Wir beziehen Stellung zu den aktuellen Vorfällen in Modernen Fünfkampf. Foto: Symbolbild

Update: Der Deutsche Tierschutzbund, unser Dachverband, zeigte die deutsche Reiterin Annika Schleu und ihre Trainerin Kim Raisner wegen Tierquälerei an. Lesen Sie hier die Pressemitteilung.

HTV prangert Missbrauch der Pferde im Profisport an

Anlässlich der Debatte um den Modernen Fünfkampf als Teil der Olympischen Spiele positionieren wir uns erneut gegen den Missbrauch von Pferden im Hochleistungssport. Die Tiere werden über ihre Grenzen getrieben und dabei nicht selten verletzt oder gar getötet. Die Monetarisierung von Tierleid kann nicht weiter gelduldet werden.

Der aktuelle Vorfall mit Annika Schleu, die als Favoritin beim olympischen Modernen Fünfkampf am 6. August 2021 um die Goldmedaille kämpfte, zeigt deutlich, welchen Schaden der professionelle Pferdesport bei Mensch und Tier anrichtet. Neben Disziplinen wie Laufen, Schwimmen und Fechten gehört beim Modernen Fünfkampf das Reiten durch einen Parcours mit zwölf Hindernissen dazu. Die Pferde und Reiter*innen werden dabei willkürlich einander zugeordnet – ohne Kennlernphase oder einen Vertrauensaufbau, der für die sensiblen Tiere wichtig ist. Das Pferd steht hier nur als „Sportgerät“ im Vordergrund.

Annika Schleu schlug das Pferd und zwang es über den Parcours

Das Annika Schleu zugeordnete Pferd Saint Boy scheute und verweigerte, über die Hindernisse zu springen. Die Reiterin wurde angesichts ihres nachlassenden Vorsprungs im Turnier emotional. Sie schlug das Tier mehrmals und wurde von ihrer Trainerin Kim Raisner auch noch lautstark dazu ermutigt - diese wurde daraufhin immerhin von Olympia ausgeschlossen. „Es hätte sportliche und menschliche Größe bewiesen, abzusteigen und das Pferd zu beruhigen, als sich zeigte, dass das Tier dieses Turnier nicht reiten möchte. Stattdessen wurde das Pferd gewaltsam zu weiteren Leistungen gezwungen“, betont die 2. Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) Dr. Gabriele Waniorek-Goerke.

Völlig zurecht zieht das Geschehen nun reichlich mediale und kritische Aufmerksamkeit auf sich. Der Vorfall verdeutlicht die Missstände im Pferdesport, die wir schon lange beobachten: Die Tiere werden zu Höchstleistungen gezwungen, die sie körperlich und psychisch überlasten – und innerhalb weniger Jahre auslaugen. Nicht nur während der Turniere ist der Umgang mit den Pferden tierschutzwidrig. Allein der stundenlange Transport für kurze Wettbewerbssituationen setzt den Tieren zu.

Seit 2013 engagieren wir uns aktiv für die Abschaffung des professionellen Pferdesports, denn die Verluste auf allen Seiten sind fatal. Können die Tiere keine Höchstleistungen mehr bringen, da sie sich verletzen, wird sich ihrer entledigt, häufig direkt an Ort und Stelle. Allein zwischen 2011 und 2013 starben 46 Pferde direkt auf deutschen Galopprennbahnen, aber auch Jockeys erliegen regelmäßig tödlichen Verletzungen. Deshalb setzte der HTV auch in diesem Jahr ein Zeichen gegen das IDEE – 152. Deutsches Derby auf der Horner Rennbahn.

Schluss mit dem Reitsport auf Kosten der Tiere

Kein Tier sollte als Sportgerät missbraucht werden.

Der professionelle Reitsport ist aus Tierschutzsicht unlängst überholt, doch leider sehr lukrativ: Enorme Preisgelder werden ausgeschrieben und Trophäen wollen, wie im Falle von Annika Schleu, um jeden Preis gewonnen werden. Die Kassen aller Beteiligten klingeln – und das unterstützt durch zahlreiche Sponsoren.

Wir als HTV unterstützen ausdrücklich die Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes, unserem Dachverband, die olympischen Disziplinen grundsätzlich zu überdenken und auf lebende Tiere gänzlich zu verzichten.