Liebes Tierheim-Team,

erinnert Ihr Euch noch an mich? Ich bin Lucy, die kleine Terrier-Mix-Hündin, die als adipös eingestuft, mit einem starken Drang sich die Pfoten zu lecken, bei Euch eingeliefert wurde und in der Krankenstation landete.

Am Donnerstagvormittag, den 30 Mai 2024 bekam ich plötzlich Besuch: Die Frau (meine jetzige Mama), die mit mir spazieren gehen wollte, war sehr nett zu mir, aber eigentlich mochte ich gar nicht vom Tierheimgelände runter... Sie lockte mich aber hinter sich her – und dann war da ein Mann (mein jetziger Papa) mit einem anderen Hund, der genau meine Größe hatte. Ein Rüde – so ein junger Kerl, noch total grün hinter den Ohren. Der kam dann, zusammen mit dem Mann, mit mir wieder zurück ins Tierheim, da wo ich mich sicher fühlte.
Frau Knorr*, meine allerliebste Pflegerin, hat uns auf eine schöne umzäunte Wiese mit Sonnenschein geführt. Dort waren wir dann eine Stunde lang: die Frau, die mich mit rausgenommen hatte, der Mann, der junge Rüde und ich.
Erstmal dachte ich, ich könne dem jungen Rüden einfach mal sein Herrchen und sein Frauchen abspenstig machen. Aber Frau Knorr meinte, so sei das nicht gedacht. Ok, dann eben nic t...
Die Stunde war sehr schön mit den Dreien. Der Rüde wurde mir auch nimmer sympathischer – und am Ende hat mich die Frau einfach mal gerufen: "Lucy!" Hm? Was? "Lucy komm!" Das klang so freundlich, dass ich zu ihr gesaust bin – und sie hat sich so doll darüber gefreut!

Als die Drei dann wieder weggegangen sind, war ich ein bisschen traurig. Ich wusste ja nicht, dass sie gleich am Sonntag wiederkommen würden – und dann auch noch zu viert, mit einer jungen Frau, die die Tochter zu dem Mann und der Frau war. Frau Knorr hat mir ein neues Sicherheitsgeschirr angepasst und als sie mit mir aus der Krankenstation rausging und ich die Vier sah, habe ich mich sofort auf den Rücken geschmissen, damit sie mich nicht wieder hierlassen! Ich wurde auch sofort am Bauch gestreichelt – und mitgenommen!!!

Bei ihnen zu Hause habe ich erstmal alles angesehen und beschnuffelt. Koda, so heißt der Rüde, der jetzt mein kleiner Bruder ist, hat mir alles gezeigt. Bald haben Koda und ich angefangen zu toben und Ziehen mit seinen Kuscheltieren gespielt. Er hat mir anvertraut, dass er vier Monate zuvor seinen großen Bruder verloren hatte, der nach einer Not-OP, wegen eines verschluckten Tannenzapfens, nicht mehr aus der Narkose aufgewacht war. Er fühlte sich seitdem doch einsam, was er seiner Familie aber nicht zeigen mochte, um sie nicht noch trauriger zu machen.

Meine neue Familie ist dann ganz oft mit mir bei einer Klinik mit Augen- und Hautspezialisten gewesen. Inzwischen haben wir die Symptome meiner Futtermittel- und Pollenallergie im Griff. Jetzt brauchen wir erst nach einem halben Jahr wieder zur Kontrolle kommen.

Koda und ich toben nun auch ganz oft im Garten herum, nachdem wir anfangs nur im Haus getobt hatten. Ich mochte erst nicht ohne menschliche Begleitung in den Garten gehen. Jetzt fühle ich mich im Garten sauwohl. Ich tobe dort nicht nur mit Koda, sondern drehe in Ruhe meine Schnuffelrunden oder brate in der Sonne (natürlich mit Sonnenschutz auf den unbehaarten Stellen).

Und last but not least: Gleich gegenüber ist der Wald! Ein richtiger Wald mit Rehen und Wildschweinen (die wir auf unseren Spaziergängen aber noch nicht gesehen haben, nur die Spuren)! Da gehen wir jeden Tag spazieren – und Mama macht dann auch die eine oder andere Übung mit uns: Bleiben auf Entfernung und auch außer Sicht (Mama hat uns natürlich heimlich im Blick) und Leckerli-Suchen und all sowas.

Meine Aversion gegen fremde Hunde bearbeiten wir weiterhin beim Hundetraining. Inzwischen gehe ich nicht mehr bei jedem Hund in die Luft, aber für meine Menschen ist es nicht wirklich voraussehbar, bei welchem Hund es passieren könnte. Koda, der eigentlich gar nichts gegen fremde Hunde hat, meint mir dann immer helfen zu müssen und hängt sich dann auch voll mit rein .Aber das wird schon noch! Wenn wir nicht alleine mit Mama sind, sondern zusammen mit Freya gehen, die dann einen von uns hält, ist wenigstens Koda ruhig.

Ich darf überall liegen und schlafen, wo ich will. Ich wechsele ungefähr alle zwei Wochen meine Lieblingsplätze. Nachts schlafe ich allerdings am liebsten in meinem Nest, in Mamas breitem Bett. Koda hat auch so ein Nest, aber er liegt meistens bei Mama in den Kniekehlen. Da liege ich nur am Wochenende morgens manchmal. Mamas Lesesessel hat einen Fußschemel, auf den sie immer ihre Beine legt. Da liegen wir beide, wenn sie abends oder am Wochenende liest, auf ihren Beinen und hindern sie daran, dauernd aufzuspringen.

Auch im Urlaub war ich schon zweimal: einmal im Teutoburger Wald und einmal an der Ostsee. Nächstes Jahr fahren wir wieder an die Ostsee. Bei Opa war ich auch schon mit – und mit bei der Familie des älteren Sohnes. Ich war extra brav, damit ich immer wieder mitdarf.

Alles in allem, bin ich Euch für meine Zeit im Tierheim sehr dankbar! Ihr wart lieb zu mir und habt Euch sehr gut um meine Gesundheit gekümmert. Ich war gerne bei Euch! Aber nun bin ich froh, dass ich hier bin, bei meiner neuen Familie. Übrigens war ich dann ganz schnell auf 8 kg runter und halte mein Gewicht.

Ganz liebe Grüße von
Eurer Lucy mit ihrer Familie:
Koda, Freya, Helmut & Antje

*Christina Knorr ist ehemalige HTV-Tierpflegerin.