Pressemitteilung vom 31.08.2022

Update: Die Tierrechtsinitiative Hamburg organisiert Mahnwachen gegen die Ausbeutung von Tieren im Zirkus . Wir rufen dazu auf, sich diesen anzuschließen. Die erste Aktion fand zur Premiere der Circus-Krone-Show auf dem Heiligengeistfeld statt - weitere folgen dort am Samstag, 1. Oktober, 14-16 Uhr und Sonntag, 16. Oktober, 12:30-14:30 Uhr.

Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) appelliert zum wiederholten Male an die Politik, ein bundesweites Wildtierverbot im Zirkus umzusetzen. Anlass ist das aktuelle Gastspiel des „Circus Krone“ in Hamburg. Löwen und Tiger werden dort immer noch gezwungen, zur Unterhaltung des Publikums in der Manege aufzutreten. 

„Wildtiere wie Elefanten, Löwen oder Tiger gehören nicht in den Zirkus. Der HTV verurteilt die Ausbeutung von Tieren zur Belustigung der Menschen aufs Schärfste und fordert erneut, Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Die Bundesregierung muss ein solches Verbot endlich bundesweit durchsetzen“, fordert die 1. Vorsitzende des Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. Janet Bernhardt.

Insbesondere Wildtiere stellen hohe Ansprüche an ihre Unterbringung. In einem reisenden Zirkusunternehmen ist eine artgerechte Wildtierhaltung nicht möglich. Auch die Leitlinien zur „Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind aus Sicht der Tierschützerinnen und Tierschützer nicht ausreichend. Viel zu kleine Außengehege bieten meistens kaum Abwechslung oder artgemäße Beschäftigung. Das angeführte Argument, Wildtiere seien im Zirkus durch Dressur und Auftritte körperlich und geistig ausreichend gefordert, hält einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht stand. Auf die Bedürfnisse der Tiere wird keine Rücksicht genommen, sondern sie werden oftmals bis zu ihrem letzten Atemzug ausgebeutet.

Deutschland hinkt bei der Reglementierung der Wildtierhaltung hinterher 

Viele Länder Europas haben darum die Wildtierhaltung in Zirkussen bereits eingeschränkt oder verboten: Unter anderem sind in Belgien, Dänemark, Bulgarien, den Niederlanden, Kroatien, Lettland, Litauen, Nord-Mazedonien, Norwegen, Österreich, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Slowenien Wildtiere in Zirkusbetrieben verboten – in Spanien gibt es regionale Verbote, weitere Länder setzen ihre Regelungen noch um. 

Hingegen war hierzulande ein im vergangenen Jahr von der ehemaligen Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner vorgelegter Verordnungsentwurf für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus unzureichend und nicht geeignet, um den Schutz der Tiere sicherzustellen. Das Verbot war nur für wenige Tierarten, darunter Elefanten, Giraffen und Flusspferde, vorgesehen. Löwen und Tiger hätten weiterhin im Zirkus gehalten werden dürfen, obwohl Großkatzen genauso unter den häufigen Transporten, unzureichenden Haltungsbedingungen sowie der Dressur und Zurschaustellung in der Manege leiden. Auch Robben, Reptilien, Zebras, Kängurus oder Strauße fanden keine Berücksichtigung. Der Deutsche Tierschutzbund, Dachverband des HTV und vieler weiterer Tierschutzvereine, übte Kritik auch daran, dass das Verbot nur für die Neuanschaffung von Wildtieren gelten sollte, während vorhandene Tiere bis an ihr Lebensende weiter hätten mitgeführt werden dürfen. Im Juni 2021 hatte der Bundesrat dem Verordnungsentwurf eine Abfuhr erteilt.

„Die Freie und Hansestadt Hamburg sollte, wie immer mehr Kommunen, keine Standflächen mehr an Zirkusse vergeben, die Wildtiere mit sich führen. Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung“, so die HTV-Vorsitzende Janet Bernhardt. 

Zwischenfälle mit Zirkus-Wildtieren 

Immer wieder kommt es auch zu Zwischenfällen mit Wildtieren im Zirkus. Bei Circus Krone stürzte 2018 eine Elefantenkuh während einer Vorstellung in Osnabrück über die Begrenzung des Zuschauerbereiches. Im gleichen Jahr brach bei Circus Krone ein Elefant aus und lief unkontrolliert durch die Stadt Neuwied. Auch in diesem Jahr kam es bereits zu Zwischenfällen, die Tier und Mensch gefährdeten: 

  • Im Juli entliefen vier Kängurus bei einem Gastspiel des Circus Alessio in Überlingen und lösten damit einen Polizeieinsatz aus.
  •  Mehrere Kamele und Dromedare entliefen im Mai in Kahl am Main aus einem Gehege des Circus Barus und hielten sich gefährlich nahe einer vielbefahrenen Straße auf. Ein zufällig passierender Rettungsdienst der Feuerwehr brachte die Tiere unverletzt zum Zirkus zurück. 
  • Im April brach ein Lama aus einem Zirkus in Kirchheimbolanden aus und lief auf einer Landstraße, bis es eingefangen werden konnte.
  • Im März brachen mehrere Kamele des Circus Baruk in Kaiserslautern aus – die Polizei fand die Tiere auf einer Verkehrsinsel und fing sie ein.
  • In Wilhelmshaven sorgten im März vier Dromedare für einen Polizeieinsatz, weil sie aus ihrem Winterlager ausgebrochen waren und auf einer Straße liefen.

„Ein Wildtierverbot im Zirkus ist daher nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch im Hinblick auf die Gefährdung von Menschen unumgänglich“, so der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder.

Quelle: Deutscher Tierschutzbund