Jako

Liebes Team der Süderstrasse,

im September 2018 adoptierten wir Jako. Etwa ein halbes Jahr später schrieben wir die erste „Erfolgsgeschichte“. Seitdem ist viel passiert und deshalb möchte ich unbedingt mal eine „ANDERE Erfolgsgeschichte“ präsentieren.

Auf den Hamburger Hundewiesen hört man oft: „WAS? Aus der Süderstrasse? Die haben uns keinen Hund gegeben.“ Und wir erinnern uns noch gut an Situationen im Vermittlungsbüro: „Der beißt. Der beißt auch. Der auch.“ Meinem Freund wurde als Erstes gesagt, als er Jako kennenlernen wollte: „Du weißt, dass der beißt und keine Männer mag?“ Zu diesem Zeitpunkt war ich schon drei Monate als Gassigeherin mit Jako unterwegs. Mein Freund und ich haben Jako noch einmal drei Monate lang gemeinsam im Tierheim „kennengelernt“. Es hat also seine Zeit und Argumente gebraucht.

Gott sei Dank, kann ich nur sagen, läuft es so in der Süderstraße, denn sonst würden die Hunde reihenweise „retoure“ kommen. Was leider trotz der „strikten“ Auswahlkriterien hin und wieder vorkommt. Hunde zeigen ihr wahres Gesicht erst im neuen Zuhause und das kann durchaus ein paar Wochen bis Monate dauern! Ich könnte mir vorstellen, dass, als wir ihn holten, die einen oder anderen Pfleger Wetten abgeschlossen haben, wann er denn zurück kommt...

Es IST ein schwerer, anstrengender, mitunter frustrierender Weg, aber es überwiegen die schönen Stunden und Tage! Und wenn er träumend in seiner Box liegt, bin ich froh über all die anstrengenden Stunden, die gut verheilten Wunden der 42 Argumente, die langen Spaziergänge und über sein Dasein!

Jako trägt seinen Maulkorb mit Würde und Anstand! Und nein, er trägt ihn nicht, weil er alles frisst und nicht, wie es gerade immer beim Gassigehen heißt, „wegen Corona“! Nein, er trägt ihn, weil er beißt! Er hat dadurch mehr Freiheit, wir sind entspannter und uns als Hundebesitzer vollends der Verantwortung für diesen Hundes bewusst. Ich wünsche mir, dass viel mehr Hundebesitzer sich dieser Verantwortung stellen.

Im Sommer sah ein Paar, wie Jako nach dem Baden in einem Teich, sich ohne Anstand den Maulkorb anlegen lies und lobte Jako. Das hat mich sehr gefreut, denn sonst hören wir überwiegend: „ACH, der ARME!“ Ich habe erklärt, dass es Training und ein gut sitzender Maulkorb letztendlich wie eine Brille ist. Der Maulkorb schützt ihn, uns und vor allem andere. Und das ist der Punkt: ANDERE, denn er mag keine übergriffigen Menschen, die ihn anstarren und ungefragt ihre Hand auf seinen Kopf legen wollen! WEIL ER JA SOOOOO Süß UND SOOOOOOO LIEB IST! Der tut doch nix! Aha, wie schön, dass FREMDE immer alles besser wissen. Nur, wenn er dann zuschnappt, DANN ist das Geschrei groß.... Der Maulkorb hält zum Glück viele Leute erst einmal auf Abstand! UND JA, natürlich ist Jako sooooooooooooooooooo süß!

Ich möchte allen Interessenten sagen: Tierheime übernehmen die schwere Aufgabe, sichergestellte und abgegebene Hunde zu händeln. Da sie wollen, dass ihre Schützlinge vermittelt werden und nicht sofort wieder retoure kommen, ist es gut, zu hinterfragen und genau hinzuschauen, wer da adoptieren will.

Außerdem: Wenn man einen Hund adoptiert, dann braucht es GEDULD, ZEIT und FRUSTRATIONSTOLERANZ (an beiden Seiten der Leine wohlgemerkt :-))!

Wir wünschen Euch weiterhin viel Energie und Kraft für Eure Arbeit!

Liebe Grüße
Karen & Daniel & Jako