der sogenannten Direct-Contact-Haltung – dressiert werden. Was bedeutet das? Es muss ihnen in jungen Jahren mit Gewalt der Willen gebrochen werden, damit sie den Menschen lebenslang als übermächtig empfinden. Die Vorführung der Tiere ist nichts Anderes als die Dokumentation der angeblichen Überlegenheit des Menschen über das Tier. Prahlerei des Menschen, für die er sich beklatschen lässt. Wir wissen ja, dass den Tieren der Applaus und die Einnahmen nichts bedeuten.

Artenschutz ist ein absurdes Argument für die Haltung von Wildtieren im Zirkus. Viele tolle Organisationen setzen sich tatkräftig für den Artenschutz ein, so auch der Pro Wildlife e.V., mit dem wir gerne beim Thema Exotenhandel kooperieren. Artenschutz meint aber ganz vorrangig den Schutz und Erhalt wild lebender Arten und dies in erster Linie durch den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und die Verhinderung der Entnahme aus der Natur oder der Bejagung. Wie absurd ist es da, wenn Zirkusmacher von Artenschutz durch ihr Geschäft fabulieren?
Aber die Argumentation ist wechselnd: Mal wird erklärt, man stelle die Tiere zur Schau, um dem Publikum Wildtiere näher zu bringen. Dann wieder wird argumentiert, dass es sich ja um Zuchten, also Tierproduktion, für den Zirkus handelt, die ja gar keine Wildtiere mehrseien, sondern eben Zirkustiere. Also wohl degenerierte Produkte des Zirkusbetriebs. Bei Großkatzen ist die Handaufzucht nicht nur gang und gäbe, sondern Voraussetzung für die spätere Dressur und Vorführung. Schon das ist tierschutzrelevant.

Es bleibt aber dabei, es sind Tiere die zur Schau gestellt werden und die in oft demütigenden Posen das Publikum erfreuen sollen.
Bitte bedenken Sie: Wenn Sie einen Zirkus mit Wildtieren besuchen, verletzen Sie die Würde der dortigen Tiere, aber damit auch Ihre eigene!
Der König der Löwen ist ein Löwe und kein Dompteur. Auch wenn der sich so nennen lässt. Ein Unternehmen, das es nötig hat vor seinen eigenen Toren für seinen eigenen Geschäftszweck zu demonstrieren, wie bei „Circus Krone“ erfolgt, da bin ich sicher, feiert bereits sein Ende.
Dabei gäbe es Alternativen: Tierleidfreie Zirkusse machen es vor. Da werden die Tiere von Menschen gespielt oder Hologramme für beeindruckende Darstellungen der Schönheit von Tieren eingesetzt. Wir sind sicher, dass auch in den noch verbliebenen Zirkusunternehmen mit Wildtieren viele Menschen mit tollen Fähigkeiten und überzeugenden Kompetenzen aktiv sind, die auch ohne herabwürdigende Tiervorstellungen ihr Auskommen finden könnten.

Für die bisher im Zirkus genutzten Tiere ließen sich in Europa sicher geeignete Orte für Refugien finden, in denen sie nach ihren arteigenen Bedürfnissen mit Artgenossen zusammenleben könnten. Der Tierschutz würde die Hand reichen, gemeinsame Projekte wären möglich, die den Unterhalt für die Tiere und ihre Lebensräume sichern.

Und würden die Tiere das neue Leben annehmen können? Vielleicht nicht jedes Individuum. Wurde es zu lange und zu nachhaltig seiner selbst beraubt, ist es schwer, sich wiederzufinden. Das kennen wir auch bei Menschen, denen jede Autonomie genommen wurde. Aber vielleicht  kennen Sie die Videos von Jane Goodall bei der Freilassung von Schimpansen in Schutzgebieten, die zuvor schlimmsten Haltungsbedingungen, Einsamkeit und Drangsal ausgesetzt waren: In den Gesichtern der Schimpansen  erkennt man, was sie erkennen. Oder schauen Sie sich die Bilder der Freilassung der letzten rumänischen Tanzbären an. Zuerst sieht man ihre Sorge, was die neue Situation bedeutet, dann ihr ungläubiges Staunen, dass ihre Bewegungen nicht mehr durch Ketten und Nasenring eingeschränkt sind, und alsbald schon unbändige Freude beim Herumtollen.
Wenn also diese versklavten Tiere, die in ihr elendes Leben hineingeboren wurden oder aber als Jungtiere ihren Eltern entrissen wurden, es schaffen, zu ihren arteigenen Verhaltensweisen zurückzufinden, bin ich guter Hoffnung, dass auch die allermeisten der sogenannten Zirkustiere diesen guten Weg gehen können.

Solange aber noch auf Kosten der Tiere ein Zirkusgeschäft gemacht wird, erheben wir als HTV gemeinsam mit anderen Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen unsere Stimme.

Hier geben wir Ihnen 10 Tipps, was Sie gegen (Wild-) Tiere im Zirkus tun können.