Dank aufmerksamer Tierschützerinnen darf diese Maus leben.

Sie sollten getötet werden, nachdem sie als Testobjekte im Labor ausgedient hatten: Doch zwölf weiße Mäuse wurden gerettet, weil engagierte Tierschützerinnen nicht wegsahen. Denn für unsere ehemalige Praktikantin in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Leona Pokorny, und ihre Schwester Cecilia hat jedes einzelne Tier ein Recht auf Leben.

166.147 – das ist die Anzahl der in Versuchen „verbrauchten“ Tiere allein 2016 in Hamburg, teilt der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. mit. Damit rangieren wir im landesweiten Städtevergleich auf Platz 10. Verbraucht, das heißt gefoltert und getötet als Versuchsgruppe - oder eingesperrt und beobachtet für den unmanipulierten Vergleich. Beiden Gruppen steht der Tod bevor, sobald das Leben nicht mehr gebraucht wird - wenn er nicht schon im Labor eintritt.

Als Cecilia Pokorny erfuhr, wie mit Labormäusen umgegangen wird, wenn sie den Menschen nicht mehr zu Nutzen sein können, nahm sie Kontakt zu dem Labor auf, in dem an den Mäusen Tests gemacht wurden - und bekam die Erlaubnis, die gesunden Tiere der Referenzgruppe vor dem Tod zu bewahren. Sie erzählte ihrer Schwester davon, der ebenfalls sofort klar war: Die retten wir! Nicht zufällig hatte Leona Pokorny ein dreimonatiges Praktikum bei uns in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit absolviert. Tierschutz wird von der gesamten Familie gelebt und unsere ehemalige Praktikantin blieb mit uns verbunden. Ein kurzer Anruf bei uns und eine schnelle Antwort der Tierheimleiterin Susanne David: „Keine Frage, die Mäuse nehmen wir selbstverständlich und unbürokratisch bei uns auf!“ Schnell waren Transportboxen organisiert und die Rettungsaktion konnte beginnen.

Leona Pokorny brachte die zwölf Mäuschen zu uns ins Tierheim und bei ihrer tierärztlichen Eingangsuntersuchung konnte bestätigt werden, dass sie alle wohlauf sind. „Wenn man die Chance hat Tiere zu retten, sollte man das auch tun. Für uns war das kein Aufwand - aber für die Tiere bedeutet es viel“, sagt Leona Pokorny. Mittlerweile haben die zwölf Mäusedamen liebevolle Menschen gefunden, die ihnen ein abwechslungs- und sorgenfreies Zuhause schenken können.

Tierversuchsfreie Methoden gefordert

Circa drei Millionen Tiere sterben hierzulande jährlich in unzähligen Versuchslaboren. Die Tiere, vorrangig Mäuse, werden künstlich krank gemacht, um sie als Krankheitsmodelle für den Menschen zu missbrauchen – dabei gibt es bereits zahlreiche moderne, tierleidfreie Forschungsmethoden. Außer ethischen Gründen, die gegen Versuche mit und an Tieren sprechen, gibt es laut Ärzte gegen Tierversuche e.V. auch zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass Tierversuche den Menschen mehr schaden als nützen.

Wie es tierleidfrei gehen kann, zeigen die Niederlande: Unsere Nachbarn haben einen Zeitplan veröffentlicht, der Empfehlungen zur Beschleunigung des Übergangs von Tierversuchen hin zu tierleidfreien Forschungsmethoden enthält. So sollen gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche, wie etwa Giftigkeitsprüfungen, bis 2025 durch alternative tierversuchsfreie Methoden ersetzt werden. Für Tierversuche in der Grundlagenforschung wird ein 10-Jahres-Plan aufgestellt.

Eine vergleichbare Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen fordern wir und unser Dachverband, der Deutsche Tierschutzbund, auch von der Bundesregierung. Denn die EU-Tierversuchsrichtlinie gibt den Ersatz von Tierversuchen durch tierversuchsfreie Methoden als langfristiges Ziel zwar vor, Bundesregierung und Wissenschaftsgesellschaften in Deutschland setzen jedoch weiterhin auf das Foltern und Tieren von Millionen Unschuldiger.

Auch in Hamburg selbst sieht es nicht gut aus: Der Senat hat einem städtischen Bauprojekt für ein neues Zentrum für Tierversuche am Universitätsklinikum Eppendorf in Höhe von 32 Millionen Euro (Steuergeldern) zugestimmt. Dem gegenüber wirkt der Preis für die Entwicklung von tierversuchsfreien Methoden, der mit 20.000 Euro dotiert ist, verschwindend gering.

Aktiver Tierschutz: Leono Pokorny mit den geretteten Labormäusen.
1.963.337 Mäuse mussten 2017 in deutschen Laboren leiden.