Joschi

Liebes Tierheim-Süderstraße-Team,

mein Name ist „Joschi“. Meine früheren Halter haben mich vor etwas mehr als einem Jahr einfach bei Euch abgegeben. Ihr habt mir vorübergehend ein neues Zuhause gegeben und mich prima versorgt. Das war sehr lieb von Euch.

Und dann, es war der 9. Oktober 2019, ich werde es nie vergessen, kam er in mein Zimmer: mein neues Herrchen. Ich habe ihn gesehen und wusste sofort, der ist es. Mit einem beherzten „Miau“ habe ich ihn begrüßt – und dann kam er auch gleich zu mir und hat mich durch die Gitterstangen gekrault und gestreichelt. Das war schön und ich habe ganz laut geschnurrt. Ich war mir sicher, den will ich. Aber dann ist er wieder gegangen und ich wurde ganz traurig. Ich hatte noch gehört, dass ich für einen anderen Menschen reserviert sei, aber ich wollte doch so gerne mit ihm nach Hause fahren. Doch schon am nächsten Tag ging die Tür auf – und da war er wieder. Er hatte auch extra einen nagelneuen Transportkorb für mich gekauft. Eigentlich mag ich die ja nicht, weil ich darin meistens zum Tierarzt gebracht werde. Ich wurde da nämlich immer mit einer Nadel gepikst und anschließend wurden mir viele Zähne gezogen. Aber diesmal hatte ich ein gutes Gefühl.  Ich habe mich ganz doll gefreut und dachte mir: „Jetzt aber schnell meine sieben Sachen packen und auf geht’s“. Vorher sollte ich mit ihm aber noch eine halbe Stunde in meinem Zimmer spielen, um mich an mein neues Herrchen zu gewöhnen. Aber das war gar nicht nötig. Ich hatte mich ja schon längst entschieden. Den oder keinen… Ich bin sogar freiwillig (naja, fast freiwillig, nur gelockt mit einem kleinen Leckerli) in mein neues Transportkörbchen gegangen – und dann ging es auch schon los. Vorbei an all den anderen Tieren, die noch auf ihre Menschen warten, ins Sekretariat. Dort musste mein Herrchen noch ein paar Formalitäten erledigen und für mich bezahlen. Zugegeben, etwas aufgeregt und unsicher war ich schon. Schließlich wusste ich ja nicht, wo er mit mir hin wollte. Aber nach einer 30-minütigen Autofahrt, bei der ich sogar durch das Panoramadach rausgucken konnte, habe ich es endlich gesehen: mein neues Zuhause. Hui, war das groß! Ganz viele Zimmer und fast überall standen die Türen offen. Ich habe mir sofort alles angeschaut und dachte, hier ziehe ich ein, zusammen mit meinem neuen Herrchen.

Nun wohne ich schon über ein Jahr hier. In den ersten drei Monaten durfte ich nur drinnen spielen. Das war aber kein Problem. Ich war ja ein Stubentiger und war es ja nicht anders gewohnt, und es gab ja soooo viele Zimmer hier, die es alle zu entdecken gab. Am ersten Tag bin ich deshalb ganz lange wach geblieben, weil ich ja so neugierig war und mir alles angeschaut habe. Als ich dann müde wurde, habe ich mich einfach auf mein neues Herrchen gelegt und noch mit ihm gekuschelt. Mein Herrchen hat mich dann sogar in den Schlaf gestreichelt. Ich habe dann ganz tief und lange geschlafen. Als ich am nächsten Tag wieder aufgewacht bin, bin ich gleich wieder auf Entdeckungstour gegangen, natürlich nicht ohne vorher zu frühstücken. Es gab ganz viele verschiedene Sachen und ich konnte mir aussuchen was ich wollte. Ich habe gleich meinen ganzen Napf leergefuttert. So gestärkt ging ich dann wieder auf Tour.

Oben im Dachgeschoß gibt es noch ein Zimmer, das ich am ersten Tag noch nicht entdeckt habe. Von dort geht eine „Katzentreppe“ hoch bis unter das Dach in noch ein ganz großes Zimmer. Am Ende des Zimmers ist ein riesengroßes Fenster, aus dem ich in den großen Garten gucken kann. Später hat mir mein Herrchen dort ein ganz kuscheliges Körbchen vor das Fenster gestellt. Das war jetzt also auch mein Zimmer. Ich bin da jeden Tag hochgeklettert um mich in mein schönes Kuschelkörbchen zu legen. Besonders mittags, wenn ich wieder müde werde, lege ich mich in das Körbchen und lasse mich von der Sonne wärmen. Dann schlafe ich auch immer ganz schnell ein. Wenn ich dann aufwache, gehe ich wieder runter, wo mir schon der köstliche Futtergeruch in die Nase steigt. Das ist immer sehr lecker. Wenn ich danach mein Geschäft verrichten muss, brauche ich nur in den Keller zu gehen. Da steht mein eigenes Katzenklo, nur für mich, das auch jeden Tag sauber gemacht wird. Das gefällt mir…

Ich kann hier im Haus auch jeden Tag spielen und rumtoben. Im Wohnzimmer haben wir Fliesen, da habe ich beim Toben trotz meines „Vier-Pfoten-Antriebes“ wenig  Grip und mein Herrchen lacht dann immer, wenn ich mit durchdrehenden Pfoten losrenne. Oben im Haus  liegt ein Teppich, da kann ich noch viel schneller rennen. Das macht Spaß. Mein Herrchen will auch jeden Tag mit mir spielen. Er hat u.a. Bälle, Wollmäuse und einen langen Faden gekauft. Damit spielen wir am liebsten. Er hat mir auch einen Futterball mit einem Loch gekauft. Dort ist mein Trockenfutter drin. Ich muss den Ball nur mit meiner Pfote anstupsen und schon fällt leckeres Futter heraus. Das habe ich schnell spitz gekriegt. Außerdem habe ich einen riesengroßen Kratzbaum. Der geht bis unter die Decke. Da kann ich prima reinklettern. Ja, das ist das Katzenleben, was ich mir immer gewünscht habe. Doch es kommt noch besser:

Nach drei Monaten hat mein Herrchen doch tatsächlich die Terrassentür offengelassen. Das war ja noch nie so. Er war auf der Terrasse und hat mich dann zu sich gerufen. Ich bin ganz vorsichtig zur Tür gegangen und habe erstmal nur meine Nase rausgehalten um zu schnuppern. Da waren ganz viele neue Gerüche und ich bin ganz mutig aber vorsichtig nach draußen gegangen. Das erste Mal in meinem fast zwölfjährigen Leben durfte ich nach draußen! Natürlich blieb mein Herrchen immer in meiner Nähe, um auf mich aufzupassen. Nach ein paar Sekunden bin ich dann aber erstmal wieder schnell reingelaufen – man muss es ja nicht gleich übertreiben. Aber schon ein paar Minuten später packte mich meine Neugierde erneut. Ich wusste ja auch nicht, ob das nur ein Versehen war, dass die Tür aufstand, oder ob ich von nun an immer draußen spielen durfte – aber ich durfte, wann immer ich wollte. Ich sage Euch, da draußen gibt es ja soooo viel zu entdecken. Diese vielen neuen Gerüche und Geräusche, Bäume und Hecken sind so spannend! So wurden meine Spaziergänge immer länger und auch etwas weiter. Aber ich komme immer regelmäßig, ungefähr alle 20 Minuten wieder rein, um nach meinem Herrchen zu sehen. Dann springe ich auf die Couch und gebe ihm ein paar liebe Nasenstupser und knuddel ihn ganz doll. Ich werde dann auch immer gestreichelt. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass es meinem Herrchen gut geht, gehe ich wieder auf Entdeckungstour. Ich darf sogar die Nachbargärten untersuchen. Ich glaube, mein Herrchen hat da etwas gedealt. Jedenfalls haben mich auch hier alle lieb. Einmal stand die Haustür bei einem Nachbarn, einem älteren Ehepaar, offen. Da dachte ich mir:“ Joschi, das ist die Gelegenheit…“. Da gibt es bestimmt noch mehr zu entdecken…?! So etwas kann sich ein Kater von heute ja nicht entgehen lassen. Also bin ich rein. Meinem Herrchen habe ich davon aber nichts erzählt. Irgendwie hatte er es später aber trotzdem rausbekommen. Da hat mich wohl jemand verpfiffen ...

Eigentlich bin ich ja ein Mäusejäger, sagt mein Herrchen. Aber mit nur noch einem Reißzahn wird das wohl nichts, sagte er mir. Dem werde ich es zeigen, dachte ich mir und ging auf die Jagd. Der hat ganz schön gestaunt, als ich ihm meine erste selbstgefangene Maus ins Haus brachte. Er ist gleich hinter mir hergelaufen. Ich glaube, er war neidisch und wollte mir die Maus wegnehmen. Aber ich war schneller und habe sie ganz alleine aufgefuttert. Dem habe ich es vielleicht gezeigt… Seitdem habe ich schon sechzehn Mäuse gefangen… Eine Maus habe ich nur für mein Herrchen gefangen, weil er mir ja auch immer Futter fängt. Aber er hat sie nicht gefressen, sondern sie einfach wieder laufen lassen. Da gibt man sich nun so viel Mühe und dann das. Menschen mögen wohl keine Mäuse. Naja, macht nix, habe ich halt mehr.

Wenn ich abends müde werde, gehe ich in mein Schlafzimmer. Da steht ein riesengroßes Bett, so groß, dass auch mein Herrchen darin schlafen kann. Meistens gehen wir zusammen schlafen und teilen uns dann mein Kopfkissen. Mein Herrchen bekommt auch ein kleines Stück vom Kissen ab – ich bin ja ein lieber Kater. Und dann kuscheln wir miteinander und ich drücke dann immer meine feuchte Nase an Herrchens Nase. Ich glaube, das mag er. Manchmal dreht er sich aber um, aber das macht nichts. Ich stehe dann auf und gehe einfach auf die andere Seite. So kann ich meine Nase wieder an Herrchens Nase drücken.

Am Wochenende habe ich sogar auch ein Frauchen. Das hat mich auch ganz doll lieb. Ich darf auch immer bei ihr liegen und  werde auch  gekrault und gestreichelt. Sie sagt mir dann immer wie süß und flauschig ich sei. Naja, ich bin ja schließlich auch ein Kartäuser-Mischling… Abends soll ich mit ihr immer ins Bett kommen. Sie ruft mich dann immer. Aber ich liege dann ja noch bei meinem Herrchen auf der Couch. Wenn ich aber müde genug bin, gehe ich hoch zu meinem Frauchen ins Schlafzimmer. Dort kuschel ich dann mit ihr. Aber wenn mein Herrchen ins Bett kommt, gehe ich gleich wieder zu ihm. Bei Herrchen ist es einfach am schönsten.

Ich bin übrigens auch eine ganz saubere Katze. Wenn ich mal „muss“, komme ich immer von draußen reingelaufen und gehe in den Keller auf mein Katzenklo. Warum soll ich auch erst draußen rumbuddeln und mir meine Pfoten schmutzig machen…

So, nun habe ich aber genug erzählt. Jetzt bin ich wieder müde und gehe nach oben in mein Körbchen. Mal sehen, was mir nach meinem Mittagsschläfchen noch Spannendes einfällt.

Ich habe jedenfalls tolle Menschen und ein schönes neues Zuhause gefunden. Ich hoffe, dass auch die anderen Tiere bei Euch bald ein so schönes Zuhause finden wie ich. Ich möchte hier jedenfalls niiieeee wieder weg…

Viele Grüße von
Joschi

P.S.: Ich soll euch auch noch schöne Grüße von meinem Herrchen und Frauchen ausrichten. Tschüüüüß!