Kaum ist der Wolf wieder heimisch, wird er mit dem Tod bedroht.

Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will, dass Wölfe leichter getötet werden können. Dafür hat sie nun einen Entwurf für die Änderung des Naturschutzgesetzes vorgelegt – die Zustimmung der CDU/CSU fehlt noch. Ein tier- und artenschutzpolitischer Skandal, der sich ausschließlich an den Interessen von Haltern sogenannter Nutztiere orientiert. Und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) findet das alles ungenügend, will jetzt sogar präventive Wolfsabschüsse.

Seit Wochen tobt eine oft hysterische Diskussion über Wölfe in Deutschland. Und keine Woche vergeht, in der nicht irgendeine Schauergeschichte in den Medien die Runde macht oder ein Politiker mit neuen populistischen Vorschlägen zur Wolfsbekämpfung um die Ecke kommt. Und jetzt auch die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), die ausgerechnet am „Tag des Artenschutzes“ in einem Interview mit der „BamS“ gesagt hatte: „Wenn Wölfe mehrfach Schutzzäune überwinden oder Menschen zu nahe kommen, muss man sie auch abschießen dürfen. Das will ich mit einer ,Lex Wolf‘ klarstellen.“

Also: Sie will das Naturschutzgesetz ändern und die Abschusshürden deutlich senken. Schulze: „Künftig soll ein Wolf auch dann abgeschossen werden dürfen, wenn er ,ernste landwirtschaftliche Schäden' verursacht statt wie bisher ,erheblichen Schaden', der von den Gerichten erst bei einer Bedrohung der Existenz gesehen wurde. Damit schaffe ich für die Schafshalter Rechtsklarheit und mache deutlich, dass auch Hobbyschäfer entschädigt werden können.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Foto: BMU/Thomas Imo

Mit ihrem Vorstoß zeigt Schulze, welchen Stellenwert der Tier- und Artenschutz für sie und die SPD hat. Die Ministerin orientiert sich ausschließlich an den Interessen der Tiernutzer, die bei jedem Wolfsriss Krokodilstränen vergießen, sogar Demonstrationen gegen den Wolf organisiert haben. Dabei ist in der Regel nicht der Wolf schuld, wenn er sich Beute in einer Schafsherde holt, sondern der Mensch. Denn er lässt seine Herde, anders als noch vor Jahrzehnten, oftmals auch nachts draußen alleine. Und Wolfsangriffe sind ein Beleg dafür, dass der Herdenschutz nicht ausreichend war. Denn Wölfe machen dort Beute, wo es für die Tiere einfach ist, erfolgreich zu sein. Warum also Rehe jagen, wenn die Schafe als leichte Beute angeboten werden. Und: Es sind oftmals die gleichen Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken ihre Tiere dem grausamen Tod im Schlachthof überlassen, nun aber laut aufheulen, wenn der Wolf ein Schaf gerissen hat.

Vermutlich ist der Gesetzentwurf von Svenja Schulze nicht mehr zu verhindern – denn auch die CDU will den Wolf bejagen. Wie schlimm die Gesetzesänderung für den Wolf, den Tier- und Artenschutz wird, ist allerdings noch offen. Denn Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner gehen Schulzes Vorschäge nicht weit genug. Sie will präventive Wolfsabschüsse: „Den Wolfsbestand und die Größe der Rudel müssen wir, unabhängig davon, ob eine konkrete Gefahr besteht, präventiv kontrollieren können – europarechtskonform und rechtssicher für die Jäger.“

Der Hamburger Tierschutzverein hat sich klar gegen den Abschuss von Wölfen positioniert, nachdem die Umweltminister in Niedersachsen und Schleswig-Holstein entsprechende Genehmigungen erteilt hatten. Auch hier hatten Wolfe unter anderem Schafe gerissen. „Damit beweisen die Tiernutzer und ihre Unterstützer wieder einmal, dass sie mit der Natur und dem Tier- und Artenschutz so gar nichts am Hut haben. Für sie ist ein Tier nur ein Produktionsmittel“, kritisiert Sandra Gulla, 1. Vorsitzende vom HTV.

Das Vorgehen der Bundesumweltministerin zeigt, in welch großer Gefahr die Wölfe in Deutschland sind, die vor 150 Jahren ausgerottet wurden. Im Jahr 2000 waren die ersten Wolfswelpen in Deutschland in der Natur geboren worden. Seitdem verbreitet sich der Wolf wieder bei uns. Wer ihn nun wie Svenja Schulze leichtfertig zum Abschuss freigeben will, tritt den Arten- und Tierschutz mit Füßen. Gegen den Abschuss des Pinneberger Wolfs läuft im Internet noch eine Online-Petition, die schon mehr als 23.000 Menschen unterschrieben haben.

Hinweis: Artikel wurde am 6. März 2019 aktualisiert.