Brutalität im Schweinestall: Die Videoszene zeigt, wie Ferkel totgeschlagen werden. Foto: ARIWA

18. Juli 2018

Es sind Bilder, die einem die Tränen in die Augen schießen lassen. An den Hinterbeinen gepackt, wird das kleine Ferkel von einem Mitarbeiter auf den Boden geschlagen, um es zu töten und danach achtlos liegen gelassen. Der kleine Körper zuckt und zappelt – während das nächste Ferkel auf den Betonboden geschlagen wird. Aktuelle Bilder voller Rohheit und Brutalität, veröffentlicht von der Tierschutzorganisation ARIWA.


Das neue Videomaterial stammt aus einem Schweinezuchtbetrieb mit rund 400 Sauen, der sich in Brandenburg unweit der polnischen Grenze befindet. Welches Tier auf diese entsetzliche Weise sterben muss, entscheiden die Beschäftigten der Agrargenossenschaft offensichtlich nur nach der Größe der Ferkel. Auf dem Film ist zu sehen, wie die kleinen Tiere im Akkord aussortiert und brutal getötet werden. Allein an dem Tag der Videoaufnahme, dem 7. Juni 2018, werden 23 Ferkel erschlagen. Ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, unsere Tierschutzkollegen von ARIWA haben Strafanzeige gegen den Betreiber des Betriebes erstattet. Denn das Tierschutzgesetz fordert für die Tötung eines Tieres einen „vernünftigen Grund“. Nur Tiere, die auch bei entsprechender Betreuung nicht überlebensfähig wären oder stark leiden müssten, dürfen getötet werden. Der Umstand, dass ein Ferkel aber zu klein ist, oder die Aufzucht mit mehr Mühe und Arbeit als bei den Artgenossen verbunden ist, ist keine Legitimation für eine Tötung. Und selbstverständlich stellt die Art und Weise der Tötung einen gravierenden Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.


Das neuerliche Skandal-Video aus einem deutschen Schweinevermehrungsbetrieb empört umso mehr, als das ARIWA bereits 2014 und 2016 verstörende Fotos von Ferkeltötungen öffentlich gemacht hatte. Die Empörung war damals bundesweit groß. Auch wir berichteten umfassend. Und obwohl einzelne Bundesländer das Erschlagen der Ferkel noch einmal klarstellend eindeutig verboten haben, hat sich für die Tiere in den Ställen nicht wirklich was verändert. Die Profitinteressen stehen in der Agrarindustrie an erster Stelle. Und nicht nur das System der Ausbeutung ignoriert alle Bedürfnisse der Tiere – auch die Veterinärämter glänzen vielerorts durch ein systematisches Kontrollversagen und bieten den Tieren keinerlei Schutz.


Heimlich gedrehte Tierschutzverstöße in einem Schweinestall in Brandenburg. Foto: ARIWA
Die neuen Fotos und die Verbreitung auch durch das ARD-Magazin „Brisant“ belegen erneut eindrücklich, wie wichtig es ist, dass heimlich gefertigtes Videomaterial in Tierställen aufgenommen wird und danach die Öffentlichkeit erreicht. Ohne diese Videobeweise würden viele gravierende Verstöße in der Agrarindustrie unentdeckt bleiben. Umso empörender ist, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Tierschützer, die Filmaufnahmen in Ställen machen, kriminalisiert und gegen die „Stallpolizei“ vorgehen will. Sie verzerrt damit ein weiteres Mal die Fakten: Straftäter sind nicht die, die sich an die Seite unserer Mitgeschöpfe stellen und Missstände aufdecken, sondern jene, die sie ohne Skrupel immer wieder begehen.


Und an noch etwas erinnert uns der neuerliche Skandal: Der Fleischkonsum ist untrennbar mit dem Leid und dem Tod von Tieren verbunden. Wer hier ein nachhaltiges Zeichen setzen will, ernährt sich vegetarisch oder vegan – und setzt gerade jetzt zur Grillsaison ein deutliches Zeichen für den Tierschutz. „Jedes dieser kleinen Lebewesen würden wir päppeln und pflegen, wenn es in unser Tierheim käme. Es würde einen Namen bekommen und viele Besucher – groß wie klein – würden sich an der Niedlichkeit und Lebendigkeit des Ferkels erfreuen. Es darf einfach nicht sein, dass das alles keine Rolle spielt, wenn es um die Wurst auf dem Grill geht“, so Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des HTV.