Pressemitteilung vom 28. Mai 2018
Mit den warmen Temperaturen der vergangenen Wochen hat die Zeckenzeit begonnen – und damit auch das Risiko, sich durch den Biss der kleinen Spinnentiere mit ernsten Erkrankungen wie der Lyme-Borreliose zu infizieren. Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass unser wertvollster Verbündeter im Kampf gegen Borreliose vermutlich der Fuchs ist. Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) fordert daher als Teil einer bundesweiten Allianz zwischen Natur- und Tierschutzorganisationen dazu auf, die Bejagung von Füchsen zu stoppen.
Die Lyme-Borreliose ist in Europa die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit; mehr als 200.000 Menschen infizieren sich jedes Jahr damit. Die Erkrankung wird von Bakterien verursacht und äußert sich im Frühstadium nur durch Rötungen um den Zeckenbiss herum sowie leichte Allgemeinsymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen. Breiten sich die Erreger im Körper aus, können sie zu Herzproblemen, bleibenden Organschäden und schweren chronischen Symptomen führen. Bis heute gibt es – anders als etwa bei der ebenfalls von Zecken übertragenen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) - keinen Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose.
Mehr Füchse – weniger Borreliose-Erreger
Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, dass unsere wertvollsten Verbündeten bei der Bekämpfung dieser ernsten Infektionskrankheit Beutegreifer sind, die sich von Mäusen ernähren – allen voran der Rotfuchs. Der niederländische Biologe T. R. Hofmeester* verglich 20 Waldgebiete mit unterschiedlichen Populationsdichten von Beutegreifern wie Füchsen und Mardern. Seine höchst interessante Erkenntnis: In Gebieten, in denen viele Füchse lebten, trugen weitaus weniger Zecken Erreger der Lyme-Borreliose in sich.
Als Grund dafür identifizierte er den Einfluss der Beutegreifer auf das Verhalten von Mäusen, die als Hauptreservoir des Borreliose-Erregers gelten. Wo es genügend Beutegreifer gibt, halten Mäuse sich häufiger im Verborgenen auf und werden so seltener von Zeckenlarven befallen. Dadurch kann die Borreliose sich schlechter in der Mäusepopulation verbreiten, Zecken nehmen den Erreger seltener auf und die Übertragungswahrscheinlichkeit auf den Menschen sinkt. Der Schutz von Füchsen trägt also dazu bei, Menschen, aber auch Haus- und andere Wildtiere vor von Zecken übertragenen Krankheiten zu schützen!
Forscher regen Schonung von Füchsen an
Die Autoren der in den renommierten britischen “Proceedings of the Royal Society of Biological Sciences” veröffentlichten Studie regen daher an, unser Verhältnis zu Beutegreifern wie dem Rotfuchs zu überdenken. Gerade Füchse werden in nahezu ganz Europa intensiv bejagt, statt sie als Verbündete im Kampf gegen Krankheiten zu würdigen und zu schützen.
Das Aktionsbündnis Fuchs, eine Initiative von 60 deutschen Tier- und Naturschutzverbänden, schließt sich dieser Einschätzung an: „Für die Verfolgung des Rotfuchses gibt es keinen vernünftigen Grund“, so Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des HTV. „Im Gegenteil: Wie wir aus fuchsjagdfreien Gebieten wissen, profitiert die Natur vom Schutz dieser sozialen und intelligenten Beutegreifer. Dass sie uns beim Kampf gegen die Borreliose helfen, ist ein weiteres Argument dafür, die oftmals tierquälerische Bejagung des Fuchses zu beenden.“
Eine ausführliche Darstellung des Themas sowie wissenschaftliche Nachweise finden Sie in den Erläuterungen und Quellenangaben des Aktionsbündnisses Fuchs.