Vorsichtig wird jedes Huhn umgeladen.

19. Juli 2016

Für unsere Hühnerrettungsaktion am vergangenen Wochenende wurden fast 600 Euro gespendet. Dafür bedanken wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern von Herzen! Das Spendenziel wurde zwar nicht ganz erreicht, aber da der HTV letztlich weniger Hühner aufnahm als geplant, können wir damit trotzdem gut für alle Geretteten sorgen.

Von der Rettungsaktion und der Ankunft im Tierheim berichtet unser Mitglied Nicole Genge:

Am vergangenen Sonntag gegen 1 Uhr morgens war es so weit: Wir machten uns auf den Weg, um bei der Ausstallung „ausgedienter“ Legehennen zu helfen und einen Teil der Tiere nach Hamburg zu bringen, wo sie von ihren neuen Haltern in Empfang genommen und in ihr neues, richtiges Hühnerleben starten sollten.

Wir, das sind zwei ehrenamtlich Aktive des HTV, Jürgen Hohmann und Nicole Genge, samt großem Struppi-Wagen der Tierrettung.

Unser Ziel war ein Legehennenbetrieb in der Nähe von Braunschweig. Unsere vorgesehene Ankunftszeit war für 4 Uhr geplant. Die frühe Uhrzeit hat den Grund, die Hennen wahrlich im Schlaf zu überraschen um das Einfangen so stressfrei wie möglich vorzunehmen. Da wir freie Fahrt hatten, kamen wir bereits gegen 3:30 Uhr in vollkommener Dunkelheit an dem Betrieb an. Außer uns war noch niemand da. Waren wir hier überhaupt richtig? Wir konnten die Hand nicht vor den Augen sehen … Doch kurze Zeit später tauchten weitere Transporter in der Dunkelheit auf. Und letztlich kam auch der LKW von Rettet das Huhn e.?V.

Wir Helfer standen zusammen, machten uns in der Dunkelheit bekannt und stellten schnell fest, dass die meisten, genau wie wir, zum ersten Mal bei einer Ausstallung mithalfen. Da im Stall etwa 800 bis 850 Hennen saßen, wurden zuerst Unmengen von Transportkisten ausgeladen. Die Kisten waren schon ohne Hühner recht schwer. Als nächstes wurden die Kisten mit Einwegmatten ausgelegt. Während des Ausladens wurde es langsam hell und wir konnten einander nun auch sehen.

Einer von uns HTV-lern sollte mit in den Stall. Jürgen erklärte sich dazu bereit und in kurzer Zeit waren alle Stall-Helfer mit blauen Overalls, Atemschutzmaske, Stirnlampe und Schuhschutz ausgestattet und allesamt nicht wiederzuerkennen. Die restlichen Helfer standen vor dem Stall und dann ging es ganz schnell los.

Kaum waren die ersten im Stall verschwunden, kamen auch schon die ersten Hennen heraus. Pro Helfer immer zwei Hennen. Die ersten Hennen hatten sogar noch die Augen geschlossen, somit war der „Überfall“ im Schlaf schon mal gelungen.

Wir standen in drei Teams parat und hatten die Transportkisten auf eine Höhe gestapelt, die die Übernahme der Tiere und das Verbringen in die Transportbehälter erleichtert. Immer 10 Hennen in eine Transportkiste. Die Hennen kamen Schlag auf Schlag und so waren ruckzuck die ersten Kisten voll und wurden sofort in das erste Fahrzeug verladen.

Je weiter der Tag erwachte, umso wacher und mobiler wurden auch die Hennen, obwohl es im Stall selbst dunkel war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ein Hahn, welcher bereits gesondert in einem kleineren Transportkäfig „zwischengelagert“ war, hin und wieder kräftig krähte.

Da der Hühnernachschub recht zügig aus dem Stall kam, gab es keine Möglichkeit zum Verschnaufen und die Zeit flog nur so dahin.  Schließlich war auch der „Struppi“ zum Beladen dran. Wir bekamen 200 Hennen für Hamburg an Bord, sowie 16 Hennen und einen Hahn, welche über Hamburg ihre Reise zur Insel Rügen antreten sollten.

Die Hennen waren in einem sehr guten Zustand. Nur einige wenige hatten einen kahlen Kopf. Vier Hennen waren etwas kränklich und wurden von Teammitgliedern von Rettet-das-Huhn mitgenommen.

Wir benötigten für die Rückfahrt nun mehr Zeit, da wir mehrere Male einen Halt einlegen mussten, um unsere Passagiere mit Frischluft zu versorgen. Über 200 Hühner an Bord produzieren eine Menge Wärme. Daher haben wir auf unseren Stopps die Türen der Ladefläche weit geöffnet und konnten richtig sehen, wie froh die Hühner über die Sauerstoffzufuhr waren.

Schlussendlich erreichten wir alle wohlbehalten das Tierheim. Dort wurden wir von den ersten Abnehmern unserer Hennen bereits erwartet. Das Team von Rettet das Huhn hatte alles gut organisiert. Waren die Vermittlungsverträge der zukünftigen Hennen-Halter unterzeichnet, erhielten die Abnehmer einen kleinen Zettel, auf dem die Anzahl der zu übernehmenden Hennen vermerkt war.

Interessant war, wie die Hennen nun in ihr neues Zuhause umzogen: Einige wurden in Pappkartons verladen. Andere in die typischen Katzentransportkörbe. Aber es gab auch Eigenbauten aus Holz, mit einem Drahtdach. Das Aus-und Umladen der Hennen verlief reibungslos. Hier und dort fanden wir in den Transportboxen auch noch frisch gelegte Eier. Am Ende blieben nur noch 15 Hennen übrig. Diese Tiere wurden im Stall des Tierheims aus ihrer Transportbox entlassen, mit Wasser und Futter versorgt. Es wurde auf dem Boden gescharrt und schließlich haben die ersten dann auch das Futter entdeckt.

Wir verließen den Stall, schlossen die Tür und nun konnten auch diese Hennen sich endlich von dem anstrengenden Transport erholen. Es war ein sehr aufregendes und anstrengendes Unternehmen. Aber es überwiegt die Freude, die Tiere vor dem sicheren Tod bewahrt zu haben und ihnen den Weg in ein langes, glückliches und artgemäßes Leben ermöglicht zu haben.

Wir wünschen „unseren“ Hennen alles, alles Gute und ein schönes langes Hühnerleben.

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