Emil ist noch etwas skeptisch - während Erik und Enis bereits ausgiebige Streicheleinheiten genießen.

Für verstoßene Haus- oder verwaiste Straßenkatzenkinder bin ich, Stefanie Bauche (HTV-Vorstandsbeisitzerin) Ersatzmama - seit 10 Jahren im Auftrag des Hamburger Tierschutzvereins, doch mein erstes Flaschenkind hatte ich bereits im Jahr 1978. Bevor es mit der Geschichte von Hanka, Henja und Hugali weitergeht, noch ein paar Worte zur größten Herausforderung für jede Ersatzmama: die Wilden unter den Katzenkindern.

Wir nennen es das „Sozialisierungsfenster“ – in dem Zeitraum zwischen der zweiten und achten Woche, in dem die Kleinen sehen können und auf Fürsorge angewiesen sind, kann die Gewöhnung an Menschen gut gelingen.  Denn auch Fauchis und Kratzis merken schnell, dass sie ohne Hilfe nicht überleben können - wie die kleinen Tiger Erik und Enis: Vor einigen Jahren kamen sie mit Bruder Emil zu mir. Ihr viertes Geschwisterkind verstarb leider, bevor sie bei mir ankamen.

Die Katzenkinder durch Nahrung zu locken ohne sie zu bedrängen, überzeugen, dass wir Zweibeiner:innen doch nicht soooo gefährlich sind. Wer entspannt auch im Beisein von Menschen zu futtern beginnt, wird es auch langsam schaffen, sanfte Berührungen zu ertragen. Wichtig, um Vertrauen zu gewinnen ist, immer präsent zu sein und niemals zu überfordern. Von dem Moment an, wenn auch die furchtsamsten gelernt haben, dass die felllose Mama ebenso für ihr Wohlergehen sorgt wie die Mama mit Fell es vorher tat, bis zu dem Moment an dem sie der neuen Mama auch die Fellpflege erlauben, ist der Schritt nicht mehr so groß. – Und dann wird ausgiebig gekuschelt und das genossen! Wir Pflegemamas bemühen uns sehr, genauso liebevoll wie Katzenmütter, mit deren Kindern umzugehen.

Hanka, Henja und Hugali – die nächsten Wochen

Juni 2021: 4 Wochen und 500 g geschafft. Fläschchen gibt es noch etwa alle 4 Stunden, die Abstände in der Nacht werden länger, endlich fühle ich mich wieder ausgeschlafen. Kater Hugali hat Sinn und Zweck eines Katzenklos verstanden. Die Mädels Henja und Hanka naschen kleine Mengen Katzenfutterpüree pur, im Fläschchen ist es seit 2 Wochen in steigendem Prozentsatz zugesetzt. Kann der Darm sich langsam an Fleisch gewöhnen, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Durchfallattacken bei der Umstellung auf feste Nahrung.

Henja und ihre erste große Liebe: die Fummelkiste
Nur ein Umzug in den Laufstall klappt noch nicht. Es waren in der Vergangenheit schon Kitten bei mir, die mit nur 14 Tagen unbedingt aus der Wärmebox rauswollten, zufrieden ihre Runden im Laufstall drehten und zum Schlafen ganz selbstverständlich in die Kuschelhöhle krochen, aber auch welche, die noch mit fünf Wochen lieber in der Wärmebox schliefen. So wie Henja und Hugali. Nur Hanka fand die Höhle toll, aber schnell fehlten ihr die Geschwister zum Ankuscheln.

Die Fummelkiste hingegen hat noch jedes Katzenkind magisch angezogen. Völlig egal, ob die Beinchen noch so kurz sind, dass bis zur Schulter eingetaucht werden muss: Der Instinkt, in Löchern nach Beute zu tasten, ist beindruckend stark.

Auch Hugali, Hanka und Henja gehen dem katzentypischen Bedürfnis nach, sich in Boxen aufzuhalten.
Mit fünf Wochen klappt auch die "Erledigung gemeinsamer Geschäfte" recht prima ohne Wattepad-Unterstützung - es ist ja nicht so schlimm, wenn man sich beim "Scharrweitwurf" gegenseitig Streupellets an den Kopf wirft.

Manche Dinge ändern sich nie im Leben einer Kitten-Mama – zum Beispiel, dass ich zum täglichen Wiegen besser die gleiche Anzahl Schalen hinstelle, wie ich Pflegekinder habe. Sonst gibt’s Gedrängel und das Wiegen wird unmöglich. Egal, ob wilde Streunerkinder, wie Anouk und seine Geschwister, oder Darius und Dominik, die 2019 gefunden wurden - sie alle tun es Hugali, Hanka und Henja gleich.

Alle Jahre wieder: Bereits 2016 bewiesen Anouk, Anjuli, Alexander, Apollo und Arietti - zuvor wahre Meister in dem Versuch, zu fauchen - eine große Affinität zu Schachteln...

... was ihnen Darius und Dominik drei Jahre später gleichtaten.

Sechs Wochen: Der Ton wird rauer. Früh übt sich, wer eine starke Katze werden will. Die kleinen Ladies zoffen sich manchmal etwas undamenhaft, dann zieht sich der sanfte Hugali lieber unters Bett zurück und spielt alleine mit dem Ball.
Geklettert wird jetzt auch schon, das Wildfang-Alter ist erreicht. Wer oben ankam, wundert sich über den Ausblick. Nach dem Laufstall wird dann das Kinderzimmer erobert.

Die "Raubtierfütterung" von 2017 mit Benni, Böppi, Bobbi, Betti, Biggi und Basti
Sieben Wochen: Mittlerweile haben auch diese drei endlich Geschmack am Kittenfutter gefunden, dabei möchten manche Kätzchen schon mit drei Wochen lieber Fleisch als Milch. Nach langem Desinteresse und allenfalls Naschen futtern sie es jetzt doch ganz gerne. Ähnlich war es bei Benni, Böppi, Bobbi, Betti, Biggi und Basti, die ich 2017 aufnahm: Zuvor waren sie im Regen gefunden worden und schienen Menschen nicht zu kennen. Umso schöner, wenn sie allesamt vertrauensvoll nebeneinander essen. Allerdings muss ich bei Hanka, Hugali und Henja weiter den Pürierstab schwingen, Fleischfasern finden sie immer noch zum K…..

Acht Wochen: Heute waren wir beim Impfen - wer hat sich wohl am dollsten angestellt? Hugali, der kleine Angsthase, hat geschrien, als würde er abgestochen werden, nicht bloß kurz in den Popo gepiekt. Henja hat zuhause dann schwesterlich-tröstend seine "Wunde geleckt". Hanka, natürlich am souveränsten, hat beim Pieks lediglich kurz gequiekt und gut.

Nun schlafen sie erschöpft. Impfen ist für das Immunsystem von Kitten, die ohne Muttermilch aufwachsen, immer eine große Anstrengung, Impfreaktion: 20-40 Stunden kein Appetit, keine Energie zum Spielen im kleinen Körper. Aber nützt nix, muss ja sein, damit sie groß werden und gesund aufwachsen.

Erst einmal eine große Pause für die kleinen Körper.
Die mutige Hanka schaut einer spannenden Zukunft entgegen.