Hundemädchen Hope kämpfte bis zum Schluss - sie hat es leider nicht geschafft. Foto: Tierheim Henstedt-Ulzburg

Am 29. Mai finden von 13 Uhr bis 15 Uhr bundesweit Mahnwachen in Gedenken aller Opfer des illegalen Welpenhandels statt. In Hamburg ist eine Menschenkette am Stadtpark (Stadtpark-Ost, Südring / Ecke Stadthallenbrücke) geplant, um auf das skrupellose Geschäft der Welpenmafia aufmerksam zu machen. Die Aktionen sind Teil der neuen bundesweiten Kampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“, die vom Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e. V. (HTV) initiiert wurde und mit deutschlandweit mehr als 60 Tierschutzvereinen und Tierheimen umgesetzt wird.

Unsere Mahnwache am Stadtpark

Die Mahnwache findet im Rahmen unserer bundesweiten Kampagne gegen den illegalen Welpenhandel statt. Mit Plakaten wie diesem machen wir auf das Leid der Welpen aufmerksam. Foto: Tierheim Henstedt-Ulzburg
„Gerade wir Tierschutzvereine und Tierheime wissen um die Not der Welpen, das skrupellose und betrügerische Vorgehen der Händler und um die mangelnden rechtlichen Konsequenzen, die bei derartigen Geschäften drohen“, betont Janet Bernhardt, 1. Vorsitzende des HTV. Sie wird gemeinsam mit HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann, Mitorganisatorin der Kampagne, und dem bundesweit medial bekannten Tierretter Stefan Klippstein auf der Mahnwache über die dramatischen Zustände sprechen. Stefan Klippstein ist seit Jahren insbesondere im osteuropäischen Ausland der Welpenmafia und dem Elend der Hündinnen, die dort für den Handel als Gebärmaschinen missbraucht werden, auf der Spur.

Die Redebeiträge sind wie folgt geplant:

  • ca. 13 Uhr Janet Bernhardt: Warum ein bundesweiter Schulterschluss jetzt notwendig ist
  • ca. 13.15 Uhr Nicole Hartmann: Wie Hamburgs Nachfrage den Welpentod fördert
  • ca. 13.30 Uhr Stefan Klippstein: Woher kommen die Welpen? Vom Schicksal der ausgebeuteten Hündinnen im Ausland

Die bundesweiten Mahnwachen werden von den teilnehmenden Tierschutzpartnern eigenständig und unter Berücksichtigung der örtlich geltenden Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt wird. In Hamburg findet die Mahnwache am Stadtpark (Stadtpark-Ost, Südring / Ecke Stadthallenbrücke) mit einer Menschenkette statt.

Alle Informationen zu unserer bundesweiten Tierschutzkampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“ finden Sie unter: www.hamburger-tierschutzverein.de/welpenhandel

Besuch von Stefan Klippstein im HTV

Stefan Klippstein wird uns am 29. Mai als Redner bei unserer Mahnwache gegen den illegalen Welpenhandel unterstützen.
Bei seinem Besuch tauschten wir uns über die Erfahrungen mit der Welpenmafia aus und zeigten ihm unser Tierheimgelände.

Erst kürzlich hatte der erfahrene Tierretter Stefan Klippstein, der sich seit mehr als zehn Jahren gegen den illegalen Welpenhandel einsetzt, den HTV besucht. Er sprach mit unserer tierärztichen Leitung Dr. Urte Inkman, HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann, Theresa Gessert, Mitarbeiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, und dem ehemaligen 2. Vorsitzenden Jens Schmidt über die dramatische Situation bei uns in Hamburg. Bei einer Führung durch unser Tierheimgelände berichtete Stefan Klippstein: „Durch den jahrelangen Einsatz von uns und anderen Tierschützern ist es in Berlin geglückt, das Welpengeschäft um schätzungsweise 70 Prozent zu senken. Das bedurfte und bedarf kontinuierlicher Kraftanstrengungen.“ Ein Ende des Handels ist jedoch nicht in Sicht: Gerade erst hat Stefan Klippstein in Zusammenarbeit mit den Berliner Behörden zwei Welpen retten können, die in einer Badewanne gehalten wurden.

Hier geht's zur Bildergalerie von Stefan Klippsteins Besuch!

Ein Welpenleben ist nichts wert

Dieser Welpe starb medizinisch unversorgt an massivem Wurmbefall.

Wie skrupellos mit den Tieren, die nur als Ware betrachtet werden, auch in Hamburg umgegangen wird, wissen wir aus eigener Erfahrung. Welpen werden in Kellerverschlägen oder Käfigen zu mehreren Tieren gehalten - oft nur notdürftig oder gar nicht mit Futter oder Wasser versorgt. Können Händler bei verdeckten Käufen unserer Tierschutzberatung mit Polizei und Behörde gestellt werden, werden Hundekinder etwa achtlos ins Gebüsch geworfen, um sie als "Beweise" loszuwerden. Besonders erschüttert waren wir über den Fund eines toten Welpen ganz in der Nähe unseres Tierheims. Er wurde in einem Schuhkarton entsorgt. Fast zeitgleich entdeckte die Polizei einen Welpen in einer Mülltonne, der vor Schmerzen schrie und leider nur noch erlöst werden konnte. Der Verdacht liegt nahe, dass beide Hunde aus einem Handel stammten. 

Leider ist nicht jedes Tier zu retten, aber wir geben unser Bestes. Nur das allein reicht nicht, denn auch die Nachfrage muss deutlich sinken, um das Geschäft unrentabel zu machen. Noch immer zahlen die Tiere den höchsten Preis: „Die Welpen, die zu uns kommen, sind oft mangelversorgt oder krank und natürlich fehlt ihnen die Sozialisierung durch ihre Geschwister und Mutter. Das führt zu Einsamkeit und kann auch im späteren Leben des Hundes Problemen verursachen“, erläuterte unsere tierärztliche Leitung Dr. Urte Inkmann.

Ein uns bekannter Händlerring hat seinen Verkauf nun offenbar von Hamburg in die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein verlagert. "Aufgeben ist für die Händler keine Option, da das Geschäft mit den zu jungen Welpen aus dem Ausland sehr lukrativ ist. Ein Mischlingswelpe kostet bis zu 1.200 Euro, ein Rassehund sogar bis zu 3.000 Euro und leider sind vielerorts Menschen bereit, diesen Preis für die Online-Welpen zu bezahlen. Daher hört unsere Aufklärungsarbeit auch nicht an den Landesgrenzen auf", betont unsere Tierschutzberaterin Nicole Hartmann. 

Deutschland ist größter Welpenmarkt

Welpe Rosa konnte rechtzeitig aus den Fängen der Welpenhändler befreit werden.

Der Online-Handel mit Welpen aus dem mehrheitlich osteuropäischen Ausland, wo sie von ihren Hundemüttern im Akkord „produziert“ werden müssen und unter widrigsten Umständen hausen, boomt. Deutschland ist der attraktivste Markt für den Import der Hundekinder, wie aus einer aktuellen Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes hervorgeht. Dieser berichtet: 2020 waren mehr als 1.000 Hunde* von illegalem Handel betroffen. Schon 2020 hatte sich die Zahl der betroffenen Hunde im Vergleich zu 2019 fast verdreifacht. Viele gehandelte Welpen waren zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu sein und nach Deutschland eingeführt zu werden – manche nur vier Wochen alt. Viele waren unterernährt, dehydriert, litten an Durchfall und Fieber oder gar an der häufig tödlich verlaufenden Parvovirose. Allein der HTV nahm 2020 fast 100 Welpen auf. Seit 2021 sind es bereits 22 Hunde mit Verdacht auf illegalen Welpenhandel (Stand 22.03.2021).

*Die Zahlen entsprechen den Fällen, die dem Deutschen Tierschutzbund bekannt geworden sind. Die Dunkelziffer dürfte leider deutlich höher liegen.