Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) hat seinen Kooperationspartner „Rettet das Huhn“ erneut bei einer Tierrettung unterstützt. 810 für die Industrie ausgediente Legehennen wurden vor der Schlachtung bewahrt und haben bereits fürsorgliche Familien gefunden.
Die Tiere wurden aus einer Freilandhaltung in Niedersachsen geholt. Der Betreiber hatte die Hennen abgegeben, damit sie nicht getötet werden. Das ist jedoch eher die Ausnahme: Die meisten Halter geben ihre Tiere ab, da eine Schlachtung für sie schlicht nicht profitabel ist. Bei uns im Tierheim sicher angekommen, wurden die Hühner an die bereits vorausgewählten Adoptant*innen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern übergeben. Ausgestattet mit Transportkisten und Käfigen nahmen etliche tierliebe Menschen, darunter auch einige Familien mit Kindern, ihre Hennen erwartungsfreudig in Empfang. Darüber hinaus durften unsere zwei Hähne Gregor und Stefan ll sowie zwei weitere Artgenossen umziehen, die wir für „Rettet das Huhn“ vorübergehend in sichere Obhut genommen hatten. Auch sie erwartet nun ein sorgenfreies Leben in einem geschützten Zuhause.
Janina Stemmer von „Rettet das Huhn“ erläutert die Aktion: „Wir arbeiten seit Jahren vertrauensvoll mit dem Hamburger Tierschutzverein zusammen. Die Möglichkeiten zum Saubermachen sowie der Platz, unsere Boxen hier zu lagern, helfen uns jedes Mal sehr bei den Rettungsaktionen.“ Sechs Helfer*innen von „Rettet das Huhn“ waren vor Ort, um die Tiere an ihre Familien zu übergeben und bei Fragen weiterzuhelfen. Janina Stemmer: „Für uns ist Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Wir sind froh, dass auch der Hamburger Tierschutzverein tierschutzpolitische Themen verstärkt auf die Agenda setzt und in der Öffentlichkeit trotz einigem Gegenwind konsequent weiter vertritt.“ Unsere 1. Vorsitzende Sandra Gulla betont: „Wir können als HTV viel zu wenig für die geknechteten Tiere in der Lebensmittelproduktion tun. Da tut es gut, einen kleinen Beitrag bei den Lebensrettungen unseres Kooperationsvereins zu leisten.“
50 Millionen geschlachtete Legehennen im Jahr
Die Mehrheit der jährlich etwa 50 Millionen Legehennen in Deutschland landet bereits nach einem Jahr als Eierproduzentinnen auf der Schlachtbank. Die gleiche Anzahl von Hähnen wird als „unnützes Nebenprodukt“ direkt nach der Geburt getötet. Bereits bei den Transporten sterben viele Hennen als „Kollateralschaden“ oder werden aufgrund von Verletzungen oder Größe direkt für die Schlachtung aussortiert. Die verbleibenden Hybridhühner werden durch hoch eiweißhaltige Fütterung, künstliche Belichtung und konstante Temperaturen in den Ställen zu unnatürlich hoher Legeleistung gebracht, sodass sie mehr als 300 Eier im Jahr legen. Die natürliche Anzahl der pro Jahr gelegten Eier läge bei 40 – und das nur zur Arterhaltung. Nach rund zwölf Monaten lässt die erzwungene Produktivität durch die natürliche Mauser der Tiere nach. Zu diesem Zeitpunkt sind die Hennen für die Eierproduzenten nicht mehr rentabel und werden durch neue Junghennen ersetzt – dabei ist es gleichgültig, um welche Haltungsform es sich handelt. Hühner, die unter artgemäßen Haltungsbedingungen bis zu zwölf Jahre alt werden könnten, werden – wenn sie gerade mal erwachsen sind – getötet.
Allein 2019 hat „Rettet das Huhn“ deutschlandweit mehr als 12.600 Legehennen und mehr als 160 Hähne vor dem Tod bewahrt. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Leben der für die Industrie ausgedienten und damit wertlosen Hühner zu retten. Die Tierschützer*innen vermitteln die Tiere in ein artgemäßes Zuhause bei tierlieben Menschen, wo sie endlich ein glückliches Hühnerleben kennenlernen dürfen bis zu ihrem natürlichen Lebensende.