Joey

Liebe Tierheim-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter,

hier ist Joey (Joe), der phänomenalste Riesenschecke aller Zeiten. Vor einem Jahr zog ich von der Süderstraße in den Hamburger Westen zu meiner neuen Besitzerin und dem Zwergkaninchen Lilly sowie der Hundedame Alina. Ich bin also der einzige Kerl von uns vieren.

Zuerst wohnte ich im Arbeitszimmer, was mir recht gut gefiel. Ich musste es mit keinem anderen Tier teilen, das war nach der Zeit im Tierheim auch mal ganz angenehm. Dann lernte ich Lilly kennen und jagte sie in den ersten Tagen immer wieder durch das Wohnzimmer, das war ein Spaß. Nach vier Wochen zog ich ins Kaninchenzimmer um, das Lilly bereits bewohnte. Es hat einen Balkon und eine tolle Aussicht auf die umliegenden Häuser.

Lilly und ich gewöhnten uns recht schnell aneinander, aber ich muss zugeben, ihr Geruch raubte mir zuweilen den Verstand und so riss ich ihr immer wieder Haare aus und sie revanchierte sich bei mir entsprechend. Nach kurzer Zeit hatten wir beide kahle Stellen am Körper, das sah hässlich aus und war darüber hinaus auch sehr lästig.

Eines Tages wurde Lilly dann in ihre Transportbox gehoben und war gaaaanz lange (= einen Tag) weg. Als sie wiederkam, schlief sie drei Nächte im Schlafzimmer und nicht bei mir im Kaninchenzimmer. Ich vermisste sie in der ersten einsamen Nacht schon sooooo sehr, dass ich in den übrigen zwei Tagen nachts auch zu ihr ins Schlafzimmer umzog.

Endlich kam sie wieder in unser Zimmer zurück und ich musste verwundert feststellen, dass sie schlanker geworden war, aber ihren wahnsinnig machenden Geruch verloren hatte. Nun sind wir richtig gute Freunde geworden, kuscheln viel gemeinsam und unterstützen einander gegenseitig bei der Körperpflege. Lilly macht das wirklich prima, aber der Gentleman genießt und schweigt.

Die Hündin will mich immer erziehen. Wenn ich sehr dicht an ihr vorbeihoppeln will, dann knurrt sie mich an. Mir macht das jedoch nicht viel aus und deshalb ist meine besonders favorisierte Sportart, im Flur blitzschnell an ihr vorbeizurennen, da hat sie nicht mal mehr Zeit zum Knurren. Das ist Sport und Abenteuer in einem.

Unsere Besitzerin reinigt jeden Tag unsere Käfige und den Holzboden unseres Zimmers, das ist wahrer Luxus! Das Essen ist lecker und es gibt reichlich davon, verhungern werde ich hier sicher nicht.

Lilly und ich dürfen immer frei im Zimmer herumhoppeln, der Käfig ist lediglich unsere Toilette. Am liebsten liegen wir unter dem Bett oder an der Balkontür. Wir bekommen auch immer wieder Besuch von Nachbarskindern, die uns beobachten, füttern und streicheln. Sie haben glücklicherweise sofort begriffen, dass sie mich gerne streicheln, aber nicht auf den Schoß nehmen oder herumtragen dürfen.

Wir können zwischendurch auch durch die ganze Wohnung hoppeln, allerdings habe ich jetzt Arbeitszimmerverbot, weil ich schon zwei Internetkabel mit einem Happs unbrauchbar gemacht habe. Die Gardinen im Kaninchenzimmer sind unserer Nagerlust auch schon zum Opfer gefallen.

Die Nachbarin meiner Besitzerin habe ich kennengelernt, als ich mich heimlich auf den Balkon schlich, einen Spalt in der Trennwand zwischen den Balkonen entdeckte und ganz dünn machte, um auf die andere Seite zu gelangen. Da standen so viele Pflanzen herum und ich wollte wissen, ob die mir auch schmeckten. Leider kam mein freundlicher Besuch bei der Nachbarin nicht so gut an. Aber wozu sind Pflanzen denn da, wenn nicht zum Wegmümmeln?

Die Tierärztin habe ich auch schon einmal besucht. Sie war so begeistert von mir, dass sie sofort einige Fotos von mir machte. Ich habe offenbar Talent zum Modeln.

Ihr merkt, ich führe ein abwechslungsreiches Leben und als einziger Kerl mit drei Frauen um sich herum lebe ich ausgesprochen komfortabel und bin mehr als zufrieden.

Macht euch keine Sorgen, denn ich bleibe hier und lass die Puppen weiter für mich tanzen.

Herzlichen Dank für eure Mühe mit mir

Euer Riesenschecke Joey