Sorgte wegen Tierquälereien schon mehrfach für Empörung: das Pferderennen im Watt. Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V. / M. Marten

19. Juli 2018

Am 22. Juli findet vor Cuxhaven wieder das Duhner Wattrennen statt. Bei derartigen Pferderennen kommen immer wieder tierschutzwidrige Methoden zum Einsatz. Deswegen macht der Deutsche Tierschutzbund, dessen Landesverband der Hamburger Tierschutzverein (HTV) ist, immer wieder auf die gravierenden Tierschutzprobleme im Pferdesport aufmerksam und ruft zum Boykott dieser Veranstaltungen auf.

„Es ist zwar positiv, dass Amtsveterinäre in diesem Jahr verstärkt die Einhaltung des Tierschutzes beim Duhner Wattrennen überwachen wollen. Dennoch: Wer genau hinsieht, muss erkennen, dass die Grenzen zwischen Sport und Tierquälerei inmitten dieses und ähnlicher Events verschwimmen“, sagt Dr. Esther Müller, Fachreferentin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund.

Das Duhner Wattrennen gibt es seit 1902. Heute findet es am Rand des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer statt, indem auch die Insel Neuwerk liegt, die zum Bezirk Hamburg-Mitte gehört. Das Pferderennen, das viele Nordsee-Touristen anlockt, war schon mehrmals wegen Tierquälerei und verbotenen Hilfsmitteln in die Kritik geraten. Unter anderem kamen Zungenbänder, mit denen die Pferdezungen am Unterkiefer festgebunden werden, zum Einsatz – ebenso wie Ohrstöpsel, die die Ohren der Pferde verschließen und kurz vor Ziel gezogen werden, um als akustische Peitsche zu dienen. Beides bereitet den Tieren starkes Unbehagen und versetzt sie sogar in Angst, was sich nicht mit einem tiergerechten Umgang vereinbaren lässt – die Tiere müssen für den Erfolg leiden.


„Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es ein vergleichbares Turf-Spektakel, bei dem vor der imposanten Kulisse des Weltschifffahrtsweges nervige Traber und rassige Galopper im Wechsel auf nassem Geläuf um Platz und Sieg kämpfen“, befeuert der Veranstalter auf seiner Webseite das umstrittene Rennen. „Wer Tiere achtet und respektiert, der besucht solche Veranstaltungen nicht und schließt auch keine Pferdewetten ab“, stellt Sandra Gulla, 1. Vorsitzende vom HTV, klar.


Für Tierleid sorgen bei Galopprennen auch Peitschenhiebe, die die Pferde zu mehr Leistung antreiben sollen. Die Regelwerke geben eigentlich eine klare Begrenzung auf einen fünfmaligen Einsatz der Peitsche vor – aus Tierschutzsicht schon zu viel. Dennoch werden sogar diese Vorgaben bei den Rennen oftmals nicht eingehalten, um auch noch das Äußerste aus den Tieren herauszuholen. Im Jahr 2017 wurden in 37 Fällen Strafen wegen übertriebenem Peitscheneinsatz verhängt sowie sieben Strafen wegen Einsatzes der Peitsche in falscher Weise. „Der Sieg scheint meist wichtiger als das Wohlbefinden des Pferdes. Daran können auch die zu milden Strafen offensichtlich nichts ändern“, so Müller. Der Deutsche Tierschutzbund nimmt derzeit verschiedene Pferderennen zum Anlass, um sowohl über klassische Öffentlichkeitsarbeit als auch in den sozialen Medien gezielt über die Auswirkungen, tierschutzwidrige Praktiken und den Umgang mit den Tieren aufzuklären.


Erst am 8. Juli hatte die Jugend- und Aktionsgruppe des HTV gegen das Derby vor der Horner Rennbahn und den Missbrauch von Pferden als Sportgeräte demonstriert. Wie brutal der Pferdesport ist, zeigte sich in diesem Jahr auf besonders tragische Weise. Drei Pferde verletzten sich Hamburg bei Rennen so schwer, dass sie eingeschläfert werden mussten. „Jeder, der sich eine Eintrittskarte kauft, unterstützt mit seinem Geld Tierquälerei“, so Katharine Krause, 2. Vorsitzende des HTV und Leiterin der Jugend- und Aktionsgruppe. „Sport und Unterhaltung ja, aber nicht auf Kosten der Tiere.“