Hühner sind die von Menschen weltweit am meisten geschlachteten Nutztiere.

Der 19. März ist der Tag des Geflügels. Für Tierschützerinnen und Tierschützer ist das jedoch kein Anlass zum Feiern – erst recht nicht für die Abermillionen Hühner, Puten, Gänse und Enten, die in der Fleischindustrie unter die Bezeichnung „Geflügel“ fallen. In Deutschland werden pro Kopf im Jahr 14 Kilogramm Geflügelfleisch und mehr als 200 Eier pro Kopf konsumiert. Pro Jahr werden hierfür 600 Millionen Nutzvögel geschlachtet und insgesamt 20 Milliarden Eier produziert.

Alarmierende Tierrechtsverletzungen gibt es in der Geflügelindustrie zuhauf. Von der Daunen- und Federproduktion für die Textilindustrie bis hin zu Gänsestopfleber – welche immer noch als Delikatesse verkauft wird, für die Gänse aber enormes Leid bedeutet. Ohne die Ausbeutung der vielen Enten, Truthähne oder Gänse zu vergessen, möchten wir hier das Hauptaugenmerk auf die Hühner in der Intensivtierhaltung legen, denn sie sind die von Menschen vermutlich am häufigsten geschlachteten Nutztiere weltweit.

Das Leid der Legehennen und der Masthühner

Wegen der Qualzucht auf immer mehr Eier sind entzündete Kloaken bei Hennen keine Seltenheit. (Bild: Peta)

Hühner werden für die Landwirtschaft dahin gezüchtet, eine immer höhere Leistung zu erbringen. Übersetzt bedeutet dieses Ziel, durch gezielte Ausbeutung der Tiere einen möglichst hohen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Es gibt zwei Hühnerlinien, die entsprechend ihrer geplanten Verwendung gezüchtet werden: sogenannte Legehennen, die möglichst viele Eier legen sollen und sogenannte Masthühner, die möglichst schnell und viel an Gewicht zulegen müssen. Bei beiden Linien handelt es sich um Qualzuchten, die außerhalb der Intensivtierhaltung ebenfalls massive gesundheitliche Probleme und eine niedrige Lebenserwartung haben. Legehennen könnte man ihrer Funktion halber auch als Legemaschinen bezeichnen, denn sie wurden so gezüchtet, dass sie fast jeden Tag ein Ei legen – durchschnittlich sind es 300 Eier im Jahr. Von Natur aus legen Hühner nur 20 bis 30 Eier pro Jahr. Dieser Vergleich zeigt das dramatische Ausmaß der Zucht. Das ständige Eierlegen hat Kalziummangel, gebrochene Knochen und entzündete Kloaken zur Folge. Legehennen haben mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von rund eineinhalb Jahren das längste Leben der Hühner in der Intensivtierhaltung, müssen jedoch zeitlebens den Raubbau an ihrem Körper ertragen.

Eingepfercht in enge Blumenkästen mussten diese Hühner in einem Hinterhof in Finkenwerder hausen - offenbar zur Eigenversorgung.

Hühner der Mastlinie sind hingegen durch das gezielte Wegzüchten ihres Sättigungsgefühls und durch energiereiche Nahrung in der Intensivtierhaltung so gezüchtet, dass sie besonders schnell besonders viel Fleisch ansetzen. Teilweise können die Tiere ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen, geschweige denn aufstehen. Sie erreichen in entsetzlicher Geschwindigkeit von nur 30 bis 45 Tagen ihr Mastgewicht. Nach dieser kurzen Lebenszeit werden sie im Schlachthaus getötet. Das Dilemma ist, dass diese auf Profitabilität gezüchteten Rassen ohnehin keine hohe Lebenserwartung haben: Von Natur aus haben sie einen Hang dazu, extrem schnell Fleisch anzusetzen, weshalb sie zeitlebens mit Diätfutter gefüttert werden müssen, um nicht übergewichtig zu werden, wenn sie über ihr geplantes Alter hinaus leben soll. Die Tiere leiden dann unter einem permanenten Hungergefühl. Die Qualzucht dieser Rassen bedeutet für jedes Tier von Geburt an Einschränkung und Leid - so oder so.

Das Schicksal der Hähne: Männliche Tiere bleiben Wegwerfware

Hühner haben von allen Nutztieren in der Intensivtierhaltung das kürzeste Leben. (Bild: VierPfoten)

Besonders traurig ist das Schicksal der männlichen Küken, auch „Eintagsküken“ genannt. Da sie keine Eier legen können und auch weniger Fleisch ansetzen als ihre weiblichen Leidensgenossinnen, wurden sie als unerwünschtes Nebenprodukt viele Jahre lang kurz nachdem sie geschlüpft waren, aussortiert und getötet – oftmals, indem sie geschreddert oder vergast wurden. Seit Januar 2022 ist diese Vorgehensweise nun verboten. Dennoch konnte dieses Gesetz nichts an der miserablen Stellung der männlichen Küken in der Geflügelindustrie ändern – sie bleiben weiterhin ein „Abfallprodukt“. Das neue Verfahren, das nun eingesetzt wird, nennt sich „Geschlechterbestimmung im Ei“, bei welchem durch verschiedene Verfahren das Geschlecht des Embryos bestimmt wird, wenn dieser bereits empfindsam ist. Denn nachweislich können die Embryos bereits am siebten Bruttag fühlen, werden aber dennoch zwischen dem neunten und dem 14. Bruttag entsorgt. Ob durch diese Maßnahme wirklich Tierleid reduziert werden kann, ist äußerst fraglich. Diese Einstellung spiegelt sich auch an den Zahlen bei uns im Tierheim wider, denn der Großteil der Vögel in unserer Obhut sind Hähne – sehr viele von ihnen wurden ausgesetzt.

Unser Appell: Tierliebe fängt beim Essen an

Viele Menschen haben bereits ein geschärftes Bewusstsein für eine tierleidfreie Ernährung und ernähren sich vegetarisch oder vegan. Über diese Entwicklung sind wir sehr froh, denn unser Motto lautet: Tierliebe fängt beim Essen an. Daher rufen wir auf: Bitte denken Sie bei Ihrem nächsten Griff zur Eierpackung oder zur Hähnchenbrust nach und finanzieren Sie das apokalyptische Tierleid nicht mit! Die Tiere – egal ob Huhn, Rind oder Schwein – werden es Ihnen danken!