Melody und Funny Fee

Hallo liebe Leute im Tierheim Süderstraße,

immerhin ist jetzt schon ein ganzes Jahr vergangen, seitdem wir unsere beiden Hundemädels Melody und Fee in der Süderstraße abgeholt haben, um beiden bei uns ein neues Zuhause zu geben. Liest sich einfach – war es aber nicht!

Zuerst also zu Melody:

Im Februar 2015 hatten wir unsere Penny, eine kleine Border-Collie-Hündin, im Alter von fast 15 Jahren krankheitshalber einschläfern lassen müssen. Zurück blieben wir mit unserer Trauer und mit unserer Frieda, einer damals elf Jahre alten Border-Collie-Mischlingshündin, die mit Penny großgeworden war. Also durchstöberten wir hin und wieder die Internetseiten der umliegenden Tierheime nach einem passenden Hund für uns und Frieda, um unsere Mensch-und-Hund-Familie wieder komplett zu machen. Gar nicht so einfach!

Endlich dann, im Oktober 2015, entdeckten wir auf der Website des Tierheims Buchholz i.d. Nordheide Melody: Eine offenbar kleine, wohl auch noch junge (und für uns ohne Frage) Springer-Spaniel-Hündin, die dort zusammengerollt in einer Ecke ihres Auslaufes und verängstigt mit großen Augen in die Kamera blickte. Ihre Geschichte war so, dass man sie über einige Woche in den umliegenden Waldstücken und Ortschaften hat herumlaufen sehen, sie aber nicht einfangen konnte. Besonders gefährdet war sie auch durch die vielen Bahntrassen, die dort in der Gegend zahlreich verlaufen. Es war offensichtlich sehr schwer, diesen verstörten, kleinen Hund einzufangen und in Sicherheit zu bringen. Erst einem Team des Tierheims Buchholz und privaten Helfern gelang es, die kleine, sehr verängstigte Hündin mit Futter anzulocken und sie in das Tierheim zu bringen. Wir, mein Mann und ich, wussten sofort: „Das ist sie!“  Sie erinnerte uns doch auch an Sam und Shane, zwei wunderbare englische Springer Spaniel, die in den 90er Jahren mit uns lebten. Wir  verfolgten also von da an Melodys Weg (sie war ja zu der Zeit nicht vermittelbar und musste sozialisiert werden), der uns dann letztlich nach Monaten (inzwischen Mai 2016) in das Tierheim in der Süderstraße in Hamburg und zu Susann Mülling* führte, die die kleine Melody zur endgültigen Sozialisierung unter ihre Fittiche genommen hatte. Für Melody – und somit letztlich auch für uns – ein großes Glück! Wir fuhren nun an jedem Wochenende die rund 100 Kilometer aus der Südheide nach Hamburg, damit wir uns mit Melody und sie sich mit uns vertraut machen konnte. Die Bedingung für die Übernahme von Melody war – ein Zweithund, an dem sie „andocken“ konnte. So war sie es bis dahin auch gewohnt. In Buchholz war der große Bert ihr Beschützer und bei Susann Mülling ihre eigenen drei Hunde, an die Melody sich schnell anschließen konnte. Alles war gut und dann doch wieder nicht …; nach ein oder zwei Besuchen in der Süderstraße verstarb dann ganz plötzlich unsere Hündin Frieda. Wir waren geschockt und traurig und wussten ja nun auch, dass wir Melody nicht würden nehmen können.

Nun zu Funny Fee:

Aber da hatten wir noch nicht ganz zu Ende gedacht. Susann Mülling „zauberte“ für uns eine wunderschöne Australien-Sheperd-Hündin „aus dem Hut“. Sie wurde offenbar herumstreunend durch die Polizei aufgegriffen und in die Süderstraße gebracht. Da man ihren Namen nicht wusste, wurde sie Fee genannt. Man schätzte ihr Alter auf etwa sechs Jahre. Fee hatte eine alte Verletzung am linken Hinterbein, welche sie beeinträchtigte und humpeln ließ. Die Verletzung stellte sich als alter Kreuzbandriss heraus und musste entsprechend operativ versorgt werden. Die Chemie zwischen Melody und Fee schien, zumindest nach ersten Eindrücken, zu stimmen. Wir machten also weiterhin unsere Besuche in der Süderstraße und gingen nun an den Wochenenden mit zwei Hundedamen spazieren und gewöhnten uns so langsam an den Gedanken, statt mit einem nun mit zwei Tierheimhunden nach Hause zu kommen. Vier Wochen nach Fees Einzug bei uns zuhause konnten wir dann auch unsere kleine Melody in der Süderstraße abholen. Sie war inzwischen Dank der intensiven Betreuung durch ihre Hundetherapeutin so weit, dass sie in unsere Obhut übergehen konnte. Natürlich war sie immer noch sehr ängstlich und wir wurden dankenswerter Weise mit guten Ratschlägen versorgt, wie wir mit ihr umgehen sollten.

Das ist nun alles über ein Jahr her. Ich kann nicht sagen, dass es einfach war. Wir hatten auch Tage des Zweifels und der Verzweiflung, aber wir haben durchgehalten. Alle vier! Mein Mann, ich und die Hundemädels. Fee heißt inzwischen „Funny Fee“. Der Grund ist lustig: Sie lacht! Wenn sie sich freut, zieht sie die Lefzen und ihre Nase hoch – und lacht! Funny eben! Ihr Bein ist ausgeheilt. Sie humpelt nicht mehr. Sie bekommt noch Nahrungsergänzungsmittel für ihre Gelenke und inzwischen wurde bei ihr eine leichte Nierenschwäche diagnostiziert, die wir aber kontrollieren und „im Griff“ haben. Ein bisschen dominant ist unsere Funny Fee. Die Dackel meiner Tochter hat sie gleich zu Anfang verprellt. Es ging ums Futter, was sonst. Sie vergräbt so manchen Hundekeks im Garten. Selbst vor Äpfeln macht sie da nicht Halt! Und wehe ein anderer Vierbeiner nähert sich diesen vergrabenen Reserven! Melody hat auch gleich „die Richtung“ bekommen, tanzt der „Alten“ aber ansonsten inzwischen kräftig auf der Nase herum.

Das wahre Wunder allerdings ist mit unserer kleinen Melody geschehen: Im Laufe der Monate und durch intensives Training bei den Spaziergängen hat sie massiv ihre Ängste vor allem Fremden abgebaut. Sie tobt mit anderen Hunden im Feld bei unseren Spaziergängen und weicht auch nur noch selten den Menschen aus. Bei Männern ist sie etwas vorsichtig, was sich steigert bei Männern mit Hut oder Mütze. Da muss dann auch schon mal kräftig verbellt werden. Unsere kleine Melody war ein Rohdiamant, verborgen unter ihren Ängsten. Inzwischen aber funkelt sie! Sie ist ein fröhlicher kleiner Kobold, der alle zum Spielen und Toben animiert und große Freude und Frohsinn verbreitet. Wir hatten den richtigen Riecher bei ihr. Zusammengefasst können wir heute sagen, dass wir mehr als glücklich mit unseren beiden Hundemädels aus dem Tierheim in der Süderstraße in Hamburg sind und wir den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sehr für das Überlassen dieser beiden wunderbaren Hunde in unsere Hände danken. Bedanken wollen wir uns auch bei den Tierpflegerinnen des Tierheims Buchholz, die sich in der ersten Zeit so sehr um unsere kleine Melody gekümmert und bemüht haben. Der Grundstein für ihr neues Leben wurde hier gelegt.

Zum Schluss allerdings geht unser besonderer Dank an Susann Mülling, die Melody das Grundvertrauen mit auf ihren Weg zu uns gegeben hat. Ohne ihre Ratschläge auch über die Tierheimzeit hinaus wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen. Wir sind uns sicher, dass sie noch vielen weiteren verstörten Hundeseelen den Weg in ein normales Hundeleben ebnen wird. Was wäre ein Tierheim ohne diese engagierten Tierpflegerinnen und Tierpfleger?!

Ihnen allen gebührt ein dickes Dankeschön!

 

*Susann Mülling ist Mitarbeiterin in der Hunde-Sozialstation.