Außergewöhnlicher Neuzugang im Tierheim: Truthähne Udo und Gustav.

12. Juni 2018

Die beiden bildschönen Truthahn-Kumpels Udo und Gustav kamen Anfang Juni in unser Tierheim, weil auf ihrem ehemaligen Hof nicht mehr genügend Platz für sie war. Jetzt genießen die prachtvollen Vögel unseren großen Hahnenauslauf, bis ihnen jemand ein neues Truthahn-Paradies bieten kann.

Udo und Gustav zeigen sich zutraulich und sind es gewohnt, nach Belieben frei umherstreifen zu können. Tiere wie Pferde, Hunde, Katzen und andere Vögel kennen die beiden. Wir suchen ein fürsorgliches Zuhause, wo beide ein truthahngerechtes Leben führen können.

Truthähne sind intelligente Vögel, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern, sich gerne die Federn streicheln lassen und zu Musik gackern und singen. Sie lieben es, Sandbäder zu nehmen und auf dem Boden nach Futter zu scharren. Die Vögel können wie wir von Geburt an alle Farben sehen und prägen sich auch Gesichter von Menschen genau ein. Haben sie einen Menschen besonders gern gewonnen, laufen die Truthähne freudig auf diesen zu, sobald er sich ihnen nähert.

Einen harschen Kontrast zu dem erfüllten Leben, das diese klugen Tiere in freier Wildbahn oder artgemäßer Haltung führen können, stellt ihr Missbrauch in der Fleischproduktion dar. Beim Truthahn handelt es sich keineswegs nur um die Vögel, die traditionellerweise am Thanksgiving-Fest in den USA verzehrt werden – der Gattungsbegriff bezeichnet dasselbe Tier, das in Deutschland als  Pute bekannt ist und vermarktet wird. Wilde Puten leben ursprünglich in Steppen oder lichten Wäldern in Mittel- und Nordamerika.

Die „Produktion“ dieser Tiere ist ein grauenvoller Prozess: Bei den Puten, die für die Lebensmittelindustrie dicht gedrängt in riesigen Stallungen gemästet und ausgebeutet werden, handelt es sich um monströse Züchtungen, die immer Hunger verspüren und dadurch ständig fressen und an Gewicht zulegen. Während ein wilder Puter gerade mal fünf Kilogramm wiegt, wurde das Tier in der Massentierhaltung brutal auf rund 21 Kilo gemästet, bis es geschlachtet wird. Die völlig überzüchteten Tiere können sich auf natürlichem Wege nicht mehr fortpflanzen, weshalb ihre Befruchtung auf sogenannten Elterntierfarmen künstlich stattfindet. Den Hähnen wird dabei regelmäßig Samen abgezapft und auf brutale Weise den Hennen in die Kloake injiziert.  

Die befruchteten Eier werden den Muttertieren weggenommen und in eine Brüterei gebracht. Sind die Küken geschlüpft, kommen sie in Mastbetriebe – und nach einer Mastzeit von nur 21 Wochen bei Hähnen und 16 Wochen bei Hennen schon zum Schlachthof. Auch die Elterntiere werden nach 26 Wochen geschlachtet und gegen neue Vögel ausgetauscht. Dabei können Truthähne in freier Wildbahn ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen! Alleine in Deutschland leiden und sterben jedes Jahr 11 Mio. Puten in der Geflügelindustrie.

Der Hamburger Tierschutzverein macht sich ausnahmslos für alle Tiere stark: Für uns sind Truthähne bzw. Puten keine sogenannten „Nutztiere“ und schon gar kein Nahrungsmittel. Es sind fühlende Wesen, die sich genau wie wir an ihrem Leben erfreuen – wenn man sie nur lässt. „Viele Menschen wissen überhaupt nicht, welche beeindruckenden und anrührenden Tiere für ihr ‚Putenschnitzel‘ sterben mussten“, weiß Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des HTV. Udo und Gustav sollen niemals auf einem Teller landen, sondern ein schönes Zuhause bekommen, in dem sie glücklich alt werden können. Wenn Sie meinen, den beiden Vogel-Freunden ein artgemäßes Heim bieten zu können, dann melden Sie sich gerne bei unseren TierpflegerInnen im Kleintierhaus.

In unserem großen Hahnenauslauf genießen Gustav und Udo das sonnige Juniwetter.
Wenn Gustav sich aufplustert, steht er einem Pfau in Sachen Eleganz in nichts nach.
Eine Pute auf einer Elterntierfarm: Die Tiere sind oft krank und erleiden körperliche und mentale Qualen. Foto: PETA Deutschland