Sind Wachstum und Nachhaltigkeit und Tierschutz überhaupt vereinbar?

20. Januar 2016

„Wachstum“ ist das Titel-Thema des neuen Kritischen Agrarberichtes 2016, mit dem sich das AgrarBündnis gegen eine Wachstumslandschaft ohne Wertschöpfung wendet. Der Tenor lautet: Mit der gängigen Praxis in der Agrarindustrie – immer schneller und immer mehr zu produzieren – wachsen auch die Probleme, sowohl für die Tiere als auch für die Natur und die Betriebe selbst.

In dem Kritischen Agrarbericht können sich Leserinnen und Leser jedes Jahr über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft informierten. Sechs Beiträge, betreut vom Deutschen Tierschutzbund, behandeln konkrete Fragestellungen zu Tierschutz und Tierhaltung. Diesbezüglich ist für Präsident Thomas Schröder der Wertewandel in der Gesellschaft deutlich spürbar. Für Wachstum und ein „Mehr“ im Hinblick auf mehr Tierschutz hinke das Tierschutzgesetz allerdings hinterher und der Vollzug sei nicht durchgreifend genug: „Solange wir ein Nutzgesetz und kein Schutzgesetz für Tiere haben, wird es nicht vorangehen. Nahezu alle Missstände der landwirtschaftlichen Tierhaltung, die in der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert werden, basieren auf Ausnahmetatbeständen nach dem Tierschutzgesetz. Also müssen zuerst einmal die Ausnahmen weg, hier sind der Bundesminister und die Bundesregierung gefordert. Es kann nicht sein, dass aus wirtschaftlichen Gründen zehntausende hochträchtige Milchrinder in die Schlachtung gehen und damit zehntausende lebensfähige Kälber brutal getötet werden und es kann nicht sein, dass routinemäßig Rinder enthornt, Schweineschwänze kupiert und Schnäbel von Geflügel gestutzt werden.“ Freiwillige Vereinbarungen der Marktpartner können helfen, so Schröder.

Mit Bezug auf die aktuelle Krise der Landwirtschaft macht Frieder Thomas, Geschäftsführer des AgrarBündnisses, bestehend aus 25 Verbänden aus Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungsarbeit, deutlich: „Betriebliches Wachstum und Rationalisierung sind keine Allheilmittel zur Krisenbewältigung mehr. Dieses Wachstum kann die Existenz der Höfe nicht garantieren, gefährdet Ressourcen, dient nicht dem Tierwohl und schadet der Ernährungssouveränität von Entwicklungsländern. Wachstum ist auch in der Landwirtschaft längst kein Indikator mehr für Wohlstand.“


Mehr Informationen: www.kritischer-agrarbericht.de
 

Der kritische Agrarbericht 2016
Kapitel 8 – Tierschutz und Tierhaltung

•    Entwicklungen und Trends 2015: Mehr gesellschaftliche Akzeptanz für den Tierschutz (Heidrun Betz)
•    Wachstum, Nachhaltigkeit und Tierschutz – vereinbare Ziele? (Thomas Schröder)
•    Tiere als „Abfall“ – die unsichtbaren Folgen des Wachstumsstrebens in der Tierhaltung (Franziska Hagen)
•    Tierwohl und Fleischqualität treffen sich – Neue Ansätze für stressarmes Schlachten im Haltungsbetrieb (Lea Trampenau und Andrea Fink-Keßler)
•    Ethische Begründung für das Schlachten im Haltungsbetrieb (Jörg Luy)
•    „Das merkt doch keiner…“ – Vogelgrippe-Politik im Schatten skandalöser Risikobewertung (Sievert Lorenzen)

Einige Beiträge können hier heruntergeladen werden.