Pressemitteilung vom 09. Mai 2022

Besorgniserregende Nachrichten für die Mitglieder des Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV), die am vergangenen Sonnabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg ihre Jahreshauptversammlung abhielten. Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 weist ein Defizit von deutlich über einer Million Euro auf. Dieses defizitäre Vereinsergebnis bringt den HTV trotz Rücklagen in eine prekäre Situation, da unter anderem finanziell herausfordernde Bauprojekte im vereinseigenen Tierheim Süderstraße anstehen. Außerdem werden neben weiter steigenden Bewirtschaftungskosten (Futter, tiermedizinische Versorgung uvam) auch die Personalkosten noch weiter steigen müssen. Sowohl die Inflation als auch der Fachkräftemangel machen es unumgänglich, wenn der HTV als Arbeitgeber attraktiv bleiben will.

Die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhardt führte durch die Jahreshauptversammlung und erläuterte die wesentlichen Punkte des Geschäftsberichts 2022.

Baumängel und Platznot im Tierheim Süderstraße
Katastrophale Baumängel und der enorme Sanierungsbedarf im Tierheim Süderstraße, verbunden mit steigenden Kosten in allen Bereichen, bereiten dem Vorstand nie dagewesene, existenzielle Sorgen, berichtete Janet Bernhardt: „Kein Gebäude unseres Tierheims ist heil – jetzt trifft uns der Sanierungsstau der vergangenen Jahre besonders stark, denn die Kosten für Handwerker und Material sind extrem gestiegen. Der auch im Baubereich vorhandene Fachkräftemangel und Lieferprobleme für Material werden allein die Sanierung des Alten Katzenhauses auf zwei bis vier Jahre ausdehnen und die Kosten in eine siebenstellige Höhe schießen lassen.“ Insgesamt ist das Tierheimgelände für die Vereinsaufgaben zu klein, daher wird mit der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) nach Lösungen gesucht: Pläne, das Tierheim umzustrukturieren oder zumindest einen Teil an einen zweiten Standort auszulagern, stehen zur Diskussion. „Eines ist jedenfalls klar: So wie jetzt kann und wird es nicht weitergehen“, betonte die 1. Vorsitzende.

Vertragsverhandlungen mit der FHH
Die 1. Vorsitzende erläuterte, warum der HTV den Vertrag mit der FHH im vergangenen März gekündigt hat: „Die ungefähr zwei Millionen Euro, die wir gemäß vertraglicher Vereinbarung von der FHH für Fund-, Verwahr- und Beobachtungstiere bekommen, reichen nicht aus, um diese Tiere ausreichend zu versorgen. Wir zahlen also drauf und subventionieren die Stadt – mit Spendengeldern, um staatliche Aufgaben zu erfüllen. Dieser Zustand ist inakzeptabel.“

Problem Fachpersonalmangel
Der allgemeine Fachkräftemangel stellt bei der Personalsuche auch den HTV und allen voran seine Geschäftsführerin Petra Hoop vor große Probleme: Eine, nach 17 Jahren längst überfällige, neue Betriebsvereinbarung brachte neben anderen Verbesserungen auch höhere Gehälter für die 117 Mitarbeitenden im HTV. „Aber wir müssen die Löhne noch weiter anheben – nur dann wird es uns gelingen, alte Mitarbeitende zu halten und neue im nötigen Maße zu finden“, so Janet Bernhardt. Mit Teilzeitjobangeboten und neu geschaffenen Stellen für weitere Bundesfreiwilligendienstleistende und Vermittlungshilfen konnten in 2022 einige zusätzliche Mitarbeitende gewonnen werden.

Defizitäres Vereinsergebnis
Schatzmeister Andreas Petersen und Steuerberater Marco Siebert erläuterten einige Punkte des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2022 und beantworteten anschließend dazu Fragen der anwesenden Mitglieder.
Unerwartet hoch war die finanzielle Hilfsbereitschaft: Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Spenden um mehr als 10 Prozent zu. Trotz der Belastungen eines dritten Coronajahres wurde fast eine Million Euro an den HTV gespendet. Davon brachte eine Winterspendenaktion, die sich mit Plakaten direkt an die Bevölkerung Hamburgs wandte, mehr als 100.000 Euro ein.

Vorstand entlastet
Dem amtierenden Vorstand sprachen die Mitglieder das Vertrauen aus.

Mitgliedsbeiträge werden leicht angehoben
Die Ankündigung, die Mitgliedsbeiträge ab dem Jahr 2024 moderat zu erhöhen, gab Anlass zur Diskussion: „Kein Mitglied muss aus dem HTV austreten, wenn es in eine finanzielle Notlage gerät. Wie auch schon in der Vergangenheit, werden wir jeden Einzelfall prüfen und individuelle Lösungen finden“, versicherte Dr. Gabriele Waniorek-Goerke, 2. Vorsitzende des HTV. Die Mehrheit der anwesenden Mitglieder stimmte schließlich für eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge.