Dogtor

Liebes Tierheim-Team,

wir haben aus dem Tierheim Hamburg mehrere Hunde übernommen (darunter Rosine alias Hydra, Blaumann alias Silva und Dogtor alias Tyson) und sind den Tierpflegern Conny Stoll, Marie Unland und Marcos Winand sehr dankbar für die Vermittlungen. Der Dank gilt natürlich auch allen anderen Kolleginnen und Kollegen, die täglich eine gute Arbeit im Hamburger Tierschutzverein leisten.

Tyson wurde als Junghund sichergestellt, weil er in Hamburg als Staffordshire-Terrier-Mischling nicht gehalten werden durfte. Aus seiner ersten und einzigen Vermittlung kam Tyson mit 1,5 Jahren zurück, weil er auf dem Sofa thronte und den Lebensgefährten seiner Halterin biss, als dieser sich dazu setzen wollte. Daraufhin wurde er wieder ins Tierheim zurückgebracht. Es folgte ein zehnjähriger Tierheimaufenthalt.

Tyson war das, was man eigentlich nie tun sollte: ein Mitleidskauf. Wir waren frischgebackene Eltern eines Sohnes, das Leben mit Kind hatte sich gerade eingespielt, mit unseren Hunden lief alles rund – also hatten wir besprochen, dass Tyson bei uns einziehen darf, weil er einfach keine Zeit mehr hatte, noch länger zu warten.

Tyson hatte kaputte Gelenke, eine Futtermittelallergie und war einfach alt - mit allem, was dazu gehörte und noch kommen könnte. Als wir ihn besuchten, hatten wir von Anfang ein gutes Bauchgefühl.

Tyson wurde bei uns Dogtor genannt. Wir haben noch nie so einen freundlichen und entspannten Hund gehabt. Er stieg aus dem Kofferraum aus und begrüßte höflich die Katze, er lief am Kinderwagen mit, als hätte er noch nie etwas Anderes getan, das Sofa ist hier tabu und das stellte er nie infrage. Manierlicher Umgang mit Kindern, Grunderziehung, Leinenführigkeit – alles traumhaft. Alleine bleiben, Auto fahren, Verträglichkeit mit anderen Hunden: alles war wie im Bilderbuch.

Und so blieb es, bis wir ihn leider ein knappes halbes Jahr später einschläfern lassen mussten, weil Dogtor einfach nicht mehr aufstehen konnte. Genau genommen wissen wir gar nicht, wer glücklicher war: er mit uns oder wir mit ihm.

Wir haben ihn lange vermisst und eine (für unsere Verhältnisse) lange Pause gemacht, bevor der nächste Hund einzog.

Wir fahren aus Niedersachsen ins Tierheim Süderstraße, weil wir hier ehrliche Informationen über die Vermittlungshunde bekommen. Keine Verniedlichungen, keine Verharmlosungen. Die Vermittlungstexte von Tierschutzvereinen sind häufig nicht nur schlecht, sondern schlicht gelogen. Es ist für uns sehr beruhigend gewesen, von Tierpflegern beraten zu werden, die eine fachliche Ausbildung haben. Liebe zu Tieren ist keine Eigenschaft, die für die Vermittlung von (schwierigen) Hunden ausreicht.

Liebe zu Tieren ist aber auch nicht die einzige Eigenschaft, die für die Aufnahme eines Tieres ausreicht. Wir würden uns wünschen, dass mehr Realismus nicht nur in Beschreibungstexte, sondern auch in Interessenten kommt.

Ein Hund, der auf dem Sofa sitzt und beißt? Ist das wirklich ein Rückgabegrund? Oder ist das nicht eher ein Grund, mal tief in sich selbst hinein zu hören und sich zu fragen, ob es richtig ist, dass dieser Hund auf dem Sofa sitzen darf? So viele Hunde werden zu Problemfällen, weil die Halter gar nicht mehr reflektiert, geschweige denn konfliktfähig sind.

Jeder einzelner unserer Hunde bereichert(e) uns sehr. Es lief nicht immer alles rund, aber wir möchten weder die guten noch die schlechten Erfahrungen missen. Wir können die Beratung im Hamburger Tierschutzverein wirklich empfehlen, danke!

Eine Familie aus Niedersachsen