Am 10. November 2024 fand ein ganz spezieller Besucher seinen Weg zu uns in den Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) – ein Haubentaucher. Erschrocken durch die Sprengung der beiden Kamine des Kohlekraftwerks Moorburg, traute sich die Federseele nicht mehr vom Fleck.
Welchen Einfluss wir Menschen auf die umliegendene Fauna haben, ist uns oft gar nicht bewusst. Ein großer Knall, die Kamine fallen und was zurückbleibt, sind nicht nur Trümmer: Viele Tiere erschrecken und verletzten sich bei lauten, plötzlichen Geräuschen. Zum Glück gibt es Menschen, die sich den betroffenen Tieren annehmen.
Ein Reporter, der die Sprengung der Kamine von der benachbarten Kattwykbrücke filmte, fand den verängstigten Haubentaucher, welcher sich partout nicht mehr bewegen wollte. Vorsichtig in eine Box verladen, fand der Wildvogel seinen Weg mit der Freiwilligen Feuerwehr zu uns in den HTV.
Angekommen wurde der hübsche Vogel zunächst von HTV-Tierärztin Zoé Voßberg auf Verletzungen und die Vogelgrippe untersucht. Außer einem Schreck ging es dem kleinen Vogelfreund gut. Vermutlich hatte er auf der Straße eine Bruchlandung hingelegt, denn manchmal verwechseln solche Vögel im Stress die Straße mit einer Wasseroberfläche.
"Solche lauten Geräusche treten in der Natur abgesehen von Gewitter nicht natürlich auf und lösen starken Stress aus. Vögel können davon oft die Orientierung verlieren. Gerade Haubentaucher (aus der Familie der Lappentaucher) können nur im Wasser landen und starten. Eine Fehllandung auf der Straße bedeutet für das Tier, dass es nicht alleine starten kann und hilfebedürftig ist", erklärt HTV-Tierarzt Danilo Saß.
Nicht nur bei Sprengungen sind freilebende und Wildtiere mit menschlichem Krach konfrontiert. Gerade in der Silvesterzeit, wenn überall geknallt wird, wissen gerade Vögel nicht, wo sie Schutz finden sollen und können nirgendwo landen. "Wenn sie über Stunden immer weiter flattern auf der Suche nach einem sicheren Platz, kann das in letzter Instanz bei ihrem hohen Stoffwechselumsatz zu einem Kreislaufkollaps und dem Tod führen", so Danilo Saß.
Für unseren jungen Taucher ging zum Glück alles gut aus. Nach der Untersuchung gab es noch eine leckere Stärkung mit Fischen. Tierschutzfahrer Vladimir Kippes konnte den Haubentaucher bereits einige Zeit später wieder an seinem Fundort in die Freiheit entlassen. Alles Gute!