Hähne und Hennen werden leider oft wie Abfall entsorgt.

Während der Corona-Pandemie zeichnet sich nicht nur in Hamburg ein Hühnertrend ab - mit gefährlichen Folgen für die Tiere, deren Anschaffung leider oft unüberlegt passiert. Eine besonders skrupellose Aussetzung von zehn Tieren verdeutlichte jüngst das Ausmaß der Gewissenlosigkeit gegenüber diesen Schützlingen. Wir suchen für unsere Verstoßenen jetzt ein artgemäßes Domizil.

In klirrender Kälte sich selbst überlassen

Es muss ein Bild des Jammers gewesen sein: In drei Kartons wurden vier Perlhühner, vier Haubenhühner und ein Haushahn sowie eine Laufente eingepfercht aufgefunden. Sie sind im Kleingartenverein "Am Weinberg" in Langenhorn sich selbst überlassen worden - an dem Tag, 26. November, herrschten Temperaturen von -1 bis 4 Grad. Die verstoßenen Schützlinge hätten also nachts erfrieren, aber auch elendig den Hungertod finden oder sich gegenseitig verletzen können. Ebenso leicht wären sie Beute für andere Tiere gewesen, da ein Karton beispielsweise Marder oder Füchse vor keine großen Probleme stellt. Sie hatten aber Glück im Unglück und sind alle wohlauf! 

Bei uns können sich unsere geretteten Haubenhühner gut erholen.
Die flinke Laufente Luca ist nun in Sicherheit.

Da es sich bei den Ausgesetzten um unterschiedliche Arten und Rassen handelt, liegt der Verdacht nahe, dass sich ein Händler ihrer entledigt hat. Ein Grund könnte die derzeit geltende Aufstallungspflicht sein, die die Halter*innen von sogenannten Nutzvögeln dazu zwingt, ihre Tiere im Stall zu lassen, um der Verbreitung der Geflügelpest entgegenzuwirken. Auch wir haben entsprechende Vorbereitungen getroffen, um auf mögliche Fälle des Vogelgrippe-Virus H5N8 bei uns im Tierheim schnell reagieren und unseren Bestand schützen zu können. Das ist nun mithilfe einer eigenen, separaten Quarantänestation für Vögel sicher möglich.

Hier lernen Sie unsere Haubenhühner-WG, unseren Hahn Solo, unsere edlen Perlen (Perlhühner) sowie die gerettete Laufente Luca kennen. Für alle suchen wir nun verlässliche Menschen und ein geeignetes Zuhause auf Lebenszeit.

2020 deutlich mehr Hühner in Not

Auch Farin* wurde entsorgt. Doch er ist ein empfindsames Lebewesen mit Bedürfnissen, kein Abfallprodukt.

Der diesjährige Trend zur Hühnerhaltung spiegelt sich auch in unseren Aufnahmen wider: 2020 haben wir 63 Hühnern ein Obdach gegeben - die geretteten Geschöpfe durch unseren Kooperationspartner Rettet das Huhn e. V. gar nicht mitgezählt. 2019 waren es 35 Hühner und im Jahr davor 54 Hühner. Der starke Anstieg der nicht gewollten Hühner in 2020 ist umso erschreckender, da sonstige Abgaben durch Käufe von lebenden Tieren auf dem Hamburger Fischmarkt durch die Pandemie-Vorsichtsmaßnahmen größtenteils entfallen sind. Die durch "Corona-Langeweile" unüberlegte private Haltung der Tiere ist neben der drohenden Geflügelpest ein weiterer Grund, warum es immer wieder zu Entledigungen der Schützlinge kommt. Die Hühner werden oft, teilweise ungewollt, weiter vermehrt, der Nachwuchs ist nicht mehr händelbar. Insbesondere Hähne ziehen dabei ein trauriges Los, denn sie beanspruchen ihre Hühnerschar und das Territorium für sich und nur mit sehr viel Platz und einer großen Hühnerschar würde es überhaupt gelingen, mehrere Hähne gemeinsam zu halten. Da sie zudem keine Eier legen und ihre Rufe noch dazu von Nachbar*innen häufig als störend empfunden werden, können Hähne kaum auf ein dauerhaftes Zuhause hoffen und bleiben, wenn sie zu uns kommen, in der Regel leider sehr lange in unserer Obhut. Auch Tierquälerei durch nicht artgemäße Haltung der Hühner ist leider keine Seltenheit: Erst kürzlich berichteten unsere Kolleg*innen aus dem Tierheim in Berlin von Hühnern, die in Kartons auf Balkonen gehalten wurden.

Genau wie andere Tiere haben natürlich auch Hühner ureigene Bedürfnisse, die ebenso wie die Kosten zur Versorgung der Tiere vor der Anschaffung bedacht werden müssen. Dazu gehören ausreichend Platz in einem hühnergerechtem Areal mit gesicherten Rückzugs- und Schlafmöglichkeiten, artgemäße Nahrung sowie bei Bedarf abwechslungsreiche Beschäftigungsangebote und eine medizinische Betreuung bei Krankheit.

*Hier lernen Sie unser Findelkind Farin kennen.