Und weil es viele schöne Fotos gibt, die fast den Eindruck erwecken die mutigeren Schwestern nähmen ihre furchtsamste Schwester beschützend in die Mitte, verlieh Tanja ihnen den passenden Namen „Oreos“.

Unser Vorstandsmitglied Stefanie Bauche zieht regelmäßig Katzen bei sich auf oder kümmert sich, wie in diesem Fall, um einst wilde Katzen. Das Trio, bestehend aus Mona, Sophie und Lacy, wohnt nun schon länger bei ihr und sucht ohne Erfolg gemeinsam nach einem liebevollen Zuhause. Nun erzählt Stefanie die gesamte Geschichte der drei "Oreo-Sisters"...

Mona beim Fressen am gefüllten Futternapf an der Futterstelle.
Mitte September 2021 wurde Monika Freytag von der Katzenrettung gerufen, um vier junge Katzen einzufangen, die Mülltonnen plünderten. Nachdem Monika sie schließlich eingefangen hatte, wurden sie zunächst einmal im HTV untersucht:  Die etwa im Mai geborenen Mädels waren glücklicherweise noch nicht trächtig, wie es viele junge Straßenkatzen leider schon sind, und wurden kastriert. Im Katzenhaus versteckten sich die vier jungen Katzen sechs Wochen durchgehend, weshalb wir beschlossen, sie wieder ins Streunerleben zurück zu bringen – jedoch nicht wieder zurück an ihren trostlosen und gefährlichen Container-Platz. Anfang November wurde an einem schönen Platz ihr Gehege aufgebaut und die Füttergruppe „Redder“ zum Versorgen der Katzen gegründet.

Milka, welche hier auf dem Bild zu sehen ist, gehörte gar nicht zu den drei Schwestern.

Am 11.11.2021 zogen die Katzen ein und bekamen die Namen Milka, Mona, Sophie und Lacy. Die beiden nicht unterscheidbaren schwarzen Katzen wurden schnell als „die zwei Monas“ getauft.

Die „Katzenflüsterin“ der Gruppe bekam in der ruhigen Umgebung schon nach wenigen Tagen das erste Mal eine Mona zu Gesicht, die vorsichtig näher kam und sich am frisch gefüllten Futternapf bediente. Also brachte sie beim nächsten Besuch einen Hühnerfederwedel mit - die „mutige Mona“ war interessiert. Die „schissige Mona“ und die weiße Lacy, die meist zusammen in einem Versteck lagen, sah man manchmal flüchten. Die schwarzweiße Milka sah man hingegen gar nicht. Sie schlief auch nicht in den warmen Schlafboxen, sondern hatte sich das Stroh heraus und unter die Boxen gescharrt, um sich dort ein Nest zu bauen. Ein ungewöhnliches Verhalten.

Langsam siegte die Neugier und die ängstlichere Mona beobachtete die mutigere bei ihrem Spiel. Nach sechs Wochen ließ sich auch Lacy von ihren Schwestern mitziehen, während Milka weiter unsichtbar und immer getrennt von den anderen dreien blieb. Lacy und die beiden Monas sahen wir in verschiedener Konstellation zusammen, sie gingen sehr liebevoll miteinander um.Zu diesem Zeitpunkt sollten die vier eigentlich ausgewildert werden. Nun wurde aber der Katzenrettung kurz zuvor unweit der Einfangstelle eine wilde Katzenkolonie mit 16 schwarzweißen Katzen verschiedenen Alters gemeldet.

Es kam der Verdacht kam auf, dass es sich bei Milka nicht um eine Schwester der drei anderen handelt, sondern um eine neugierige Jungkatze, die sich zufällig am Fangtag zu weit von ihrer Heimat entfernt hatte. Damit wäre ihr Desinteresse an den anderen auch leicht erklärt.

Monika Freytag fing sie deshalb aus dem Gehege, brachte sie zu dieser Kolonie und stellte der Katzenfamilie die Falle vor die Nase. Das Unfassbare geschah: Milka wurde sehr freundlich begrüßt! Ein Eindringling wäre mindestens angeknurrt worden. So wurde Milka dort freigelassen.

Am 11.01.2022, also rund 16 Wochen nach ihrem Fang, war ihre Reise zu Ende und sie wieder mit ihrer Familie vereint. Alle mussten weinen. 

Zwischen diesen Containern lebten die Wilden.

Für die Katzenfamilie war Milkas Odysee letztlich ein Glücksfall. Hütten durften dort nämlich nicht aufgestellt werden, worüber die Katzenrettungsfahrerin Monika Freytag unglücklich war. Aber Milkas seltsames Schlafverhalten wurde durch das Leben unter Containern erklärbar und Monika konnte nun der Familie Stroh zum Nester bauen bringen und dadurch die Wohnsituation der Katzen verbessern.

Da sich zwei der drei in unserer Obhut verbliebenen Katzen freundlich und Menschen zugewandt zeigten, wurde entschieden, sie nicht auszuwildern, sondern einen Versuch zur Sozialisierung zu unternehmen und ihnen so die Chance auf ein richtiges Zuhause zu geben. Und weil sie sehr aneinander hingen und man keine Katze aus einer Gruppe alleine zurücklassen darf, musste die ängstliche Lacy mit. Für die Vermittlung wurden sie in unsere Anzeigen aufgenommen. Um Verwirrung durch zwei gleich aussehende Katzen Namens Mona zu vermeiden, bekam Sophie ihren Namen zurück. Ich hatte allerdings sehr lange Probleme, die schwarzen Schwestern auseinander zu halten, einzig Monas Zutrauen und Sophies Misstrauen halfen dabei.

Mona traute sich schnell recht nah heran: Sie legte sich zu meinen Füßen schlafen, lief nach zwei Wochen mit in die Küche, nahm Leckerlies aus meiner Hand - und zog ihre Schwestern langsammit. Sophie beobachtete zwei Wochen lang, ob ich Mona etwas antue -dann schließlich traute sie sich mitzumachen, Lacy sah ich nie.

Die traute sich nach drei Wochen das erste Mal, sich zu zeigen während ich im Zimmer war, das Futter duftete zu verführerisch. Lacy ist nämlich verfressen, schnell was runterschlingen und wieder verstecken war ihr Plan. Den Mut mitzuspielen brachte sie erst nach sechs Wochen auf, da lag Sophie schon längst mit auf dem Bett und Mona ließ sich mit der gummiumwickelten Angelspitze das Kinn rubbeln.Nach zehn Wochen war das Eis endgültig gebrochen und ich durfte Mona das erste Mal berühren. Sie erschrak zwar noch oft vor ihrem eigenen Mut und zuckte zurück, aber die Angel als „Zeiger“ erinnerte sie schnell daran, dass gekrault werden Genuss bedeutet - sie begann zu schnurren und zu treteln. Die Drei funktionieren immer im Schlepptau: geht Mona nicht voran, bleiben Sophie und Lacy fern, sie brauchen Monas Mut und Führung. Sophie schaut sich lange an, was Mona macht, bevor sie sich auch traut. Und Lacy beobachtet noch viel länger, ob ihren Schwestern gut bekommt, was sie tun.Dann kommt sie hinterher. Fast zehn Wochen brauchte sie, um mit aufs Bett zu kommen, die Küche betrat sie nach dreieinhalb Monaten.

Jetzt sind die Drei schon ein halbes Jahr bei mir, niemand möchte dieses wunderbare liebenswerte Katzentrio adoptieren. Streicheln lässt sich nur Mona, sie drückt auch schon ihren Kopf an meinen, die beiden anderen laufen aber immerhin recht ungezwungen um mich herum oder schlafen entspannt zu meinen Füßen. Sie haben keine Angst mehr vor mir, mögen allerdings nicht, wenn ich ihnen aus Versehen den Weg zu ihrem Zimmer abschneide. Und Lacy faucht mich an, wenn ich zu schnell auf sie zu gehe.

Ist Besuch da, bleibt Mona entspannt, Sophie spielt manchmal mit, Lacy bleibt versteckt. Der Kontakt zu anderen Menschen ist wichtig für ihre Zukunft, sie müssen ja lernen, nicht nur mich als ungefährlich einzustufen.

Mona ist in vielerlei Hinsicht eindeutig die „Chefin“ des Trios. Ohne Mona wären Sophie und Lacy in ihrer Angst verloren. Mona darf zuerst in den Futternapf schauen und maßregelt, falls eine Schwester zu gierig drängelt. Ist etwas Besonderes drin, verteidigt sie den Napf bis sie genug genascht hat, ansonsten dürfen die Schwestern neben ihr fressen. Die Drei lieben sich sehr, anfangs haben Mona und Sophie häufig nach Lacy geschaut, wenn diese nur in ihrem Kartonversteck blieb. Bei jeder Begegnung reiben die Schwestern ihre Köpfe oder Körper kurz aneinander und spielen ausgelassen alle miteinander.

Deshalb müssen sie zu dritt zusammenbleiben, was ihre Chancen, adoptiert zu werden, schmälert.

Und weil es viele schöne Fotos gibt, die fast den Eindruck erwecken die mutigeren Schwestern nähmen ihre furchtsamste Schwester beschützend in die Mitte, verlieh Tanja ihnen den passenden Namen „Oreos“.

- Stefanie Bauche, Juli 2022

Das Trio traut sich mittlerweile, sich ans Fußende in das Bett zu kuscheln.

Die Ängstlichste, Lacy, bleibt eher im Hintergrund.