Leitfaden

1. Hände weg!
2. Ruhe bewahren und beobachten!
3. Sich langsam entfernen!
4. Bei uns Rat holen: 21 11 060!
5. Offensichtlich verletzte oder verwaiste Jungtiere sichern!

Die Muttertiere sind meistens in der Nähe und warten auf unser Verschwinden.
Eine Aufzucht von Menschenhand ist aufwändig und kompliziert, viele Junge sind zu krank oder schwach (deswegen verstoßen wurden) – und das Auswildern durch Laien misslingt oft!

Frühjahrszeit ist Jungtierzeit – und die Zeit der falschen Tierhilfe

Unser Hamburg ist glücklicherweise reich an Gärten und Parks, Gewässern und Flüssen und auch menschlichen Behausungen, die vielen Wildtieren als Kinderstube dienen. Und diese Tiere ziehen durchaus erfolgreich und regelmäßig ihre Jungen bei uns groß.

Enten brüten auf Flachdächern mitten in der Stadt und fernab von Gewässern. Tauben bauen sehr improvisierte Nester auf Balkonen. Falken ziehen ihre Küken auf Kirchturmspitzen groß. Gelegentlich werden sie von Laien mit Mauerseglern verwechselt, die jedoch kleiner, aber nicht minder gute Flieger sind. Schwalben dagegen bauen ihre aus Erde und Speichel bestehenden Lehmnester mit Vorliebe unter die Dächer von Ställen. Eichhörnchen funktionieren gerne Krähennester als oben geschlossene Kobel für ihre Jungen um. Wildkaninchen buddeln ihre unterirdischen Bauten in Sandkisten, da viele andere Stellen versiegelt sind. Igel nutzen im Herbst Laub und Sträucher unserer Gärten für die Aufzucht ihrer Jungen.

Leider sind viele Stadtmenschen nicht über die Biologie und Entwicklung dieser Tiere informiert. Hasen und Rehe werden von den Müttern offen auf Wiesen abgelegt und durch ihre Bewegungs- und Geruchlosigkeit nicht von Feinden entdeckt – jedoch von Menschen, die diese Jungtiere irrtümlich für verlassen halten. Kinder buddeln aus Sandkisten die nackten und blinden Kaninchenjungen aus – und einige Eltern verwechseln diese dann sogar mit Hundewelpen. Junge Igel suchen noch im Spätherbst, wenn die ausgewachsenen Igel schon im Winterschlaf sind, und auch tagsüber nach Futter – und werden viel zu früh von besorgten Tierfreunden eingesammelt. Junge Vögel sind nach einer Nestlingsphase für mehrere Tage ein Ästling, der auch auf dem Boden hüpft, das Fliegen gerade erlernt und von den Altvögeln noch weiter versorgt wird. Junge Wasservögel sind Nestflüchter und können schon am Tag des Schlüpfens laufen, schwimmen und picken. Eine grundlegende und wichtige Information ist die, dass man Küken anfassen darf, da Vögel keinen ausgeprägten Geruchssinn haben. Daher können Sie sie behutsam von der Straße und anderen ungünstigen Stellen auflesen und in das sichere Gebüsch oder auf einen Ast setzen. Durch den stimmlichen Kontakt zu den Altvögeln werden die Küken wiedergefunden und weiter versorgt. Ganz anders sieht es bei Säugern, also Felltieren aus: Wenn deren Jungtiere vom Menschen angefasst wurden, werden sie in der Regel nicht mehr von den Eltern angenommen, da diese sich am menschlichen Geruch stören. Alle Informationen zum Umgang mit Jungtieren finden Sie auf unserer Homepage noch einmal aufgelistet.

Ob diese Jungtiere nun notwendigerweise oder voreilig zu uns gelangen: Wir kümmern uns rund um die Uhr um deren Aufzucht. Jungvögel müssen bis zu halbstündlich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang mit spezieller Kost gefüttert werden. Junge Säugetiere müssen bis zu zweistündlich, auch die Nacht hindurch, mit Spezialmilch gestillt werden. Während der Aufzucht müssen ständig Hygienevorschriften eingehalten werden, um todbringende Krankheiten abzuwehren. Schwierig ist auch die Vorbereitung auf die Wildnis. Alle Jungtiere müssen ihre Muskulatur ausbauen und Geschick entwickeln. Dafür sind große und natürlich ausgestattete Volieren nötig. Sie müssen auch lernen, dass selbstständig Nahrung zu finden – dementsprechend müssen sie auch bei uns artgerechtes Futter, wozu auch lebende Insekten und Würmer zählen, bekommen. Alle Informationen zur Aufzucht von Jungtieren finden Sie auf unserer Homepage noch einmal aufgelistet.