Erst kürzlich veröffentlichte der Deutsche Tierschutzbund neue Zahlen zum Thema Animal Hoarding in Deutschland. Mit über 4.500 betroffenen Tieren erreichten die Fälle des zwanghaften „Sammelns“ von Tieren im Jahr 2022 einen traurigen Höhepunkt.
Auch bei uns im Tierheim Süderstraße sehen wir uns immer wieder mit der schrecklichen Realität dieser Ausuferungen konfrontiert. Erst kürzlich konnten mithilfe der Behörden von unseren Fahrern elf Katzen aus einem Hoarding-Haushalt sichergestellt werden. Die Tiere waren unterernährt, verwahrlost und oft krank.

„Bei einem Tier gingen wir rein optisch anfangs davon aus, dass es sich um ein sehr junges Katzenkind handeln muss. Die Zahnuntersuchung ergab dann aber, dass die Katze bereits über ein halbes Jahr alt sein musste“, so unser vereinseigener Tierarzt Danilo Saß. Als mögliche Ursache für das mangelnde Wachstum vermuten wir unter anderem Inzucht. Viele der Katzen mussten mühsam wieder aufgepäppelt und versorgt werden. Dies ist nur einer von vielen beklagenswerten Fällen.

Schmutz, Vernachlässigung, Leid
Tiere, die in Hoarding-Haushalten aufwachsen, erleben unzumutbare Zustände wie mangelnde Hygiene in der Wohnung und Vernachlässigung. Zusätzlich können sich die tierischen Opfer durch fehlende Kastration und ohne ärztliche Konsultationen völlig ungehindert fortpflanzen, was wiederum ein Außer-Kontrolle-Geraten der Situation mit sich zieht. Oft werden die Zustände erst bemerkt, wenn sich Nachbarinnen oder Nachbarn einschalten. "Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man die Vielzahl der Tiere nicht mehr 'verstecken' kann, da sie sich durch Lärm und Gerüche bemerkbar machen", erklärt Tierschutzberaterin Marla Maus. Ein Tierhaltungsverbot seitens des Veterinäramtes ist in solchen Fällen eigentlich unabdingbar, wird jedoch leider nur selten ausgesprochen. "Wir erleben es immer wieder, dass wir alle paar Jahre von den gleichen Personen eine riesige Sicherstellung an Tieren bekommen", erzählt Maus.

Hilfe für Betroffene
Bei Animal Hoarding handelt es sich um ein anerkanntes Krankheitsbild. Laut des Deutschen Tierschutzbundes können die Ursachen hierfür vielfältig sein. Häufig liegen den Fällen andere psychische Vorbelastungen zugrunde, die im Leid der Tiere ihren bitteren Gipfel finden. Betroffenen empfiehlt sich, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen, um sich der Sucht zu stellen.