Diese Form des Missbrauchs wird in Italien schon bald der Vergangenheit angehören. © Deutscher Tierschutzbund e.V./M. Marten

11. November 2017
Update 19. November 2017: Irland hat beschlossen, Wildtiere in Zirkussen ab 1. Januar 2018 nicht mehr zu dulden.

Das italienische Parlament hat ein baldiges Ende der Haltung und Zurschaustellung von Tieren in Zirkussen beschlossen. Es ist damit das 20. EU-Land, das ein derartiges (Wild-)Tierverbot oder zumindest entsprechende Beschränkungen festgelegt hat. Auch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehnt Wildtiere im Zirkus ab, der Bundesrat hat sogar schon drei Mal für ein solches Verbot gestimmt. Aber unsere Bundesregierung missachtet all das.

Der HTV erwartet von der zukünftigen Bundesregierung daher, dass zumindest Wildtiere in Zirkussen verboten werden und damit ein Zeichen für einen verantwortungsbewussten und modernen Tierschutz, wie er bereits vielerorts auf der Welt praktiziert wird, gesetzt wird. Schon der normale Menschenverstand sagt einem, dass in einem Zirkusunternehmen keine verantwortbare Haltung von Wildtieren möglich ist. Und auch viele domestizierte Tiere leiden unter Stress, Platzmangel, Einsamkeit, Langeweile und nicht zuletzt den Kunststücken, die sie zu unnatürlichen und ängstigenden Verhaltensweisen zwingen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Zirkusbetriebe immer wieder erheblich gegen das Tierschutzgesetz verstoßen und viele Städte und Gemeinden diese Form der Tierausbeutung in ihrem Einzugsgebiet nicht mehr gastieren lassen wollen. Die Eurogroup for Animals enthüllte eine erschütternde Unfallstatistik dazu: EU-weit ereigneten sich in den letzten 22 Jahren über 300 Zwischenfälle mit mehr als 600 Zirkustieren - davon fast die Hälfte in Deutschland. Damit sind wir traurige Spitzenreiter – ein Armutszeugnis für Deutschland.

Daher fordert auch der HTV schon seit Jahren ein Verbot der Haltung von Wildtieren in Zirkussen, zumindest bestimmter Tierarten gemäß der Beschlüsse des Bundesrats vom November 2011 und vom März 2016. Ein Verbot von Elefanten, Bären und Affen wurde sogar bereits 2003 vom Bundesrat gefordert, seitdem aber nicht von der Bundesregierung umgesetzt. Wir schließen uns zudem der Forderung unseres Dachverbands, dem Deutschen Tierschutzbund, an, der eine Verbesserung der Haltungsanforderungen aller Zirkustiere durch Anpassung an die vor mittlerweile dreieinhalb Jahren aktualisierten Zirkusleitlinien fordert. Denn schon die Abweichungen der Mindesthaltungsvorgaben in diesen Leitlinien voneinander sind nun eklatant groß. Wann werden Zirkustiere endlich nicht mehr als Tiere zweiter Klasse, für die sogar geringere Vorgaben als für deren Artgenossen in Zoos und Privathaltung gelten, angesehen?