Diggi
Liebes Tierheim-Team,
Kater Winnie heißt jetzt Diggi und es geht ihm (nach unserer Wahrnehmung) prächtig. Wir haben uns gut zusammen eingelebt und er hat sich in den letzten eineinhalb Jahren wirklich sehr gut entwickelt.
Als wir ihn im Juli 2020 adoptiert haben, war er ein Schwergewicht (7,5 kg). Auf seinem Steckbrief auf der Tierheim-Website stand, dass er von den Vorbesitzer*innen abgegeben wurde, weil er sie angegriffen habe. Gleichzeitig stand dort aber auch der Hinweis, dass er mit stark entzündeten Zähnen ins Tierheim gebracht wurde – etwa ein Viertel seiner Zähne mussten entfernt werden. Den Angriff können wir uns heute nur damit erklären, dass er wirklich sehr große Schmerzen gehabt haben muss. Wir erleben ihn durchweg als sehr friedlich. Selbst wenn er große Angst hat oder es ihm nicht gut geh,t knurrt er zwar wie ein Weltmeister, aber haut oder beißt niemals zu.
Als wir ihn aus dem Tierheim geholt haben, sollte er eine Zweitkatze zu einem anderen Kater sein, den wir kurz vorher auch aus dem Tierheim adoptiert haben. Die Zusammenführung hat leider überhaupt nicht funktioniert: Diggi hat sich bei den direkten Kontakten mit dem anderen Kater immer von ihm verprügeln lassen und sich hinter uns versteckt. Nach zwei Monaten und vielen Gesprächen mit einer sehr unterstützenden Mitarbeiterin vom Tierheim (Vielen Dank nochmal!) haben wir uns dann entschieden, den anderen Kater wieder zurückzugeben. Dieser hatte sich in der Zeit bei uns von seinen Struvitkristallen erholt und könnte dann mit Freigang weitervermittelt werden – was natürlich eine große Verbesserung zu unserem Balkon war. Diggi hingegen hatte noch eine Operation vor sich und brauchte eine strenge Diät, um Gewicht zu verlieren. So sehr wir vor dieser Entscheidung auch gehadert haben, sind wir jetzt sehr glücklich, wie es gekommen ist: Der andere Kater wurde schnell weitervermittelt und lebt jetzt in einem Haus an einem See und kann draußen herumstromern.
Und Diggi hat sich in unsere Herzen gemauzt: Mauzen macht er viel – vor allem wenn er findet, dass es wieder Essenszeit ist. Bis auf das tägliche Hunger-Klagen ist er wirklich ausgesprochen wohlerzogen: Er kratzt nur an seinen Katzpappen, lässt die Zimmerpflanzen in Ruhe, ist sehr friedlich und zugänglich. Und dass wir ihn nicht alleine in einem Raum alleine lassen können mit irgendetwas, das möglicherweise Essen sein könnte, ist nun wirklich kein Problem.
Nachdem Diggi zum Einzelkater wurde, konnten wir sein „Trainingsprogramm“ intensivieren. Als er zu uns gekommen ist, war uns nämlich schnell aufgefallen, dass der Kleine nicht wirklich spielen kann. Immer wenn wir ihn etwas motiviert hatten, wenn dann doch der Jagdtrieb gegriffen hat, wirkte es so, als würde er sich erschrecken und ist dann weg getrottet. Außerdem hatte er große Probleme mit Springen, Rennen, Klettern. Auf das Sofa zu kommen war für ihn eine Herausforderung – vom großen Kletterbaum im Wohnzimmer ganz zu schweigen. Aber da Diggi sehr leicht übers Essen zu motivieren ist (wegen seiner von der Tierärztin verordneten Diät hat er immer Hunger), haben wir zwei Nägel mit einem Hammer geschlagen und zusätzlich zu weniger Essen ein Fitnessprogramm gestartet. Bei Abenteuern in drei Dimensionen musste er üben zu rennen, springen, klettern usw. - natürlich am Anfang mit kleinen Herausforderungen, damit er langsam aufbauen konnte. Die ersten Male ist er aber auf den Kletterbaum nur mit Hilfe einer Rampe gekommen, die anderen Sprünge waren ihm einfach noch zu steil. Heute kann er da rauf und runter flitzen wie ein Weltmeister und rast mit Zoomies durch die Wohnung. Inzwischen kann er sogar ein bisschen kabbeln und auch ein bisschen physisch spielen – wobei er natürlich immer noch sehr bedacht und vorsichtig ist. Er kann auf Kleiderschränke hüpfen – jedenfalls, wenn er da ein Leckerli vermutet, sonst ist er nach wie vor zu träge für solche Späße. Den ersten Schnee auf unserem Balkon im letzten Winter fand er ganz faszinierend, und hat begeistert Schneebälle gefangen.
Die Gesundheit blieb weiter ein Thema: Die häufigen Tierarzt- Besuche gefielen ihm gar nicht und er hat wirklich große Angst vor der Tierärztin. Diese ist sehr zufrieden mit seinem Gewicht (Stand Dezember 2021: 4,7 kg), allerdings wurde im März des gleichen Jahres eine Niereninsuffizienz diagnostiziert, weswegen er auf Spezialfutter umgestellt werden musste. Die Tierärztin machte sich Sorgen, dass er Appetitverlust kriegen könnte, aber dieses Problem haben wir mit unserer Katze ja zum Glück überhaupt nicht. Auch die Zähne blieben ein Problem. Wegen der Niereninsuffizienz musste die OP um ein halbes Jahr verschoben werden, damit die Narkose nicht gefährlich für ihn würde. Denn das weitere Zähne entfernt werden müssen, haben sie uns im Tierheim schon bei der Adoption gesagt. Im Herbst 2021 fand dann die OP statt, es wurden ihm tatsächlich alle Zähne bis auf die beiden Fangzähne unten entfernt. Aktuell bekommt er noch Medikamente, damit sich die Stellen im Zahnfleisch nicht wieder entzünden.
Auch diesen Winter stellt Diggi wieder fest, dass er zwar die Sonne auf dem Sofa vermisst, aber dass Heizungen zum Ankuscheln ein großer Vorteil dieser Jahreszeit sind. Er ist wirklich sehr menschenbezogen. Verschlossene Türen mit einem Menschen auf der anderen Seite – das geht gar nicht! Am liebsten hat er so viele Menschen wie möglich auf einem Haufen und er oben drauf. Deswegen ist er auch sehr glücklich darüber, dass er wegen langfristiger Homeoffice-Arbeit auch immer mindestens einen Menschen da hat (auch wenn dieser immer so blöd darauf besteht, dass die Tastatur kein Schlafplatz ist).
Wir sind sehr glücklich mit Diggi und freuen uns, zu welch selbstbewusstem Kater er sich entwickelt hat und wie gut es ihm geht. Vielen Dank an das Tierheim Süderstraße und die Mitarbeiter*innen vom Katzenhaus, die es möglich gemacht haben, dass dieser wunderbare Kater jetzt ein Mitglied unserer Familie ist!
Viele Grüße von
Diggi & Co.