HTV-Mitglied Nicole Genge (rechts) war zum zweiten Mal bei einer Hühnerrettung dabei.

19. September 2016

Am frühen Morgen des 11. Septembers 2016 gegen 1:30 Uhr machten wir, Jürgen Hohmann und Nicole Genge, uns erneut in unserer Funktion als ehrenamtlich aktive Mitglieder des Hamburger Tierschutzvereins zur Hühnerrettung auf.

Vor uns lagen etwas mehr als zwei Stunden Fahrt. Diesmal hatten wir nicht nur den großen Struppi der Tierrettung dabei, sondern angehängt noch den Pferdeanhänger des HTV. Es war vorgesehen, einen Teil der geretteten Hennen nach Hamburg und einen anderen Teil nach Kiel zu befördern. Die Hennen für Hamburg sollten auf den Pferdeanhänger verladen werden, die Hühner für die Weiterreise nach Kiel in den Struppi. Später sollte der Anhänger beim HTV abgehangen werden und der Struppi mit den restlichen Hühnern nach Kiel weiterfahren.

Da ein Adoptionsplatz für einen Hahn gefunden worden war, hatten wir einen Hahn aus dem HTV mit an Bord. Er ist einer von den vielen Hennen und Hähnen, welche erst kürzlich durch eine Sicherstellung ins Tierheim gekommen waren. Sein Umzug sollte nach Berlin gehen. Die Übergabe fand bei dem Legehennenbetrieb statt, wo Fridolin, so hatten wir den Hahn getauft, am Ende der Ausstallung auf das Berliner Fahrzeug geladen wurde. Wir hoffen, dass die Fahrt gut verlaufen ist und alle wohlbehalten an ihrem Ziel angekommen sind. Fridolin und seinen neuen Hennen wünschen wir auf diesem Wege alles Gute.

HTV-Botschafterin Henriette fuhr auf dem Armaturenbrett miit.

Außerdem hatten wir auch noch charmante Begleitung von Henne Henriette, dem aktuellen Arche-Noah-Tier des HTV. Sie fuhr selbstverständlich vorne in der Fahrerkabine mit.

Dieses Mal kamen wir nicht ganz so früh vor Ort an. Dennoch war es – wie beim letzten Mal – natürlich stockfinster, aber das kannten wir ja bereits. Es dauerte auch gar nicht lange, bis auch die restlichen Beteiligten vorfuhren.

Da das gesamte Team sehr routiniert gearbeitet hatte, war das Ausladen der Transportkisten sowie das Auslegen mit den Einwegmatten, die dazu dienen, dass die Hühner nicht ausrutschen, schnell erledigt. Ruckzuck war der Trupp draußen vor dem Stall aufgestellt: jeweils drei Teams, vor sich die Transportkisten auf eine entsprechende Höhe aufgestapelt, um das Verbringen der Hennen für alle Beteiligten einfacher zu machen. Die restlichen unzähligen Kisten waren seitlich am Rand aufgestapelt und vorbereitet.

Die Stallhelfer waren ebenso schnell in ihren Schutzanzügen und hinter ihren Atemschutzmasken verschwunden. Genau wie beim letzten Mal ging Jürgen Hohmann auch dieses Mal mit in den Stall. Doch nicht alles war gleich. Es gab diesmal einen kleinen Unterschied: die Hühner selbst! Hatten wir bei unserer ersten Aktion braune Hennen ausgestallt, waren es diesmal weiße.

Wir stellten schnell fest, dass die weißen Hühner charakterlich tatsächlich ganz anders sind als die braunen. Waren die Braunen ruhig und besonnen, so sind die Weißen sehr lebhaft und teilweise regelrecht renitent. Es wurde viel gegackert, ja, man hatte den Eindruck, es wurde regelrecht „gemeckert“ und manchmal wurde sogar auch gepickt. Verständlich, einerseits wurden die Hennen aus dem Schlaf gerissen und andererseits konnten die Tiere nicht ahnen, dass es eine Reise in ihr neues richtiges Leben werden würde.

Als mit Fortschreiten der Ausstallung immer weniger Hennen im Stall waren, waren hin und wieder Laute aus dem Inneren zu vernehmen. Es war deutlich zu hören, dass unter den Hühnern Unruhe ausbrach, was sicherlich ebenfalls mit dem Temperament der weißgefiederten Damen zusammenhing.

Aber irgendwann war es geschafft und alle Hennen waren gut verstaut und verladen. Nachdem auch unser Anhänger wieder angekoppelt war, machten wir uns auf den Rückweg. Selbstverständlich legten wir auch diesmal einige Stopps ein, um nach unseren Fahrgästen zu schauen und ihnen Frischluft zukommen zu lassen.
Im Struppi fuhren 120 Hühner mit. In dem Hänger waren 60 Hennen untergebracht.

Vor dem Tierheim nahmen die Adoptanten ihre Hennen in Empfang.
In Hamburg sollten 75 Hennen übernommen werden, um in ein neues Zuhause umzuziehen. Bei unserem Eintreffen wurden wir von den Abnehmern auch schon freudig erwartet. Zuerst wurde der Pferdeanhänger abgekoppelt und zur Seite geschoben. Der Struppi wurde geparkt und die Ladetüren wurden weit geöffnet. Glücklicherweise hatten wir für die Fahrt nach Kiel eine Ablösung. Der ebenfalls für den HTV ehrenamtlich aktive Manfred Suhk hatte sich bereit erklärt, die Weiterfahrt zu übernehmen.

Wie fast nicht anders zu erwarten, war auch das Ausladen der höchst aktiven und fluchtbereiten Hennen nicht ganz einfach: Die Transportkisten werden an der Oberseite mit zwei Schiebeklappen geöffnet. Davon sind manche etwas schwergängig. Mit zwei Händen wird je eine Henne vorsichtig herausgeholt. Damit ist leider keine weitere Hand frei, um die Schiebeklappen wieder zu schließen. Die flinken weißen Hühner nutzten diese Gelegenheit gleich zur Flucht. So kam es, dass uns immer mal wieder eine Henne entwischte. In diesem Fall hatten wir Glück, da sie ja auf dem Pferdeanhänger nicht weit kamen. Die eine oder andere wurde kurzerhand mit einem Kescher schnell wieder eingefangen und in die Transportbehältnisse ihrer neuen Halter umgeladen.

In einem kurzen Telefonat in den Nachmittagsstunden berichtete Manfred Suhk, dass in Kiel alles gut verlaufen sei. Allerdings hatte auch dort das eine oder andere Huhn die Flucht ergriffen. Letztlich konnten aber alle Hennen wohlbehalten an ihre neuen Halter übergeben werden.

Somit war auch diese Rettungsaktion wieder ein toller Erfolg!

Genau wie beim letzten Mal war es eine anstrengende Sache, aber es bleibt das schöne Gefühl zurück, dass aus sogenannten Nutztieren nun geliebte Haustiere wurden und dass diese bis an ihr natürliches Lebensende ein artgerechtes Leben führen dürfen und nicht in einem Schlachthaus enden.

Auch diesen Hennen wünschen wir ein langes und artgerechtes Hühnerleben.

Nicole Genge

Wie unser Arche-Noah-Tier und HTV-Botschafterin Henriette die Rettung ihrer Schwestern erlebte, können Sie hier lesen.