Pepino
Liebes Tierheim-Team,
hier meldet sich der ehemalige Ronny. Ich heiße jetzt Pepino. Am 31. Januar 2020 wurde ich bei Euch in eine Box manövriert und dann „entführt.“ Ich bin Taxi, Zug und Auto gefahren und habe vor lauter Angst keinen Mucks von mir gegeben. Dann durfte ich die Box verlassen und lebte wochenlang in einer zusammengerollten Isomatte auf einem Schrank.
Ich hatte kaum Appetit und kam nur vom Schrank, wenn ich das Knistern hörte. Denn dann habe ich eine Kaustange bekommen – aber zu meiner Sicherheit und aus Angst habe ich auf dem Rückzug nochmal ordentlich gefaucht. Diese Menschenfrau kam aber immer wieder und das auch noch zu den unmöglichsten Zeiten: ganz früh am Morgen, fast noch mitten in der Nacht. Das fand ich gar nicht gut, weil ich ein Langschläfer bin. Abends bin ich besser drauf, das hat sie schnell gemerkt.
Ich bin dann mal vom Schrank runtergezogen auf die Fensterbank. Da hat sie doch tatsächlich versucht mich zu streicheln. Nee, nicht mit mir. Okay – irgendwann habe ich gemerkt, dass das ganz schön ist. Ich habe meinen ganzen Mut zusammengenommen und mich auch mal aus dem Zimmer getraut. Mann, war das aufregend und gefährlich! Plötzlich erhielt mein Zimmer so ein Gitter und ich kam nicht mehr aus dem Zimmer. Und plötzlich war da ein Kumpel! Meine Freude war riesig, aber ich hielt lieber Abstand, wer weiß, was der mit mir macht. Ich schaute mir alles an: Er ließ sich streicheln und verwöhnen. Ich habe mich dann dazu entschlossen, das auch mal zu probieren. Irgendwann war dieses Gitterteil weg und es kostete mich erneut ganz viel Mut, alles zu erkunden. Ich saß viel auf der Treppe, um zu beobachten, was sich da unten tat und um meinen Fluchtweg in mein Zimmer immer zu gewährleisten.
Seit Mai lebe ich im gesamten Haus und finde die gesicherte Terrasse einfach nur toll. Ich bin ja einige Jahre jünger als mein Kumpel und habe deshalb auch noch mehr "PS". Das macht mein Kumpel aber alles ganz toll mit. Bei dem schaue ich mir viel ab und orientiere mich an ihm. Mittlerweile finde ich es toll, gestreichelt zu werden. Überall und dann werfe ich meinen Schnurrapparat so richtig an. Ich springe meiner Menschenfrau mittlerweile auch mal auf den Schoß! Das Einzige, was ich immer noch nicht mag, ist hochgehoben zu werden. Das ist mir zu eng und bedrohlich.
Ach ja, und dann ist da noch dieses gefiederte Untier, dass abends hier kurz rein darf. Das geht zu weit, in mein Revier! Es wanderte schnurstracks auf mich zu – dem habe ich dann eine übern Schnabel gezogen. Jetzt wird aufgepasst, dass ich nicht mehr mit dem Ganter zusammentreffe ...
Ihr merkt, dass ich hier große Fortschritte gemacht habe – das mit dem Essen klappt inzwischen auch.
Danke, dass Ihr mich im September 2019 aufgenommen habt.
Seit herzlich gegrüßt
Euer Pepino