Pressemitteilung vom 19. September 2022

Am Mittwochmorgen (14.09.) wurden vier Königspythons auf dem Parkplatz des Tierheim Süderstraße ausgesetzt. Ein Mitarbeiter des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) fand die Tiere in einer Plastikbox mit der Aufschrift „Achtung: Schlange. Zu verschenken/vergeben. 4 Königspythonschlangen im Behälter.“ Es ist also offensichtlich, dass es sich bei der Tat um eine gut durchdachte Aussetzung handelte.

Und somit überschwemmen weitere vier Schlangen die Exotenstation des HTV. Das Problem: Der „Schlangen-Trend“ ist längst vorbei – und insbesondere die explodierenden Strompreise malen ein düsteres Bild für die Zukunft der Exotenhaltung. 

In dieser Plastikbox wurden die Schlangen gefunden.

Sieben weitere Exoten ausgesetzt

Auch drei Baby-Bartagamen und vier Wasserschildkröten fanden letzte Woche als Fundtiere ihren Weg in den HTV. Die Schildkröten wurden in einem Maurerkübel in Hamburg-Hamm gefunden, die drei Bartagamen in einem Karton im Elbe Einkaufszentrum in Hamburg-Osdorf.

„Wir gehen davon aus, dass die steigenden Strompreise in naher Zukunft noch weitere Aussetzungen von Schlangen und anderen Terrarientieren nach sich ziehen werden, denn viele Menschen bekommen Angst vor hohen Abschlägen und einer saftigen Endabrechnung. Die Wärmelampen für die Beheizung der Terrarien fressen viel Strom. Und das fällt in der aktuellen Lage eben enorm ins Gewicht“, so die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhard.

Auch drei Baby-Bartagamen fanden unfreiwillig den Weg in den HTV.

Der HTV vermutet, dass es sich bei dem Verantwortlichen der Schlangen um einen Hobbyzüchter handelt: Die Schlangen waren alle in einem sehr guten Zustand und auch die Aufmachung der Box erweckte den Eindruck, dass der Verantwortliche sich vorab viele Gedanken um die Unterbringung gemacht hat. Die Tatsache, dass es sich um noch nicht ausgewachsene Jungtiere handelt, verstärkt diesen Eindruck. „Vermutlich werden auch Züchter ihre Schlangen in der aktuellen Zeit schwer los“, gibt Bernhardt zu bedenken.

Kornnattern und Königspythons waren einst beliebte Haustiere – die Zeiten sind jedoch längst vorbei. Daher verzeichnet das Tierheim ein immer geringer werdendes Interesse an Schlangen und erhält dementsprechend auch kaum Vermittlungsanfragen. Die Terrarien der Exotenstation sind voll – teilweise mit Tieren, die dort seit über fünf Jahren auf ein neues Zuhause warten.

„Die Zeiten für die Tierheime sind wirklich düster. Erst kamen die Corona-Aussetzungen, jetzt explodieren die Preise und auch die Tierärzte heben ab Oktober ihre Gebühren an. Wir appellieren an Verantwortungsbewusstsein und Tierliebe – und an die Menschen, die sich trotz aller Umstände nach einem neuen Familienmitglied sehnen: Bitte gebt Tieren aus dem Tierheim eine Chance!“, so Janet Bernhardt.

Diese junge Königspython hat eine typische Färbung.