Der illegale Welpenhandel treibt nicht nur uns, sondern viele Tierschutzvereine und -organisationen um. Beim Live-Talk teilten wir unsere Erfahrungen auf Einladung von Lisa Maria Otte.

Mit Blick auf die Bundestagswahl am 26. September erhöht sich der Druck auf die Politik weiter, konsequenter gegen den illegalen Welpenhandel vorzugehen. Unsere tierärztliche Leitung Dr. Urte Inkmann sprach jüngst mit Lisa Maria Otte, Sprecherin für Tierschutz bei den Grünen, über die dramatische Entwicklung – nicht nur bei uns in Hamburg. Weitere Interviewpartner*innen des Live-Talks waren Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims und 2. Vorsitzender des Bundes gegen Missbrauch der Tiere sowie Daniela Schneider, Kampagnenmanagerin bei Vier Pfoten.

Corona Treiber des Welpengeschäfts

Dieser Welpe bangte um sein Leben, während sein Geschwisterchen bereits tot neben ihm lag. Schlimme Szenen wie diese sind leider keine Seltenheit.

Verwurmt, verfloht und nicht selten erkrankt – zum Beispiel an dem oft tödlich verlaufenden Parvovirus – kommen jene Welpen bei uns im Tierheim an, die aus den Fängen der Welpenmafia befreit werden konnten. Sie sind einsam, haben Angst, schreien manchmal vor Schmerzen. „Viele Tiere erkranken so schwer, dass sie nach ein paar Tagen versterben“, erläutert unsere tierärztliche Leitung Dr. Urte Inkmann im Live-Gespräch mit Lisa Maria Otte. Die Sprecherin für Tierschutz bei den Grünen hatte zu dem Austausch eingeladen. Bereits vor ihrer politischen Laufbahn setzte sie sich bei Greenpeace und Vier Pfoten aktiv für den Tierschutz ein und hat uns im Tierheim bereits mit weiteren Vertreter*innen der Grünen sowie bei Protestaktionen am UKE besucht.

Im Interview berichtet Dr. Urte Inkmann von der Trauer und Frustration unserer Tierpfleger*innen und davon, dass die Kliniken unlängst voll sind mit kranken und sterbenden Welpen, was deren Versorgung weiter erschwert. „Ich bin seit über 20 Jahren im Tierschutz und die Ausmaße, die dieser Handel seit Corona angenommen hat, sind unglaublich. Der Welpenhandel ist nach Drogen- und Waffenhandel das größte Geschäft“, betont sie.

Illegale Händler immer dreister

Die "süße Ware" lässt sich gut verkaufen - egal zu welchem Preis.

Die Händler, die mit den viel zu jungen Tieren in kürzester Zeit unfassbare Summen am Staat vorbei verdienen, stellen die Würfe wahllos nach Größen und Rasse zusammen und täuschen sogar mit gefälschten Impfpapieren das Alter und den guten Gesundheitszustand der Welpen vor. Daniela Schneider von Vier Pfoten erläutert: „Deutschland ist ein großes Abnehmerland, aber auch Transitland für den illegalen Welpenhandel.“

Das Vorgehen der skrupellosen Händler wird dabei immer trickreicher. Dr. Urte Inkmann: „Es gibt mittlerweile schon ‚Vorzeigefamilien‘ – zum Beispiel eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die den Interessent*innen sagt: ‚Wir haben den Welpen gekauft, können ihn aber nicht behalten‘. In Berlin soll es extra Wohnungen geben, die angemietet werden, um dort Welpen zu verkaufen.“ In Hamburg wird es den illegalen Händlern aufgrund unserer intensiven Aufklärungsarbeit und der hartnäckigen Ermittlungen unserer Tierschutzberatung zu unbequem, sodass sich die Geschäfte auf die Randgebiete Hamburgs ausweiten – zum Beispiel auf die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein.

Zu geringe Strafen für großes Tierleid

So müssen Hundemütter leben, die im Ausland als Gebärmaschinen für den deutschen Markt missbraucht werden. Foto: Stefan Klippstein

Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims und 2. Vorsitzender des Bundes gegen Missbrauch der Tiere, der mit uns im Rahmen unserer neuen bundesweiten Kampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“ gegen das Tierleid kämpft, beleuchtet den Ursprung des lukrativen Geschäfts im Ausland. Er erläutert: „Mir tut es auch immer sehr leid um die ‚Produktionsmaschinen‘, das heißt die Hündinnen vor Ort. Denn die Zustände sind unfassbar katastrophal.“ Er fährt fort: „Die Hunde werden maximal drei, vier Jahre alt, weil die Hündinnen so ausgemergelt sind, dass sie gar nicht in der Lage sind, noch Welpen zu bekommen.“ Er fordert: „Die Verantwortung der Politik besteht darin, klare Regelungen zu treffen, endlich diesen Handel zu beenden und die Sanktionsmöglichkeiten auch wirklich durchzusetzen.“ „Die Strafen sind viel zu gering“, bestätigt unsere tierärztliche Leitung. „Die Strafen, die es bereits gibt, müssen auch durchgesetzt werden.“

Hier können Sie sich das Gespräch zum illegalen Welpenhandel mit Lisa Maria Otte in Gänze ansehen:

Datenschutzhinweis

Diese Webseite verwendet YouTube Videos. Um hier das Video zu sehen, stimmen Sie bitte zu, dass diese vom YouTube-Server geladen wird. Ggf. werden hierbei auch personenbezogene Daten an YouTube übermittelt. Weitere Informationen finden sie HIER